Ein Sieblöffel ist ein an Baggern oder anderen Trägergeräten angebautes Werkzeug zur mechanischen Trennung von Materialien nach Korngrößen direkt auf der Baustelle. In Abbruch, Rückbau, Recycling, Tiefbau und Natursteinbearbeitung ermöglicht er die Vor- und Nachsiebung von Beton, Mauerwerk, Fels, Aushub, Humus oder Auffüllmaterial. Im Zusammenspiel mit Werkzeugen wie Betonzangen oder Stein- und Betonspaltgeräten unterstützt der Sieblöffel eine effiziente Prozesskette: Aufbereiten, Sortieren, Wiederverwenden.
Definition: Was versteht man unter Sieblöffel
Unter einem Sieblöffel versteht man einen hydraulisch angetriebenen Löffelaufsatz, dessen Boden oder Innenraum als Sieb wirkt. Durch Gittersysteme, Siebkorbeinsätze, rotierende Trommeln oder Sternrotoren wird Material in Unterkorn (durchfallend) und Überkorn (im Löffel verbleibend) getrennt. Ziel ist es, definierte Kornfraktionen herzustellen, Fremdstoffe abzutrennen und Transport-, Deponie- und Entsorgungskosten zu reduzieren. Im Unterschied zu stationären oder mobilen Siebanlagen arbeitet der Sieblöffel direkt am Materialanfallpunkt, was Wege verkürzt und flexible Eingriffe in den Materialstrom erlaubt.
Aufbau und Funktionsweise von Sieblöffeln
Sieblöffel bestehen typischerweise aus einem robusten Grundkörper mit Aufhängung, einem Siebmodul (z. B. Gitterboden, Wechselkassetten, Trommel oder Rotoren), einem hydraulischen Antrieb mit Drehmomentübertragung sowie Verschleißteilen (Schneidkanten, Zähne, Buchsen). Die Trennung erfolgt durch mechanische Beanspruchung: Beim Schwenken, Rütteln oder Rotieren bewegt sich das Material über die Sieböffnungen, Feinkorn fällt durch, Überkorn wird separiert. Austauschbare Einsätze ermöglichen unterschiedliche Maschenweiten und damit anpassbare Zielkörnungen. Moderne Ausführungen erlauben die Anpassung der Drehzahl und teilweise der Aggressivität der Materialbewegung an Materialfeuchte, Kornform und Bindigkeit.
Bauarten und Siebtechnologien
Je nach Material, gewünschter Kornfraktion und Trägergerät kommen unterschiedliche Bauarten zum Einsatz. Die Wahl der Technologie beeinflusst Leistung, Trennschärfe und Verschleiß.
Trommelsieblöffel
In einem zylindrischen, perforierten Korb rotiert das Material. Die Trommel sorgt für gleichmäßige Durchmischung und gute Entleerung. Geeignet für Aushub, Boden, Humus, Bauschutt mit moderatem Feinanteil. Wechselkörbe mit variabler Lochung erlauben flexible Siebgrößen.
Rotorsieblöffel mit Stern- oder Wellenmodulen
Mehrere parallel angeordnete Wellen mit Sternscheiben oder Schlegeln befördern Material über einstellbare Spalte. Diese Bauart ist tolerant gegenüber feuchtem, bindigem Material und reduziert Verstopfungen. Sie eignet sich für Vorsiebung im Betonabbruch und Spezialrückbau sowie für Bodenaufbereitung.
Gittersieblöffel (Skeleton-Bucket)
Ein verstärkter Gitterboden ermöglicht einfache Klassierung grober Fraktionen. Er ist robust, benötigt keinen komplexen Antrieb und ist besonders widerstandsfähig in rauem Einsatz, etwa bei Felsabbruch und Tunnelbau oder der Natursteingewinnung.
Auswechselbare Siebmodule
Wechselrahmen mit unterschiedlichen Maschenweiten, Lochbildern oder Stababständen erlauben die Anpassung an Zielkorn und Materialeigenschaften. Das erleichtert die Kombination mit Betonzangen und Stein- und Betonspaltgeräten, da jeweils die passende Fraktion bereitgestellt oder nachklassiert werden kann.
Typische Einsatzbereiche und Prozessketten
Sieblöffel entfalten ihren Nutzen besonders in integrierten Arbeitsabläufen. Die folgenden Beispiele zeigen typische Prozessketten und deren Mehrwert.
- Betonabbruch und Spezialrückbau: Vorsieben von Feinanteilen aus Bauschutt, Abtrennen von Bodenanhaftungen, Bereitstellen definierter Fraktionen für die Weiterverarbeitung mit Betonzangen. Nach dem Zerkleinern: Nachsiebung zur Klassierung in RC-Baustoffe.
- Entkernung und Schneiden: Nach dem Entfernen metallischer Einbauten mit Schneidwerkzeugen (z. B. Scheren) trennt der Sieblöffel mineralische Fraktionen, reduziert Mischanteile und erleichtert die sortenreine Entsorgung.
- Felsabbruch und Tunnelbau: Sortierung von Haufwerk in Über- und Unterkorn, Separieren von Verfüllmaterial und Ausbaukorn, Vorsiebung zur Stabilisierung temporärer Baustraßen.
- Natursteingewinnung: Klassierung von Bruchsteinen, Separieren von Abraum und Feinanteilen, Vorbereitung von Formaten nach dem Spalten mit Steinspaltzylindern oder Stein- und Betonspaltgeräten.
- Sondereinsatz: Herstellung von Bettungsmaterial für Leitungsbau, Aufbereitung von kontaminiertem Material im Rahmen genehmigter Verfahren, Vorsiebung vor kleineren Brech- oder Spaltarbeiten in sensiblen Bereichen.
Zusammenspiel mit Betonzangen
Im Rückbau lässt sich mit dem Sieblöffel der Feinanteil aus Abbruchmaterial entfernen, bevor Betonzangen tragende Bauteile zerkleinern. Das verringert Verschleiß an Brechstellen, reduziert Staub und verbessert die Sicht. Nach dem Zerkleinern erzeugt der Sieblöffel gleichmäßige Fraktionen für den Abtransport oder die Wiederverwendung als Verfüllmaterial, sofern die Rahmenbedingungen dies zulassen.
Zusammenspiel mit Stein- und Betonspaltgeräten
Beim Spalten massiver Bauteile oder Natursteinblöcke fällt ein Gemisch aus Bruchstücken und Feinanteilen an. Der Sieblöffel trennt diese in nutzbare Fraktionen. So lassen sich Unterkorn für Planum oder Bettungen und Überkorn für weitere Spalt- oder Schneidvorgänge bereitstellen. Das schont Ressourcen und stabilisiert die Taktung im Spezialrückbau sowie in der Natursteingewinnung.
Auswahlkriterien: Dimensionierung, Korngrößen und Trägergerät
Die richtige Auslegung ist entscheidend für Leistung, Wirtschaftlichkeit und Sicherheit.
- Trägergerät und Hydraulik: Dienstgewicht, Hubkräfte und Hydraulikleistung (Durchfluss, Druck) müssen zum Sieblöffel passen. Für handgehaltene Anwendungen kommen Hydraulikaggregate zur Energieversorgung anderer Werkzeuge in derselben Prozesskette zum Einsatz; der Sieblöffel selbst wird in der Regel über die Bordhydraulik des Baggers betrieben.
- Siebgeometrie: Maschenweite, Lochform und offene Siebfläche bestimmen Durchsatz und Trennschärfe. Größere Öffnungen erhöhen den Durchsatz, reduzieren aber die Trennschärfe.
- Materialeigenschaften: Feuchte, Bindigkeit, Kornform und Kontamination beeinflussen die Wahl zwischen Trommel-, Rotor- oder Gitterausführung.
- Zielkorn und Spezifikationen: Anforderungen an RC-Baustoffe oder Verfüllmaterialien geben Toleranzen vor. Gegebenenfalls sind Baustellenprüfungen und dokumentierte Siebkurven sinnvoll.
- Verschleißschutz: Hartaufträge, austauschbare Verschleißleisten und verschraubte Kanten erhöhen Standzeit und Wartungsfreundlichkeit.
- Arbeitsumfeld: Platzverhältnisse, Emissionen (Lärm, Staub) und Materiallogistik beeinflussen die sinnvolle Größe des Sieblöffels und die Taktung der Prozesskette.
Betrieb, Arbeitssicherheit und Umweltaspekte
Der Betrieb von Sieblöffeln erfordert eine auf das Trägergerät abgestimmte Arbeitsweise, klare Abläufe und qualifiziertes Personal. Schutzabstände und ein vorausschauender Materialfluss tragen zu einem sicheren und effizienten Betrieb bei. Rechtliche und arbeitsschutzrelevante Vorgaben sind standort- und projektabhängig zu beachten; Angaben hierzu sind grundsätzlich allgemeiner Natur.
Sicherheitshinweise
- Gefahrenbereiche um den Schwenkradius freihalten, Personen fernhalten.
- Quetsch- und Scherstellen beachten; Löffel nur bei stillgesetzter Hydraulik warten.
- Sicheres Abstützen beim Wechseln von Siebmodulen; geeignete Hebemittel nutzen.
- Hydraulikleitungen druckfrei schalten, Dichtheit regelmäßig prüfen.
- Staub- und Lärmminderung einplanen; geeignete persönliche Schutzausrüstung verwenden.
Emissionen und Kreislaufwirtschaft
Durch Vor-Ort-Siebung sinken Transportwege, es werden weniger Mischfraktionen erzeugt, und verwertbare Stoffströme steigen. Das unterstützt eine kreislauforientierte Baustellenlogistik und verbessert die ökologische Bilanz, insbesondere in Kombination mit präzisen Trennwerkzeugen wie Kombischeren, Multi Cutters, Stahlscheren oder Tankschneidern, die Metallanteile sortierfähig machen.
Wartung, Verschleiß und Wirtschaftlichkeit
Regelmäßige Wartung erhöht die Verfügbarkeit und senkt Gesamtkosten. Tägliche Sichtprüfungen auf Risse, Spiel in Lagerstellen, Zahn- und Kantenverschleiß sind empfehlenswert. Rotierende Systeme benötigen gepflegte Lager, dichte Dichtungen und korrekt gespannte Antriebe. Wirtschaftlich betrachtet bestimmen Durchsatz, Verfügbarkeit, Verschleißteilkosten und Transportreduktion die Gesamtleistung. Eine abgestimmte Siebweite auf den nachgeschalteten Prozess (z. B. Betonzange oder Stein- und Betonspaltgerät) vermeidet Doppelsiebung und erhöht die Taktgenauigkeit.
Praxisbeispiele für den Materialfluss
Selektiver Rückbau: Metallische Einbauten werden mit Schneidwerkzeugen gelöst, tragende Bauteile mit Betonzangen vorzerkleinert, Feinanteile und Verunreinigungen mit dem Sieblöffel abgetrennt. Ergebnis: sortenreine Fraktionen, reduzierte Entsorgung, verwertbare RC-Körnungen.
Felsabtrag und Tunnelvortrieb: Nach kontrolliertem Spalten mit Stein- und Betonspaltgeräten wird Haufwerk mit dem Sieblöffel in Über- und Unterkorn klassiert. Unterkorn dient als Verfüll- oder Planiermaterial, Überkorn geht in die weitere Bearbeitung oder Logistik.
Natursteingewinnung: Nach dem Spalten von Rohblöcken wird Abraum ausgesiebt. Wiederverwendbare Fraktionen stehen als Wegeschotter oder Bettungsmaterial bereit, sofern projektbezogene Anforderungen erfüllt sind.





















