Schubkraft

Schubkraft beschreibt die geradlinig wirkende Kraft, mit der ein Antrieb Bauteile drückt, Materialien trennt oder Keile vorantreibt. Im Abbruch, in der Entkernung, beim Felsabtrag und in der Natursteingewinnung ist sie eine Schlüsselgröße, weil sie unmittelbar festlegt, wie effizient Werkzeuge wie Betonzangen im praktischen Einsatz oder Stein- und Betonspaltgeräte im Einsatz arbeiten. In hydraulischen Anwendungen der Darda GmbH wird Schubkraft über Druck in Zylindern erzeugt, in Hebelmechanismen übersetzt und an Schneiden, Backen oder Spaltkeilen als nutzbare Arbeitskraft bereitgestellt.

Definition: Was versteht man unter Schubkraft

Unter Schubkraft versteht man die axial gerichtete Druckkraft eines Antriebs, meist eines Hydraulikzylinders. Sie wirkt als Vorschub- oder Anpresskraft in Bewegungsrichtung. Abzugrenzen ist sie von Zugkraft (axial entgegengesetzt), Scherkraft (quer zur Fläche) und Biegekräften. In hydraulischen Werkzeugen entsteht Schubkraft typischerweise aus dem Produkt von Hydraulikdruck und wirksamer Zylinderfläche. Über Kinematik (Hebel, Keile, Exzenter) wird diese Zylinderkraft in Spalt-, Schneid- oder Quetschkräfte umgesetzt, wie sie bei Betonzangen oder Stein- und Betonspaltgeräten benötigt werden.

Berechnung der Schubkraft bei Hydrauliksystemen

Die theoretische Schubkraft F eines Hydraulikzylinders ergibt sich idealisiert aus F = p × A. Dabei ist p der Hydraulikdruck und A die Druckkolbenfläche (bei Druckhub), während beim Zughub die Stangenquerschnittsfläche abzuziehen ist. Für praxisnahe Werte werden Wirkungsgrade η für Reibung, Dichtungen und Kinematik berücksichtigt: F_eff ≈ p × A × η.

Einflussfaktoren

  • Hydraulikdruck p: Druckniveau des Hydraulikaggregats; in Hochdrucksystemen werden bis zu mehrere hundert bar genutzt.
  • Kolbendurchmesser und Stangendurchmesser: Größere Fläche bedeutet mehr Schubkraft; beim Rückhub reduziert die Stange die wirksame Fläche.
  • Kinematik des Werkzeugs: Hebelarme, Keilwinkel und Lagerpunkte bestimmen, wie die Zylinderkraft in Schneid- oder Spaltkraft übersetzt wird.
  • Reibung und Verluste: Dichtungen, Führungen und Gelenke mindern die wirksame Kraft; regelmäßige Wartung hält η hoch.
  • Hydrauliköl-Temperatur und Viskosität: Beeinflussen Strömungsverluste und damit die anliegende Kraft bei gegebener Fördermenge.

Beispielrechnung (vereinfachter Druckhub)

Gegeben: Druck p = 700 bar (70 MPa), Kolbendurchmesser d = 90 mm. Kolbenfläche A = π × d² / 4 ≈ 0,00636 m². Theoretische Schubkraft F = 70.000.000 Pa × 0,00636 m² ≈ 445.000 N = 445 kN. Mit einem konservativen Gesamtwirkungsgrad η = 0,85 bleiben ≈ 378 kN am Zylinder. Über einen Keil mit Übersetzung 1:4 stehen am Spaltelement rechnerisch ≈ 1,5 MN zur Verfügung.

Schubkraft in Stein- und Betonspaltgeräten

Stein- und Betonspaltgeräte nutzen die Schubkraft eines Hydraulikzylinders, um einen Keilsatz in vorbereitete Bohrlöcher einzutreiben. Durch den Keilwinkel entsteht eine starke radiale Spaltkraft, die den Werkstoff entlang seiner Schwächezonen trennt. Die Schubkraft muss dabei die Reibung zwischen Keil und Gegenkeilen, die Bohrlochreibung sowie die Materialzugfestigkeit in Spaltrichtung überwinden.

Praxisaspekte

  • Bohrlochgeometrie: Durchmesser und Tiefe beeinflussen den Reibanteil und die wirksame Spalttiefe.
  • Keilwinkel: Flache Winkel erhöhen die Kraftübersetzung, steigern jedoch Reibung und erfordern gute Schmierung.
  • Gestein/Beton: Anisotropie, Kornstruktur, Bewehrungsanteil und Feuchte diktieren die benötigte Spaltkraft.
  • Setzfolge: Gleichmäßiges Setzen mehrerer Spaltpunkte reduziert Zwängungen und senkt die notwendige Schubkraft am einzelnen Gerät.

Schubkraft in Betonzangen

Bei Betonzangen wird die Schubkraft des Hydraulikzylinders über Hebelarme und Gelenke in eine große Anpress- und Schneidkraft an den Backen umgesetzt. Neben der reinen Schubkraft bestimmen die Zangenkinematik, die Schneidengeometrie und die Materialeigenspannungen die tatsächliche Brechleistung.

Kraftpfad und Übersetzung

  • Zylinderhub und Hebel: Kurze Backen mit großem Hebelverhältnis liefern hohe Backenkraft bei geringer Backengeschwindigkeit.
  • Schneidenform: Profilierte, verschleißarme Schneiden konzentrieren die Kontaktpressung und senken den Kraftbedarf beim Anbeißen.
  • Bewehrung: Stähle erhöhen die notwendige Spitzenkraft; günstige Ansatzpunkte an Rissen und Kanten reduzieren den Bedarf.

Hydraulikaggregate: Druck, Fördermenge und Schubkraft

Hydraulikaggregate für konstanten Systemdruck liefern den notwendigen Systemdruck und die Ölmenge. Der maximal erreichbare Druck limitiert die Schubkraft, während die Fördermenge die Vorschubgeschwindigkeit bestimmt. Ein höheres Druckniveau erhöht die verfügbare Schubkraft, allerdings nur im Rahmen der zulässigen Druckstufen von Zylinder und Armatur. Niedrige Temperaturen erhöhen die Viskosität und damit die Verluste; warme, stabile Öltemperaturen begünstigen eine konstante Kraftentfaltung.

Abstimmung in der Praxis

  1. Maximale Druckstufe des Werkzeugs prüfen und Aggregat entsprechend einstellen.
  2. Schlauchlängen und Querschnitte so wählen, dass Druckverluste gering bleiben.
  3. Rücklauf ohne Engstellen ausführen, um Staudruck zu vermeiden.

Dimensionierung für Einsatzbereiche

Die erforderliche Schubkraft hängt stark vom Einsatzbereich ab. Im Betonabbruch und Spezialrückbau spielen Bewehrungsgrad, Bauteildicke und Betonalter eine Rolle; im Felsabbruch und Tunnelbau dominieren Gesteinsklasse, Schichtung und Feuchte. In der Natursteingewinnung ist eine kontrollierte, rissarme Trennung gefragt, wodurch gleichmäßige Schubkraftentfaltung und reproduzierbare Keilkräfte im Vordergrund stehen. Bei Entkernung und Schneiden sind präzise, dosierte Kräfte wichtig, um angrenzende Strukturen zu schonen. Sondereinsätze erfordern häufig individuelle Prüfungen und Sicherheitsreserven.

Material- und Umwelteinflüsse auf die Schubkraftwirkung

Die nackte Zahl der Schubkraft sagt wenig aus, wenn Materialverhalten und Umgebung nicht berücksichtigt werden. Feuchtigkeit, Temperatur und Gefüge bestimmen, wo die aufgebrachte Kraft wirkt und wann Trennrisse entstehen.

Wichtige Einflüsse

  • Beton: Druckfestigkeit, Rissbreiten, Karbonatisierung und Bewehrungsanteile verändern den Kraftbedarf und die Bruchausbildung.
  • Gestein: Schieferung, Kluftabstände und Kornbindung definieren die Spaltrichtung und die erforderliche Keilkraft.
  • Temperatur: Kalt = höhere Ölviskosität und mehr Reibverluste; warm = geringere Viskosität, aber auf thermische Grenzen achten.
  • Schmierung: Keilführungen und Gelenke regelmäßig schmieren, um Reibungsanteile zu senken.

Messung und Überwachung der Schubkraft

In der Praxis wird die Schubkraft selten direkt gemessen. Üblich ist die Kontrolle des Systemdrucks und die Ableitung der Zylinderkraft über die bekannte Kolbenfläche. Für Nachweise können Kalibrierungen mit Kraftmessdosen oder genormten Prüfaufbauten erfolgen. Mess- und Prüfverfahren sollten generell nach den anerkannten Regeln der Technik durchgeführt werden; verbindliche Aussagen im Einzelfall sind hieraus nicht ableitbar.

Indizien für ausreichende Schubkraft

  • Konstante Druckwerte ohne ausgeprägte Druckspitzen.
  • Gleichmäßiger Werkzeugvorschub ohne Ruckeln oder Blockieren.
  • Reproduzierbares Spalt- oder Brechverhalten über mehrere Setzpunkte.

Typische Fehlerbilder und Abhilfe

Wenn die verfügbare Schubkraft nicht an der Werkstückstelle ankommt, liegt das häufig an Verlusten oder ungünstiger Kinematik.

Häufige Ursachen

  • Druckverluste: Zu lange oder enge Leitungen, verengte Kupplungen, verschmutzte Filter.
  • Reibung: Trockene Keile, verschlissene Führungen, mangelnde Schmierung.
  • Falscher Ansatz: Anschnitt fern von Kanten, ungünstige Zangenstellung, ungeeignete Bohrlochlage.
  • Werkzeugverschleiß: Stumpfe Schneiden, beschädigte Keilflächen erhöhen den Kraftbedarf.

Praxis-Tipps

  1. Hydraulikdruck mit geeichtem Manometer prüfen, Rücklauf kontrollieren.
  2. Keile und Gelenke reinigen und sparsam schmieren; Verschleißmaße einhalten.
  3. Ansatzpunkte so wählen, dass natürliche Schwächezonen adressiert werden.
  4. Arbeit in mehreren moderaten Setzschritten statt in einem Maximalschub.

Beispielhafte Kraftketten in ausgewählten Werkzeugen

Die Umwandlung von Schubkraft in Arbeitskraft folgt dem Kraftpfad des Werkzeugs. Das Verständnis dieser Kette erleichtert die richtige Anwendung und die Fehlerdiagnose.

Stein- und Betonspaltgeräte

  • Zylinder-Schubkraft → Vorschub Keil → mechanische Übersetzung durch Keilwinkel → radiale Spaltkraft im Bohrloch → Rissfortschritt entlang Materialschwächen.

Betonzangen

  • Zylinder-Schubkraft → Hebelwerk der Zange → konzentrierte Anpress- und Schneidkraft an den Backen → Quetsch- und Spaltwirkung im Beton, ggf. Durchtrennen von Bewehrung.

Auswahlkriterien für die richtige Schubkraft

Die passende Schubkraft ergibt sich aus Bauteilstärke, Bewehrungsgrad, Materialklasse und gewünschter Trennqualität. Werkzeuge sollten so gewählt werden, dass ausreichend Reserven vorhanden sind, ohne die zulässigen Druck- und Lastgrenzen zu überschreiten.

Leitfragen

  • Wie dick ist das Bauteil bzw. wie groß ist der Block?
  • Welche Materialeigenschaften (Festigkeiten, Kluftbild) liegen vor?
  • Wie ist der Zugang und welche Ansatzpunkte sind verfügbar?
  • Welche Hydraulikaggregate stehen mit welchem Druck-/Volumenstrom bereit?

Wartung und Erhalt der Schubkraft

Nur gepflegte Hydrauliksysteme liefern die berechnete Schubkraft. Dichtheit, Reinheit und korrekte Schmierung sind zentral. Verschleiß an Schneiden, Backen und Keilflächen wirkt wie ein zusätzlicher Widerstand und reduziert die am Werkstück ankommende Kraft.

Empfehlungen

  • Hydrauliköl nach Herstellervorgabe wechseln, Filterzustand überwachen.
  • Schläuche, Kupplungen und Dichtungen regelmäßig auf Dichtheit prüfen.
  • Verschleißteile rechtzeitig tauschen; Funktionsmaße dokumentieren.

Kräftevergleich und Interaktion mit dem Werkstoff

Schubkraft entfaltet ihre Wirkung im Zusammenspiel mit anderen mechanischen Einflüssen. In Betonzangen resultiert aus Schubkraft plus Hebelübersetzung eine lokale Kontaktpressung, die Risse initiiert. In Spaltgeräten entsteht aus Schubkraft eine hohe, radial gerichtete Spaltspannung. Der optimale Arbeitspunkt liegt dort, wo die Materialfestigkeit lokal überschritten wird, ohne unnötige Spitzenkräfte zu erzeugen. So wird kontrollierter Rückbau mit geringeren Nebeneffekten wie Erschütterungen oder Überlastungen erreicht.