Schmierfett

Schmierfett ist ein zentrales Betriebsmittel in der schweren Abbruch- und Gewinnungstechnik. Überall dort, wo Bolzen, Buchsen, Gelenklager und Gleitflächen unter hoher Last, Stoßbelastung, Staub und Feuchtigkeit arbeiten, sorgt ein passendes Fett für reibungsarmen Lauf, Verschleißschutz und Korrosionssicherheit. In den Anwendungen der Darda GmbH – vom Betonabbruch über den Felsabbruch und Tunnelbau bis zur Natursteingewinnung – betrifft dies insbesondere die Gelenkpunkte von Betonzangen und die Lagerstellen von Stein- und Betonspaltgeräten sowie weiteren hydraulisch betriebenen Werkzeugen und Aggregaten.

Definition: Was versteht man unter Schmierfett

Schmierfett ist ein plastischer Schmierstoff, der aus einem Basisöl, einem Verdicker (Seifen- oder Komplexstruktur) und Additiven zusammengesetzt ist. Es verbindet die Schmierwirkung eines Öls mit der Haft- und Abdichtwirkung eines Festkörpers. Typische Aufgaben sind die Reduzierung von Reibung, der Schutz vor Verschleiß, Korrosion und Wasser, das Dämpfen von Schwingungen sowie die Abdichtung gegen Staub. Anders als Hydrauliköl verbleibt Fett an der Schmierstelle und wird nicht umgepumpt, daher eignet es sich für Bolzen, Buchsen, Gleitlager, Wälzlager, Schiebeführungen und Kupplungsverbindungen – nicht aber als Arbeitsmedium in Hydrauliksystemen.

Aufbau und Wirkprinzip von Schmierfetten

Fette bestehen aus einem Basisöl (mineralisch oder synthetisch), das vom Verdicker zu einer schwammartigen Matrix gebunden ist. Diese Matrix speichert das Öl und gibt es unter Last, Bewegung und Temperatur gezielt an die Kontaktzone ab. Additive wie EP- (Extreme Pressure)-Pakete, Verschleißschutz, Korrosionsinhibitoren und Oxidationsschutz stabilisieren den Schmierfilm. Optional eingesetzte Festschmierstoffe (z. B. Molybdändisulfid, Graphit) unterstützen bei Grenzreibung und stoßartigen Belastungen. Die NLGI-Klasse beschreibt die Konsistenz (z. B. 0, 1, 2), die worked penetration den Verformungswiderstand, der Tropfpunkt die thermische Stabilität. Für Werkzeuge mit wechselnden Lastspitzen – etwa die Kinematik von Betonzangen – ist ein mechanisch stabiles EP-Mehrzweckfett mit hoher Walkstabilität, gutem Haftvermögen und ausgeprägtem Wasser- sowie Korrosionsschutz oft zielführend.

Schmierfett im Betonabbruch, Felsabbruch und Tunnelbau

In den Einsatzbereichen der Darda GmbH treffen hohe Flächenpressungen, Vibrationen, Staub, Feuchte und teilweise aggressive Medien zusammen. Geeignete Schmierfette müssen daher mehrere Anforderungen gleichzeitig erfüllen.

Typische Schmierstellen an Werkzeugen und Aggregaten

  • Betonzangen: Bolzen/Buchsen der Scherenarme, Gelenkpunkte der Kinematik, Lagerstellen der Zylinderanbindung, Abstützungen und Führungspunkte
  • Stein- und Betonspaltgeräte sowie Steinspaltzylinder: Führungs- und Lagerstellen der Zylinderköpfe, Bolzenverbindungen an Aufnahmen, ggf. Gleitflächen von Keil- und Führungselementen
  • Kombischeren, Multi Cutters, Stahlscheren, Tankschneider: Gelenkbolzen, Gleitlager, Wälzlager und Führungsschienen
  • Hydraulikaggregate für den Betrieb: Lagerungen von Antrieben/Hilfssystemen (z. B. Lüfterlager, Kupplungsstellen), sofern fettgeschmiert

Einfluss der Umgebung

  • Betonabbruch und Spezialrückbau: hohe Stoßlasten, abrasiver Staub – Bedarf an EP-Fetten mit hoher Haftung und Abriebschutz
  • Felsabbruch und Tunnelbau: Feuchtigkeit/Wasser, mögliche Temperaturschwankungen – wasserresistente, korrosionshemmende Fette mit guter Pumpbarkeit
  • Natursteingewinnung: permanente Staubentwicklung, wechselnde Witterung – mechanisch stabile, haftfeste Mehrzweckfette
  • Entkernung und Schneiden: häufig wechselnde Lastkollektive, präziser Werkzeuglauf – saubere, gleichmäßige Schmierung zur Sicherung der Kinematik
  • Sondereinsatz: besondere Medien/Temperaturen – sorgfältige Auswahl hinsichtlich Materialverträglichkeit und Umweltanforderungen

Auswahl des passenden Schmierfetts: Kriterien und Kennwerte

Die passende Fettwahl richtet sich nach Bauart der Schmierstelle, Lastprofil, Temperatur, Umgebungsmedien und Applikationsart (manuell oder Zentralschmierung).

Temperaturbereich und Basisöl

  • Typische Einsatzfenster: ca. −30 bis +140 °C, Hochleistungsfette bis darüber hinaus
  • Basisölviskosität: höhere Viskosität für hohe Flächenpressungen und langsamere Bewegungen; niedrigere Viskosität für Kälte und bessere Pumpbarkeit
  • Synthetische Öle (z. B. PAO) für erweiterten Temperaturbereich und Oxidationsstabilität

Verdickerchemie

  • Lithium-/Lithiumkomplex: universell, gutes Temperaturverhalten
  • Calcium-Sulfonat-Komplex: exzellenter Wasser- und Korrosionsschutz, hohe mechanische Stabilität, geeignet bei Nass-/Tunnelbedingungen
  • Aluminiumkomplex u. a.: gute Haftung, erhöhte Temperaturfestigkeit – je nach Einsatzfall

NLGI-Klasse und Pumpbarkeit

  • NLGI 2 für die meisten Gelenkstellen an Betonzangen und Scheren (gute Standfestigkeit)
  • NLGI 1 oder 0 für kalte Umgebungen oder lange Leitungen in Zentralschmierungen
  • Beachtung der Pumpgrenzen der verwendeten Schmiergeräte

EP-Additive und Festschmierstoffe

  • EP/AW-Pakete zur Vermeidung von Fressen unter Stoßlast
  • Festschmierstoffe (z. B. MoS2) bei Grenzreibung und niedriger Geschwindigkeit

Wasser- und Korrosionsschutz

  • Geringe Auswaschneigung, hohe Wasserbeständigkeit
  • Wirksame Inhibitoren für Stahloberflächen in feuchten, staubigen Umgebungen

Materialverträglichkeit

  • Verträglichkeit mit Dichtungen und Beschichtungen (z. B. NBR, HNBR, FKM, PU) prüfen
  • Bei Wechsel des Fetttyps auf chemische Kompatibilität achten

Applikation: Nachschmieren, Mengen und Vorgehen

Die beste Fettqualität wirkt nur bei korrekter Anwendung. Nachschmierintervalle richten sich nach Einsatzintensität, Umgebung und Lagerbauart.

Empfohlene Vorgehensweise beim Nachschmieren

  1. Schmierstelle reinigen (Staub/Partikel entfernen), Schmiernippel säubern
  2. Passendes Fett über Fettpresse oder Kartusche langsam einpumpen
  3. So lange nachschmieren, bis frisches Fett an den Austrittsstellen sichtbar wird
  4. Überschüsse außen abwischen, um Schmutzhaftung zu reduzieren
  5. Schmierpunkte dokumentieren (Intervall, Menge, Fettart) für die Instandhaltungsplanung

Zentralschmierung

  • Für Geräte mit vielen Schmierstellen geeignet, gleichmäßige Versorgung
  • NLGI und Basisölviskosität auf Leitungsquerschnitt und Pumpentyp abstimmen
  • Verteiler (progressiv/Mehrleitungsprinzip) regelmäßig auf Funktion prüfen

Schmierpläne für Betonzangen und Stein- und Betonspaltgeräte

Für die Gelenkpunkte von Betonzangen sind kurze Nachschmierintervalle bei hoher Belastung üblich, da Stoßlasten den Schmierfilm beanspruchen. Bei Stein- und Betonspaltgeräten steht die zuverlässige Schmierung der Bolzen- und Führungslager im Vordergrund, um die kraftschlüssige Kraftübertragung und die Wiederholgenauigkeit der Bewegung zu sichern. Die konkrete Auslegung der Intervalle folgt dem realen Lastkollektiv, der täglich wechselnden Einsatzumgebung und der Dichtungskonfiguration der Lagerstellen.

Praxisnahe Hinweise

  • Nach starker Wassereinwirkung (Regen, Tunnelwasser) frühzeitig nachschmieren
  • Bei Kälte: weichere Konsistenz (NLGI 1/0) oder synthetisches Basisöl erwägen
  • Bei starker Staubbelastung: haftfeste, mechanisch stabile EP-Fette einsetzen

Fettwechsel, Mischbarkeit und Zustandskontrolle

Verdickersysteme sind nicht immer miteinander verträglich. Beim Wechsel auf eine andere Chemie (z. B. Lithiumkomplex zu Calcium-Sulfonat-Komplex) empfiehlt sich ein weitgehendes Auspressen des Altfetts und eine Reinigung der Schmierstelle. Beobachtbare Anzeichen für Probleme sind Ölabscheidung, Erweichen oder Verhärten. Eine einfache Zustandskontrolle erfolgt visuell an den Austrittsstellen sowie durch Geräusch- und Temperaturbeobachtung im Betrieb.

Qualität und Prüfwerte: Orientierung für die Praxis

Relevante Kennwerte unterstützen die Auswahl:

  • Worked Penetration (Konsistenz, DIN/ISO)
  • Tropfpunkt (thermische Belastbarkeit)
  • Vierkugel-Verschweißlast/Tragfähigkeit (EP-Leistung)
  • Wasser-Auswaschtest (Beständigkeit gegen Auswaschung)
  • EMCOR-Korrosion (Korrosionsschutz bei Feuchte)
  • Oxidationsstabilität (Langzeitverhalten)

Umwelt- und Arbeitsschutz

Schmierfette sind sachgerecht zu handhaben: Hautkontakt möglichst vermeiden, verschmutzte Tücher und Altfette ordnungsgemäß entsorgen, Verschleppungen in Boden und Gewässer vorbeugen. In sensiblen Zonen (z. B. Tunnel mit Wasserzutritt) können schnell abbaubare Formulierungen sinnvoll sein, sofern sie die technischen Anforderungen erfüllen. Rechtliche Vorgaben und örtliche Bestimmungen sind allgemein zu beachten.

Typische Fehler vermeiden

  • Ungeeignete NLGI-Klasse: schlechte Pumpbarkeit oder mangelnde Standfestigkeit
  • Zu lange Nachschmierintervalle: erhöhter Verschleiß, Korrosionsbeginn
  • Überfettung: Dichtungsstress, Temperaturanstieg, Fettverbrauch
  • Falsch gemischte Fette: Konsistenzverlust, Ölabscheidung
  • Verschmutzte Schmierstellen: Partikelabrieb, Laufgeräusche

Leitfaden zur Fettwahl für Abbruch- und Gewinnungswerkzeuge

  • Lastprofil: hohe Stoßlasten erfordern robuste EP-Performance
  • Umgebung: Wasser/Staub → wasserfeste, haftstarke Fette mit Korrosionsschutz
  • Temperatur: Einsatzfenster und Tropfpunkt passend zur Praxis
  • Applikation: Zentralschmierung verlangt pumpbare Konsistenz/Basisöl
  • Werkstoffverträglichkeit: Dichtungen und Beschichtungen berücksichtigen
  • Wartung: Nachschmierbarkeit, Sichtkontrolle, Dokumentation

Schmierfett im Kontext weiterer Werkzeuge

Neben Betonzangen und Stein- und Betonspaltgeräten profitieren auch Kombischeren, Multi Cutters, Stahlscheren und Tankschneider von einer belastungsgerechten Schmierung der Bolzen- und Buchsenlager. Eine stabile Fettversorgung erhöht die Betriebssicherheit der Kinematik, reduziert Reibverluste und unterstützt ruhigen Lauf – insbesondere bei häufigen Lastwechseln und wechselnden Schnitt-/Spaltvorgängen.