Rohrführung beschreibt die planvolle Anordnung, Befestigung und Führung von Leitungen für Flüssigkeiten und Gase in Maschinen, Bauwerken und auf Baustellen. In den Einsatzbereichen Betonabbruch und Spezialrückbau, Entkernung und Schneiden sowie Felsabbruch und Tunnelbau entscheidet eine präzise Rohrleitungsführung über Betriebssicherheit, Leistungsfähigkeit und Wartungsfreundlichkeit. Das betrifft insbesondere hydraulische Systeme, in denen Hydraulikaggregate über Leitungen Werkzeuge wie Betonzangen oder Stein- und Betonspaltgeräte versorgen.
Definition: Was versteht man unter Rohrführung
Unter Rohrführung (auch Leitungsführung oder Rohrleitungsführung) versteht man die Gesamtheit aller Maßnahmen zur Festlegung des Rohrverlaufs, der Stützweiten, der Halterungen, der Dehnungskonzepte und der Schnittstellen zu Aggregaten und Verbrauchern. Ziel ist ein strömungsgünstiger, sicherer und zugänglicher Rohrverlauf, der Medien, Druckbereiche, Temperatur, Schwingungen, Montage- und Wartungsanforderungen sowie die Umgebungsbedingungen berücksichtigt. Dazu gehören ebenso flexible Schlauchabschnitte in hydraulischen Systemen, wenn Bewegungen aufgenommen oder Vibrationen entkoppelt werden müssen.
Technische Grundlagen der Rohrführung
Eine fachgerechte Rohrführung orientiert sich an Medium, Druckstufe, Temperatur, Umgebung und mechanischer Beanspruchung. Wesentliche Parameter sind Biegeradius, Strömungsgeschwindigkeit, Druckverlust, Schwingungsanregung, Dehnung und Thermische Längenausdehnung. Fixpunkte, Gleitlager und Dehnungsausgleicher legen fest, wo sich Leitungen bewegen dürfen und wo Kräfte in die Baukonstruktion eingeleitet werden. Mediumsverträgliche Werkstoffe, dichte Verbindungssysteme und ein korrosionsgerechtes Design sichern die Dauerhaftigkeit der Anlage.
Rohrführung in hydraulischen Systemen von Betonzangen und Stein- und Betonspaltgeräten
Hydraulische Antriebe verbinden Hydraulikaggregate über Leitungen mit den Werkzeugen (siehe Hydraulikaggregate in der Übersicht). Bei Betonzangen und Stein- und Betonspaltgeräten kommt es auf kurze, geschützte und strömungsgünstige Wege an, um Reaktionszeiten, Kraftentfaltung und Energieeffizienz zu sichern.
Biegeradien, Strömung und Druckverluste
- Mindestradien einhalten: Zu enge Bögen erhöhen Druckverlust, erwärmen das Öl und belasten Leitungen. Mindestbiegeradien der Hersteller sind einzuhalten.
- Querschnitt passend wählen: Für den geforderten Volumenstrom dimensionieren. Zu kleine Nennweiten erhöhen die Strömungsgeschwindigkeit und begünstigen Erosion sowie Kavitation.
- Übergänge strömungsgünstig ausführen: Reduzierungen und Abzweige mit sanften Übergängen, um Turbulenzen und Druckstöße zu reduzieren.
Schwingungen, Bewegungen und Schutz
- Vibrationsentkopplung: Flexible Schlauchstrecken zwischen fest verrohrten Abschnitten und bewegten Komponenten vorsehen.
- Scheuerschutz und Knickschutz: Schutzschläuche und Schellen mit Einlagen verwenden. Leitungen nicht an scharfen Kanten führen.
- Bewegungsreserven: Leitungen mit ausreichender Länge und geeigneten Schlaufen verlegen, damit Hub- und Schwenkbewegungen aufgenommen werden können, ohne Torsion aufzubauen.
Anschlussstellen und Wartbarkeit
- Schnellkupplungen zugänglich anordnen: Kupplungspunkte so platzieren, dass ein schneller Werkzeugwechsel möglich ist und Verschmutzung vermieden wird.
- Kennzeichnung: Vor- und Rückläufe eindeutig markieren; Verwechslungen vermeiden.
- Leckagewege kontrollieren: Tropfstellen fern von heißen Oberflächen und elektrischen Geräten führen.
Rohrführung in Betonabbruch, Felsabbruch und Tunnelbau
In rauen Umgebungen müssen Leitungen gegen Abrieb, Stöße, Feuchtigkeit und Schmutz geschützt werden. In Tunnel- und Felszonen ist die Leitungsführung besonders kompakt zu planen, um Engstellen, geringe Sicht und wechselnde Lastfälle zu berücksichtigen.
- Schutz vor Steinschlag: Leitungen hinter konstruktiven Schutzblechen oder innerhalb tragfähiger Rohrtrassen führen.
- Vermeidung von Stolper- und Hängepunkten: Freihängende Leitungen vermeiden; klare Trassen über Kopfhöhe oder bodennah in Schutzkanälen.
- Wasser- und Staubmanagement: Zusätzliche Medienleitungen (z. B. für Staubbindung) so führen, dass sie Hydraulikleitungen nicht kreuzen oder beschädigen.
- Temperaturzonen beachten: Abstand zu Abgasanlagen und heißen Oberflächen; Hitzeschutzmanschetten einsetzen, wo erforderlich.
Befestigung, Lagerung und Dehnungsausgleich
Die Befestigungsstrategie ist entscheidend für Schwingungsverhalten, Geräuschentwicklung und Lebensdauer. Richtig gesetzte Fixpunkte und Gleitlager verhindern Zwangsspannungen.
- Stützweiten: Befestigungsabstände auf Rohrdurchmesser, Gewicht und Dynamik abstimmen; bei vertikalen Trassen engere Abstände.
- Fix- und Gleitpunkte: Fixpunkte an robusten Strukturen; Gleitlager mit geringer Reibung ermöglichen Längenausdehnung.
- Dehnungsausgleicher: Kompensatoren, U-Schleifen oder Z-Bögen zur Aufnahme von thermischer Ausdehnung einsetzen.
Werkstoffe, Verbindungstechnik und Korrosionsschutz
Die Werkstoffwahl richtet sich nach Medium, Temperatur, Druck und Umgebung. Im Abbruchumfeld ist Beständigkeit gegen Feuchtigkeit, Staub und chemische Einflüsse maßgeblich.
- Rohr- und Schlauchmaterialien: Stahl, Edelstahl oder beschichtete Rohre für feste Trassen; Hydraulikschläuche mit geeigneter Druckklasse und Abriebfestigkeit für bewegte Zonen.
- Verbindungen: Schneidringverschraubungen, Flansche oder geeignete Gewindeanschlüsse mit medienverträglichen Dichtungen; saubere, spannungsfreie Montage.
- Korrosionsschutz: Beschichtungen, Edelstähle und Entwässerungspunkte vorsehen; Kontaktkorrosion vermeiden.
Montage, Inbetriebnahme und Prüfung der Rohrführung
Die Qualität entsteht in der Montage. Sorgfältige Vorbereitung, saubere Arbeitsweisen und dokumentierte Prüfungen sichern die Funktion.
- Vorfertigung und Passprobe: Isometrien prüfen, Bauteile beschriften, Einbaulage simulieren.
- Sauberkeit: Späne, Staub und Feuchtigkeit fernhalten; Enden bis zur Montage verschließen.
- Ausrichtung: Spannungsfrei montieren; Ausrichtung von Flanschen und Verschraubungen kontrollieren.
- Spülung und Filtration: Leitungen spülen, Filter kontrollieren, um Aggregat und Werkzeuge zu schützen.
- Druck- und Dichtheitsprüfung: Nach den geltenden Regeln durchführen; Ergebnisse dokumentieren.
- Funktionsprüfung: Temperatur, Geräusche, Schwingungen, Druckniveau und Zykluszeiten beobachten; anschließend Nachziehen der Verbindungen nach Vorgabe.
Sicherheits-, Umwelt- und Brandschutzaspekte der Rohrführung
Sicherheit und Umweltschutz sind integraler Bestandteil der Leitungsführung. Die folgenden Punkte stellen bewährte Grundsätze dar, die an die konkreten Rahmenbedingungen anzupassen sind.
- Leckagen vermeiden: Belastete Zonen doppelt sichern; Auffangmöglichkeiten vorsehen, Medien sachgemäß entsorgen.
- Brandschutz: Leitungsdurchführungen baulich korrekt abschotten; brennbare Medien räumlich trennen und fern von Zündquellen führen.
- Beschilderung und Zugänglichkeit: Absperrorgane erreichbar anordnen; Flucht- und Rettungswege freihalten.
- Druckstoßmanagement: Sanftes Anfahren, geeignete Dämpfungselemente; schlagartige Ventilschließungen vermeiden.
Typische Fehlerbilder und wie man sie vermeidet
- Zu enge Radien: Führen zu Knicken, Erwärmung und Leistungsabfall. Mindestbiegeradien konsequent einhalten.
- Unzureichende Befestigung: Schwingungen lösen Leckagen. Stützweiten und Schellenqualität erhöhen.
- Kollisionen und Scheuerstellen: Trassen kollisionsfrei planen, Schutz an Kontaktpunkten anbringen.
- Falsche Schlauchlängen: Zu kurze Schläuche reißen bei Bewegung, zu lange bilden Schleifen. Längen im Arbeitsbereich ermitteln.
- Unklare Kennzeichnung: Verwechslungen an Anschlusspunkten vermeiden; Farb- und Textkennzeichnung nutzen.
Rohrführung bei mobilen Hydraulikaggregaten und Sondereinsatz
Bei mobilen Hydraulikaggregaten müssen Leitungen oft schnell verlegt, gesichert und wieder umgesetzt werden. Im Sondereinsatz, etwa bei Arbeiten mit Tankschneider, Stahlscheren, Kombischeren oder Multi Cutters, kommen zusätzliche Medien und Sicherheitsanforderungen hinzu.
- Modulare Trassen: Steck- und Klemmsysteme für schnelle Änderungen; dennoch gegen Zug und Torsion gesichert.
- Transportzustand: Leitungen entlastet fixieren, Enden verschließen, um Kontamination zu verhindern.
- Schnittstellenmanagement: Eindeutige Zuordnung zwischen Aggregat und Werkzeug; Druck- und Rücklauf nicht vertauschen.
- Zusatzmedien: Bei thermischen oder brandsensiblen Arbeiten Medienleitungen getrennt und geschützt führen.
Nachrüstung, Rückbau und Demontage von Rohrleitungen
Im Entkernungs- und Schneideumfeld werden Leitungen häufig umgelegt oder zurückgebaut. Eine geordnete Vorgehensweise vermeidet Folgeschäden und verkürzt Stillstandszeiten.
- Systematisch entleeren und drucklos machen: Gefährdungen vorbeugen; Restmengen auffangen.
- Rückbaureihenfolge festlegen: Von peripher zu zentral; Fix- und Gleitpunkte lösen, ohne Lasten unkontrolliert freizugeben.
- Dokumentation aktualisieren: Leitungspläne, Kennzeichnungen und Prüfprotokolle fortschreiben, um den späteren Wiederaufbau zu erleichtern.
Praxis-Checkliste Rohrführung
- Medium, Druck, Temperatur und Umgebung definieren.
- Trassenverlauf mit Fixpunkten, Gleitlagern und Dehnungsausgleich festlegen.
- Querschnitte und Biegeradien strömungsgerecht dimensionieren.
- Schwingungen entkoppeln, Scheuerschutz vorsehen.
- Schalt- und Kupplungspunkte zugänglich und eindeutig kennzeichnen.
- Korrosionsschutz und Brandschutzmaßnahmen integrieren.
- Montage sauber, spannungsfrei, mit anschließender Spülung und Prüfung.
- In Betrieb: Temperaturen, Geräusche, Leckagen und Zyklen überwachen, nachziehen.





















