Die Silikonabdichtung ist eine elastische Fugenabdichtung, die Feuchtigkeit, Luft, Staub und Schadstoffe von Bauwerken fernhält und Bewegungen dauerhaft aufnimmt. In der Praxis trifft sie auf nahezu alle Gewerke des Massiv- und Ausbauhandwerks – vom Sichtbeton bis zur Natursteinverkleidung. Auch im Kontext von Betonabbruch und Spezialrückbau, Entkernung und Schneiden sowie im Felsabbruch und Tunnelbau spielt sie eine Rolle: Fugen werden vor Eingriffen geschützt, temporär abgedichtet oder nach mechanischen Trennverfahren erneut hergestellt. Wo Betonzangen oder Stein- und Betonspaltgeräte kontrolliert Bauteile trennen, entscheidet eine fachgerecht geplante und ausgeführte Silikonfuge häufig darüber, ob angrenzende Bauteile schadensfrei bleiben und ob ein sauberer, wiederherstellbarer Abschluss gelingt.
Definition: Was versteht man unter Silikonabdichtung
Unter Silikonabdichtung versteht man das Abdichten von Fugen und Anschlussbereichen mit elastischen Silikondichtstoffen. Diese Dichtstoffe sind dauerelastisch, chemisch beständig, alterungsresistent und können Bewegungen in Dehn- und Anschlussfugen aufnehmen, ohne abzureißen. Silikonabdichtungen sind nicht tragend und ersetzen keine konstruktiven Abdichtungen oder Entwässerungen; sie dienen dem Schutz der Fuge und der angrenzenden Baustoffe. Typische Untergründe sind Beton, Stahlbeton, Metall, Keramik, Glas sowie zahlreiche Natursteine – jeweils unter Beachtung der Haftung und der Materialverträglichkeit.
Anwendungsfelder im Betonbau, Rückbau und in der Entkernung
Im Massivbau dichten Silikonfugen Bewegungs- und Anschlussfugen ab, etwa zwischen Betonfertigteilen, an Fenster- und Türelementen oder an Haustechnikdurchführungen. In der Entkernung und beim selektiven Rückbau werden Silikonabdichtungen häufig zunächst gelöst oder entfernt, um Bauteile kontrolliert zu trennen. Das betrifft besonders Fassadenpaneele, Verglasungen und Leichtbauelemente, die vor dem Einsatz von Betonzangen oder Stein- und Betonspaltgeräten spannungsfrei gelöst werden sollen. Bei nassen Trennverfahren können temporäre Silikonraupen zudem das Austreten von Schlämme begrenzen; nach dem Eingriff wird die elastische Abdichtung an den neuen Schnittkanten wiederhergestellt. In Tunnel- und Schachtbereichen helfen silikonbasierte Anschlussabdichtungen, Staubeintrag, Spritzwasser oder Zugluft an provisorischen Trennwänden, Kabeldurchführungen und Schotts zu minimieren.
Materialeigenschaften und Silikon-Typen
Die Auswahl des Dichtstoffs richtet sich nach Untergrund, Bewegung und Beanspruchung. Wichtige Typen und Eigenschaften:
- Vernetzungsarten: Acetatvernetzende Silikone (Geruch nach Essigsäure) haften gut auf Glas und glatten Flächen; neutralvernetzende Systeme sind universeller und meist natursteinverträglicher.
- Modul und Bewegungsaufnahme: Niedrigmodulige Silikone sind besonders dehnfähig; hochmodulige bieten höhere Standfestigkeit. Die Bewegungsfähigkeit (z. B. ±20 bis ±50 %) muss zur Fugengeometrie passen.
- Anwendungsprofile: Sanitärsilikone mit fungizider Ausrüstung für Feucht- und Nassräume; Fassadensilikone für Außenbereiche mit UV- und Witterungsbeständigkeit; hitzebeständige Spezialformulierungen für erhöhte Temperaturen.
- Natursteinverträglichkeit: Spezielle, neutralvernetzende Qualitäten verhindern Randverfärbungen (Migration) an empfindlichen Natursteinen.
- Haftung und Primer: Auf dichten, glatten oder kritischen Untergründen verbessern geeignete Primer die Haftung; bei porösen Betonen ist eine gründliche Porenreinigung entscheidend.
Planung und Fugendimensionierung
Eine funktionierende Silikonabdichtung beginnt mit der richtigen Dimensionierung und Fugenführung. Ziel ist eine dauerelastische, zweiflächige Haftung ohne Zwängungen.
Grundsätze der Dimensionierung
- Breite/Tiefe: Häufig bewährt: Fugentiefe ≈ 0,5 bis 0,7 der Fugenbreite (Richtwert), Mindestbreite meist ≥ 6 mm. Bei großen Bewegungen ist eher breiter als tiefer zu dimensionieren.
- Hinterfüllmaterial: Geschlossenzellige Rundschnur (PE) verhindert Dreiflankenhaftung und definiert die Fugentiefe. Alternativ wird Trennband verwendet.
- Randzonen: Fugenflanken müssen tragfähig, sauber und trocken sein. Abgesandete oder kreidende Zonen sind zu entfernen.
- Bewegungsklassen: Die erwarteten Bauteilbewegungen (Temperatur, Schwinden, Lasten) leiten die Wahl des Dichtstoffs und der Geometrie.
Ausführung: Arbeitsschritte für eine dauerhafte Silikonfuge
- Bewerten und planen: Fugenart, Bewegungen, Untergrund, Klima und spätere Beanspruchung festhalten.
- Vorbereiten: Alte Dichtstoffe und Rückstände vollständig entfernen; Fugenflanken staub- und fettfrei reinigen; Trocknung sicherstellen.
- Hinterfüllen: Rundschnur passend einbringen, Fugentiefe definieren, Dreiflankenhaftung sicher vermeiden.
- Abkleben: Saubere Kanten mit geeignetem Klebeband herstellen, besonders bei Sichtflächen.
- Primer (falls erforderlich): Gemäß Herstellerangaben dünn und gleichmäßig auftragen, Ablüftzeit beachten.
- Applikation: Dichtstoff blasenfrei einspritzen, gleichmäßig füllen; Hohlstellen vermeiden.
- Glätten: Oberfläche innerhalb der Hautbildungszeit mit passendem Glättmittel formschön ausbilden, Haftflächen nicht benetzen.
- Abziehen und Aushärten: Klebebänder rechtzeitig entfernen, Aushärtezeit und Klima beachten, Fuge vor Feuchtebelastung schützen.
Verarbeitungshinweise
- Temperatur: Verarbeitung typischerweise bei +5 bis +40 °C; direkte Sonne und starke Abkühlung vermeiden.
- Feuchte: Luftfeuchte fördert die Vernetzung; stehendes Wasser in der Fuge ist zu vermeiden.
- Untergrundverträglichkeit: Vorab Haft- und Verträglichkeitstests anlegen, insbesondere bei Naturstein und beschichteten Metallen.
Schnittstellen zu Stein- und Betonspaltgeräten und Betonzangen
Bei kontrollierten Trennarbeiten im Betonabbruch und Spezialrückbau beeinflussen Silikonabdichtungen die Qualität der Schnittstellen. In der Praxis ergeben sich wiederkehrende Schnittstellen zu Stein- und Betonspaltgeräten sowie zu Betonzangen:
- Vor dem Trennen: Elastische Anschlussfugen an angrenzenden Bauteilen werden sauber aufgeschnitten oder entfernt, um Risse, Abplatzungen und unerwünschte Zugbeanspruchungen zu vermeiden.
- Temporäre Abdichtungen: Entlang von Sägeschnitten oder Kernbohrungen können temporäre Silikonraupen das Austreten von Wasser und Schlämme begrenzen; dies erleichtert sauberes Arbeiten an sensiblen Bereichen.
- Nach dem Spalten oder Zangenabbruch: Neu entstandene Schnitt- und Stoßfugen werden gereinigt, bei Bedarf reprofiliert und mit passender Silikonfuge wiederhergestellt – insbesondere an Sichtbetonflächen, Fertigteilstößen oder Fassadenanschlüssen.
- Begleitende Gewerke: Beim Entkoppeln von Bauteilen, die mit Haustechnik oder Fassadenelementen verbunden sind, verhindert die gezielte Lösung von Silikonabdichtungen Materialschäden und erleichtert die Demontage.
Qualitätssicherung und typische Fehlerbilder
Eine dauerhafte Abdichtung entsteht durch passende Stoffwahl, korrekte Fugengeometrie und saubere Ausführung. Typische Fehler lassen sich mit klaren Prüf- und Arbeitsschritten vermeiden.
- Randzonenhaftung fehlt: Ursache sind meist Staub, Feuchte, Öl oder fehlender Primer. Abhilfe: Flankenreinigung, Haftbrücken prüfen, Probeflächen anlegen.
- Dreiflankenhaftung: Führt zu vorzeitigem Abriss. Abhilfe: Hinterfüllschnur korrekt einbauen oder Trennband einsetzen.
- Blasen und Hohlstellen: Entstehen durch eingeschlossene Luft oder Feuchtigkeit. Abhilfe: Blasenfrei einspritzen, Klima stabil halten.
- Verfärbungen an Naturstein: Durch ungeeignete Dichtstoffe oder Weichmacherwanderung. Abhilfe: natursteinverträgliche, neutralvernetzende Silikone wählen.
- Risse und Abrisse: Folge von falscher Dimensionierung oder zu steifem System. Abhilfe: Bewegungsaufnahme richtig bemessen, passenden Modul wählen.
- Schimmelbildung: In dauerfeuchten Zonen ohne fungizide Ausrüstung oder bei Pflegefehlern. Abhilfe: geeignete Qualität wählen, Oberflächenpflege beachten.
Arbeitsschutz und Umweltaspekte
Silikonabdichtungen gelten als anwenderfreundlich, dennoch sind Schutzmaßnahmen und ein umsichtiger Umgang wichtig.
- Emissionen: Acetatvernetzende Typen können Essigsäure freisetzen; für gute Belüftung sorgen.
- Persönliche Schutzausrüstung: Handschuhe, Schutzbrille und bei intensiver Verarbeitung geeigneter Atemschutz sind sinnvoll.
- Reinigung und Entsorgung: Frische Rückstände mechanisch aufnehmen, ausgehärtete Silikone getrennt sammeln und entsprechend den örtlichen Vorgaben entsorgen.
- Brandschutz und Temperatur: Dichtstoff gemäß Verwendungsbereich auswählen; erhöhte Temperaturen und offene Flammen im Arbeitsumfeld berücksichtigen.
Spezielle Anforderungen im Tunnelbau und bei Naturstein
Im Tunnelbau werden Silikonabdichtungen vor allem an Ausbaugewerken und Installationen genutzt: Kabeldurchführungen, Gehäuseanschlüsse, provisorische Staub- und Spritzwassersperren sowie Übergänge an Einbauten. Die Fugen müssen dort robust, alterungsbeständig und wartbar sein. Bei Natursteinoberflächen – etwa im Fassadenbau oder bei Verkleidungen nach Rückbauarbeiten – steht die Materialverträglichkeit im Vordergrund. Neutralvernetzende, natursteinverträgliche Silikone und saubere, trockene Flanken verhindern Randverfärbungen und Ausblühungen. Wo Stein- und Betonspaltgeräte oder Betonzangen Bauteile selektiv lösen, bleibt die optische Qualität angrenzender Natursteine durch kontrolliertes Lösen und späteres Wiederherstellen der Silikonfugen erhalten.
Instandhaltung und Erneuerung von Silikonfugen
Elastische Fugen sind wartungsbedürftige Bauteile. je nach Beanspruchung können sie altern und sollten in regelmäßigen Abständen visuell geprüft werden. Für die Erneuerung wird der Dichtstoff vollständig entfernt, die Fuge neu vorbereitet und mit kompatiblem Material geschlossen. Bei Folgearbeiten am Bauwerk, beispielsweise nach dem Einsatz von Betonzangen zur Anpassung von Öffnungen, empfiehlt sich die unmittelbare Wiederherstellung der Silikonabdichtung an allen betroffenen Anschlussfugen, um Feuchteeintrag und Schmutzkanten zu vermeiden.
Rechtlich-technische Orientierung
Planung und Ausführung von Silikonabdichtungen orientieren sich an den anerkannten Regeln der Technik sowie an den Verarbeitungsrichtlinien der Dichtstoffhersteller. Maßgeblich sind geprüfte Eignungen für den jeweiligen Untergrund, die vorgesehene Bewegungsklasse und die Umgebungsbedingungen. Angaben zu Haftzug, Temperaturbeständigkeit, Verträglichkeit mit Naturstein und zur Verwendung von Primern sind zu beachten. Verbindliche Beurteilungen im Einzelfall sind daraus nicht abzuleiten; maßgeblich bleiben die projektspezifischen Vorgaben und die Baustellenprüfung.





















