Quetschgefahr

Quetschgefahr entsteht immer dort, wo hohe Kräfte auf engstem Raum wirken und Körperteile zwischen bewegten und festen Bauteilen geraten können. In der Praxis von Betonabbruch, Entkernung, Felsabbruch, Tunnelbau und Natursteingewinnung sind hydraulisch betriebene Werkzeuge und Anbaugeräte zentrale Arbeitsmittel. Dazu zählen unter anderem Betonzangen sowie Stein- und Betonspaltgeräte, ergänzt durch Hydraulikaggregate für Abbrucharbeiten, Kombischeren, Steinspaltzylinder, Multi Cutters, Stahlscheren und Tankschneider. Die spezifische Kombination aus Werkstoff (Beton, Naturstein, Stahl), Energiequelle (Hydraulikdruck) und Arbeitsumgebung (Baustelle, Werkhalle, Untertage) macht die systematische Beherrschung der Quetschgefahr zu einer Kernaufgabe der Arbeitssicherheit – von der Planung über den Betrieb bis zur Wartung.

Definition: Was versteht man unter Quetschgefahr

Unter Quetschgefahr versteht man das Risiko, dass Körperteile zwischen festen und/oder beweglichen Teilen eingequetscht werden. Typische Quetschstellen sind Greif-, Schneid- und Presszonen, Scherstellen, Einzugs- und Klemmstellen, aber auch Übergabepunkte, an denen Werkstücke aufliegen, verschoben oder gehalten werden. In Anwendungen mit hydraulischen Abbruch- und Spaltwerkzeugen entstehen diese Gefahren insbesondere an den Maulbereichen von Betonzangen, an Spaltkeilen und Zylindern von Stein- und Betonspaltgeräten, an Gelenken, Bolzen, Scharnieren sowie zwischen Werkstück und Untergrund. Quetschungen können durch planmäßige Bewegungen (Öffnen, Schließen, Spalten) oder durch unkontrollierte Ereignisse (Nachbruch, Verrutschen, Rückfederung, Nachsetzen durch Restdruck) ausgelöst werden.

Ursachen und typische Szenarien

Quetschrisiken entstehen durch das Zusammenwirken von Werkzeugbewegung, Werkstoffverhalten und menschlicher Interaktion. Bei Betonzangen liegt die Gefahr im Greif- und Schneidbereich, beim Nachsetzen an Kanten und beim Halten von Bauteilen mit der Hand. Bei Stein- und Betonspaltgeräten spielen die Expansion in Bohrlöchern, das Entstehen und Fortsetzen von Rissen sowie das plötzliche Lösen von Spannungen eine Rolle. Zusätzliche Auslöser sind eingeschränkte Sicht, Zeitdruck, enge Platzverhältnisse, rutschige Oberflächen, unzureichende Abstützung und Restenergien im Hydrauliksystem, die unerwartete Bewegungen verursachen können.

Gefährdungsbeurteilung und Risikoquellen systematisch erfassen

Eine tragfähige Gefährdungsbeurteilung verknüpft die Eigenschaften des Werkzeugs mit dem Verhalten des Materials und der konkreten Arbeitsumgebung. Dabei werden Quetschstellen identifiziert, Bewegungsrichtungen und -geschwindigkeiten bewertet, Energien und Lastpfade analysiert und sichere Bedienpositionen festgelegt.

Schritte der Bewertung

  1. Tätigkeit und Arbeitsablauf beschreiben: Werkzeug, Werkstoff, Trägergerät/Handführung, Ort, Witterung, Platzverhältnisse, Sicht.
  2. Quetsch-, Klemm- und Scherstellen lokalisieren: Maulbereiche, Spaltzonen, Gelenke, Auflage- und Haltepunkte, Übergabestellen.
  3. Energiequellen und Restenergien erfassen: Hydraulikdruck, Gewichtskräfte, Feder- und Spannkräfte, potenzielles Nachbrechen.
  4. Materialverhalten einschätzen: Rissverlauf, Bewehrungseinfluss, Schichten, Klüfte, verdeckte Einbauten.
  5. Last- und Bewegungswege planen: Abstützen, Unterbauen, Zonen freihalten, sichere Flucht- und Rückzugswege definieren.
  6. Kommunikation regeln: eindeutige Handzeichen, klare Rollen, Freigaben, Stoppsignale.
  7. Grenzwerte festlegen: Arbeitsdruck, Vorschub, Öffnungs- und Schließgeschwindigkeit, Annäherungsabstände.

Die Risikoprofile unterscheiden sich: Betonzangen erzeugen dynamische Greif- und Scherbewegungen, während Stein- und Betonspaltgeräte kontrollierte, aber kraftvolle Expansionen im Bohrloch auslösen, die sich im Bauteil fortsetzen. Beide erfordern verlässliche Abstützung, stabile Lage und konsequente Ausschlusszonen.

Sicherheitsmaßnahmen und technische Schutzprinzipien

Wirksam ist ein gestuftes Konzept aus technischen, organisatorischen und personenbezogenen Maßnahmen, angepasst an Werkzeug, Einsatzbereich und Team.

Technische Maßnahmen

  • Abschirmung und Abstand: Quetschstellen räumlich trennen, wo möglich trennen oder abschirmen; Mindestabstände definieren.
  • Bewegungen kontrollieren: sanfte Anfahr- und Schließbewegungen, bedarfsgerechte Druck- und Geschwindigkeitsbegrenzung.
  • Abstützen und Unterbauen: Werkstücke sichern, Kipp- und Rutschbewegungen verhindern, Lastpfade entlasten.
  • Energie sicher schalten: Vor Wartung und Rüsten Hydraulikdruck abbauen, gegen Wiedereinschalten sichern.
  • Verbindungen prüfen: Kupplungen, Schläuche und Bolzen vor Einsatz kontrollieren; leckagefreie, korrekt verriegelte Verbindungen verwenden.

Organisatorische Maßnahmen

  • Ausschlusszonen festlegen: Nur das Bedienpersonal im Arbeitsbereich, Dritte fernhalten.
  • Rollen klären: Bediener, Einweiser, Aufsicht – keine Doppelrollen in kritischen Phasen.
  • Freigaben nutzen: Start, Nachsetzen, Positionswechsel nur nach klarer Rückmeldung.
  • Arbeitsabläufe standardisieren: Reihenfolge für Greifen, Trennen, Ablegen; Notstopp-Regeln.

Personenbezogene Maßnahmen

  • Bedienerschulung: Werkzeugprinzip, Quetschstellen, sichere Griff- und Standpositionen.
  • Persönliche Schutzausrüstung: Handschutz mit passender Griffigkeit, Sicherheitsschuhe, Schutzhelm, Augen- und Gehörschutz – gemäß Gefährdungsbeurteilung.
  • Ergonomie beachten: Körper aus Schwenk- und Scherbereichen heraus, stabile Standfläche, keine Handführung in Quetschzonen.

Besondere Hinweise zu Betonzangen

Betonzangen verbinden Greif-, Quetsch- und Scherbewegungen. Das Risiko liegt nicht nur zwischen den Backen, sondern auch an Flanken, Gelenken und am Übergang von Bauteil zu Untergrund. Bewehrungen können nach dem Trennen plötzlich nachgeben oder sich verspannen.

Praxisaspekte

  • Nie im Greifbereich anlegen helfen; Bauteile nicht per Hand ausrichten, solange das Werkzeug bewegt oder unter Druck steht.
  • Beim Nachsetzen auf Kanten mit unkontrolliertem Nachbruch rechnen; Abstützung rechtzeitig ergänzen.
  • Bewehrungszüge und verdeckte Einbauten einkalkulieren; Restspannungen können Bauteile unerwartet verschieben.
  • Greif- und Ablegepunkte so wählen, dass die Last stabil liegt und keine Finger-/Fußbereiche gefährdet werden.

Besondere Hinweise zu Stein- und Betonspaltgeräten

Stein- und Betonspaltgeräte sowie Steinspaltzylinder für kontrolliertes Spalten erzeugen kontrollierte Risse durch Expansion in Bohrlöchern. Quetschungen entstehen an Keil- und Auflagezonen sowie durch plötzliches Lösen von Spannungen im Werkstück.

Praxisaspekte

  • Hände und Körper aus der Risslinie halten; Splittrichtung und Ablöseflächen vorab einschätzen.
  • Werkstück abstützen und niederhalten, damit sich der Riss in die geplante Richtung fortsetzt.
  • Keile und Zylinder erst unter Druck setzen, wenn sie korrekt sitzen; kein Nachfassen im belasteten Zustand.
  • Nachbruch erwarten: Riss kann sich nach Druckentlastung fortsetzen; Ausschlusszone beibehalten.

Einsatzbereiche: Quetschrisiken im Kontext

Betonabbruch und Spezialrückbau

  • Bauteile stehen unter Zwang; Bewehrung hält Elemente zusammen und kann plötzliche Bewegungen auslösen.
  • Quetschstellen zwischen Werkzeug und Bauteil, aber auch beim Ablegen auf Unterlagen oder beim Umsetzen.

Entkernung und Schneiden

  • Enge Räume, wechselnde Materialien, verdeckte Einbauten: erhöhte Gefahr durch eingeschränkte Fluchtwege.
  • Beim Schneiden und Trennen kleine, scheinbar leichte Teile nicht mit der Hand führen.

Felsabbruch und Tunnelbau

  • Schichtungen, Klüfte und Wasserzutritt beeinflussen Rissverlauf; Nachbruch und Blockbewegungen vorsehen.
  • Quetschstellen beim Positionieren in Nischen und Anrissen, besonders bei Überkopf- oder Wandarbeiten.

Natursteingewinnung

  • Große Blöcke und unebener Untergrund erzeugen Roll- und Kippgefahren; Unterbauen und Keilen sorgfältig planen.
  • Spaltwerkzeuge nicht zwischen Block und Fundament greifen, solange keine sichere Abstützung vorhanden ist.

Sondereinsatz

  • Unklare Materialzustände und Sonderlagen verlangen konservative Parameter, erweiterte Ausschlusszonen und zusätzliche Kommunikation.

Hydraulikaggregate, Leitungen und Druck: Bewegungen sicher beherrschen

Hydraulikaggregate liefern die Energie für Werkzeuge wie Betonzangen und Stein- und Betonspaltgeräte. Druckschwankungen, Restdruck und Leckagen können unerwartete Bewegungen begünstigen und Quetschstellen aktivieren.

  • Druck vor Umrüst- und Wartungsarbeiten vollständig abbauen; Verriegelungen nutzen, gegen Wiedereinschalten sichern.
  • Schläuche knick- und scheuerfrei verlegen; Stolper- und Einzugsstellen vermeiden.
  • Kupplungen spannungsfrei trennen und schließen; nach dem Kuppeln kurz drucklos prüfen, erst dann belasten.
  • Nach dem Start mit geringer Geschwindigkeit anfahren und die Werkzeugbewegung kontrollieren, bevor Last anliegt.

Arbeitsmittelprüfung, Wartung und Instandhaltung

Der Zustand des Arbeitsmittels beeinflusst die Quetschgefahr direkt. Spiel in Gelenken, verschlissene Backen, deformierte Keile oder Leckagen verändern Bewegungsabläufe und Kraftübertragung.

  • Vor Einsatz: Sichtprüfung von Backen/Schneiden, Keilen, Bolzen, Abstützelementen, Schläuchen, Kupplungen.
  • Funktionstest ohne Last: Öffnen/Schließen, Druckaufbau, Haltevermögen beobachten.
  • Verschleißgrenzen beachten: Werkzeuge rechtzeitig instand setzen oder Komponenten ersetzen.
  • Nach außergewöhnlichen Ereignissen (Klemmung, Überlast, Schlag) zusätzliche Prüfung dokumentieren.

Positionierung, Handgriffe und Materialführung

Die Handposition und der Stand entscheiden oft über Sicherheit oder Quetschverletzung. Hände grundsätzlich aus Quetsch- und Scherbereichen fernhalten; Werkstücke nicht per Hand führen, solange das Werkzeug anliegt oder sich bewegt.

  • Sichere Greifpunkte und Auflagen definieren; Keile/Unterlagen so platzieren, dass kein Nachgreifen in Gefahrenzonen nötig wird.
  • Rückzugsweg frei halten; seitlich versetzt zur Hauptbewegungsrichtung stehen.
  • Kleine Teile mit geeigneten Hilfsmitteln (Zangen, Greifer, Distanzhalter) positionieren, statt mit der Hand.

Kommunikation, Unterweisung und Teamarbeit

Quetschgefahren lassen sich durch klare Kommunikation deutlich reduzieren. Einweiser und Bediener benötigen eindeutige Signale, klare Rollen und Stopp-Regeln. Unterweisungen sollten Werkzeugprinzip, spezifische Quetschstellen, sichere Abstände, Abstütztechniken und Notfallabläufe behandeln. Neue Teammitglieder werden vor Ort in die Gegebenheiten eingewiesen; Sprachbarrieren werden durch einfache Handzeichen und Wiederholungsbestätigungen überbrückt.

Dokumentation und organisatorischer Rahmen

Vorgaben zu Arbeitssicherheit, Betriebsanweisungen und die geltenden Vorschriften sind die Basis für Planung und Ausführung. Dokumentierte Gefährdungsbeurteilungen, Unterweisungsnachweise und Prüfprotokolle schaffen Verbindlichkeit und erleichtern die Wirksamkeitskontrolle. Angaben und Hinweise der Darda GmbH zu Produkten sind bei Planung, Betrieb und Instandhaltung zu berücksichtigen. Rechtliche Anforderungen können je nach Land und Einsatzumgebung variieren; die Umsetzung erfolgt generell und mit Augenmaß für den konkreten Anwendungsfall.

Typische Quetschstellen erkennen

Werkzeugseitige Quetschstellen

  • Greif- und Schneidbereiche von Betonzangen, Kombischeren, Multi Cutters, Stahlscheren, Tankschneidern.
  • Spaltkeile, Keilschlitten und Zylinder an Stein- und Betonspaltgeräten und Steinspaltzylindern.
  • Gelenke, Bolzen, Scharniere; parallele Flächen, die sich annähern.

Werkstück- und Umgebungseinflüsse

  • Auflagepunkte zwischen Bauteil und Untergrund, Auf- und Ablegen auf Unterbau.
  • Nachbruchlinien, Rissausläufer, abplatzende Kanten und das Zusammenwirken mit Bewehrung.
  • Enge Nischen, Wand- und Deckennähe, Überkopfarbeiten mit eingeschränkter Rückzugsmöglichkeit.

Witterung, Sicht und Umgebungsbedingungen

Nässe, Schmutz, Staub, Dunkelheit und Lärm beeinträchtigen Wahrnehmung und Standfestigkeit. Beleuchtung, rutschhemmende Unterlagen und saubere Trittflächen verbessern die Kontrolle über Werkzeug und Werkstück. Bei Kälte und Hitze verändert sich die Griffigkeit von Handschuhen; geeignete Auswahl und Wechsel sind ein einfacher, aber wirksamer Beitrag zur Prävention.

Planung des Arbeitsablaufs: vom Ansatz bis zum Ablegen

  1. Ansatzpunkte wählen: stabile Zonen, klare Lastpfade, freie Risslinien.
  2. Abstützen und Unterbauen: Kippen, Rollen und Rutschen verhindern.
  3. Expositionszeit verkürzen: Annähern, Greifen/Spalten, Zurücktreten – jeder Schritt mit Freigabe.
  4. Nachsetzen nur nach Freigabe: Bewegungen ankündigen, Sichtkontakt oder bestätigte Signale.
  5. Ablegen kontrolliert und flach: keine Finger- oder Fußräume unter Last bringen.

Notfallvorsorge bei Quetschereignissen

Trotz Vorsicht können Quetschverletzungen auftreten. Vor Arbeitsbeginn sollten Alarmierung, Erste-Hilfe-Abläufe, Zufahrten für Rettungskräfte und Hilfsmittel (z. B. geeignete Hebe- und Unterbauhilfen) geklärt sein. Maßnahmen erfolgen umsichtig und unter Beachtung der Eigensicherung; der Schutz weiterer Personen hat Priorität.