Mengenermittlung

Die Mengenermittlung ist ein zentrales Werkzeug, um Bau-, Rückbau- und Spezialarbeiten planbar, kalkulierbar und sicher umzusetzen. Sie schafft die Grundlage für Abschnittsplanung, Geräteeinsatz, Terminierung, Logistik und Abrechnung. In den Einsatzbereichen Betonabbruch und Spezialrückbau, Entkernung und Schneiden, Felsabbruch und Tunnelbau, Natursteingewinnung sowie bei Sondereinsätzen entscheidet sie darüber, ob die geeigneten hydraulischen Werkzeuge – etwa Betonzangen oder hydraulische Stein- und Betonspaltgeräte – zum richtigen Zeitpunkt mit der passenden Leistung bereitstehen. Wer Volumina, Stückzahlen, Längen und Tonnagen präzise erfasst, steuert Schnitt- und Spaltfolgen, definiert Bauteilgrößen für eine schadensarme Trennung und reduziert gleichzeitig Lärm-, Staub- und Erschütterungseinträge.

Definition: Was versteht man unter Mengenermittlung

Unter Mengenermittlung versteht man die systematische Erfassung, Berechnung und Dokumentation aller für Planung, Ausführung und Abrechnung relevanten Mengen. Dazu gehören Kubaturen (Volumina), Flächen, Längen, Stückzahlen und Massen (Tonnagen) von Materialien, Bauteilen und Abbruchgut. Die Mengenermittlung bildet die Ausgangsbasis für Leistungsverzeichnisse, Termin- und Kapazitätspläne, Entsorgungs- und Recyclingkonzepte sowie die Auswahl geeigneter hydraulischer Anbau- und Handgeräte. Im Kontext von Abbruch, Rückbau, Fels- und Natursteinbearbeitung umfasst sie auch die Ableitung von Trenn- und Spaltstrategien, Bohr- und Schnittbildern sowie Geräteparametern wie Spaltkraft, Scherleistung, Hydraulikdruck und Ölstrom.

Vorgehensweise und Rechenschritte in der Praxis

Die praktische Mengenermittlung folgt einem klaren Ablauf: Zuerst werden Bauteile, Materialien und Bauzustände identifiziert, dann geometrisch beschrieben und in messbare Einheiten überführt. Es folgen die Ableitung der Abbruch- oder Trennmethodik, die Zuordnung geeigneter Geräte (zum Beispiel Betonzangen für armierte Bauteile oder Stein- und Betonspaltgeräte für erschütterungsarmen Rückbau) sowie die Zusammenführung in eine Mengendokumentation mit Toleranzen und Annahmen. Kernschritte sind die Geometrieermittlung (Wand: Länge × Höhe × Dicke; Platte: Fläche × Dicke; Fundament: Grundfläche × Dicke), die Berücksichtigung von Öffnungen und Einbauten, die Ermittlung von Massen aus Volumina und Materialdichten sowie die Schätzung von Bewehrungsanteilen, Befestigungsmitteln und Einbauteilen. Ergänzend werden Schnitt- und Bohrlängen, Grid- oder Rasterabstände sowie die voraussichtlichen Stückgrößen für die Handhabung festgelegt, damit die Leistungsfähigkeit der verwendeten Hydraulikaggregate und Aufsätze zur geplanten Taktung passt.

Geometrische Grundlagen und typische Formeln

Eine belastbare Mengenermittlung stützt sich auf einfache, aber konsequent angewendete Geometrie. Für rechteckige Bauteile gilt: Volumen V = Länge × Breite × Höhe. Bei Wänden ersetzt die Dicke die Breite, bei Platten die Dicke die Höhe. Zylindrische Elemente: V = π × r² × Höhe. Öffnungen sind als negative Volumina abzuziehen. Bei unregelmäßigen Bauteilen werden sinnvolle Näherungsgeometrien gewählt, die im Aufmaß dokumentiert werden. Die Masse M ergibt sich aus dem Volumen V multipliziert mit der Dichte des Materials. Für Stahlbeton werden häufig 2,3 bis 2,5 t/m³ angesetzt, für unbewehrten Beton ca. 2,2 bis 2,4 t/m³. Steine und Gesteine variieren je nach Gesteinsart, werden jedoch ebenfalls über V × Dichte bestimmt. Bei der Bewehrung dient ein Bewehrungsansatz in kg/m³ als praxisnahe Kenngröße; realistische Orientierungswerte liegen, abhängig von Nutzung und Bauteil, in einem weiten Bereich. Konkrete Werte werden aus Bestandsunterlagen, Sondagen oder zerstörungsarmen Prüfungen abgeleitet.

Mengenermittlung im Betonabbruch und Spezialrückbau

Im Stahlbetonrückbau wird zunächst die Gesamt-Kubatur je Bauteil ermittelt, anschließend die Armierungsmenge abgeschätzt oder messtechnisch erhoben. Daraus folgen Trenn- und Bearbeitungsstrategien: Mit Betonzangen lassen sich Bauteile abschnittsweise kontrolliert lösen, Armierung freilegen und Betonschollen in handhabbare Größen überführen. Die Mengenermittlung definiert dabei Zielabmessungen für Schollen, die Anzahl der Zangenzyklen und die voraussichtlichen Schnitt- bzw. Quetschlinien. Für erschütterungsarmen Rückbau in sensibler Umgebung kommen Stein- und Betonspaltgeräte in Betracht. Hieraus ergibt sich ein Bohrbild mit Anzahl und Tiefe der Bohrungen sowie ein Spaltzyklus je Takt. Die Zuordnung von Massen zu Fraktionen (Beton, Bewehrung, Einbauten, Schadstoffe getrennt erfasst) und die Ableitung von Transport- und Entsorgungsmengen schließen den Schritt ab.

Entkernung und Schneiden: Längen, Stückzahlen und Schnittbilder

In der Entkernung werden Längen (zum Beispiel Leitungs- und Kabeltrassen), Flächen (Abhangdecken, Bodenaufbauten), Stückzahlen (Türen, Einbauten, Befestiger) und Massen erfasst. Beim Trennen von Bauteilen, etwa mit Kombischeren, Multi Cutters oder Stahlscheren, sind Schnittlängen und Materialgüten entscheidend. Die Mengenermittlung legt Schnittbilder fest, priorisiert Trennfolgen und bestimmt die Handhabungsgrößen, sodass Leistung und Backenöffnung der eingesetzten Geräte zur Materialstärke passen. Für Betonausschnitte definiert sie die Kontur, die Kernbohrmeter oder Sägeschnitte sowie die anschließende Zerlegung mit Betonzangen, damit Transport- und Hebekapazitäten eingehalten werden.

Felsabbruch, Tunnelbau und Natursteingewinnung

Bei felsmechanischen Aufgaben wird das anstehende Volumen in Blöcke oder Takte unterteilt. Für die Arbeit mit Steinspaltzylindern sind Bohrlochlängen, -anzahl und -raster entscheidend. Die Mengenermittlung berücksichtigt geologische Diskontinuitäten, gewünschte Blockgrößen und die zulässigen Erschütterungen. Im Tunnelvortrieb und bei Sondereinsätzen wird ergänzend die Taktlänge je Vortrieb, das Ausbruchprofil, die Über- bzw. Untermaße sowie der Nachbruch quantifiziert. In der Natursteingewinnung zielt die Mengenermittlung auf nutzbare Blockkubaturen, Ausbeutequoten und Restmassen ab. Die gewonnenen Daten bestimmen den Bedarf an Spaltzyklen je Block, die Kapazität der Hydraulikaggregate und die sinnvolle Reihenfolge der Spaltvorgänge.

Von der Menge zum Gerät: Ableitung technischer Parameter

Zwischen Mengenermittlung und Gerätewahl besteht ein enger Zusammenhang. Aus Volumen, Materialqualität und Zielstückgrößen ergeben sich Spalt- oder Scherkräfte, Zykluszahlen und Taktzeiten. Für hydraulische Systeme werden Druck- und Ölstromanforderungen aus der geplanten Parallelität (Anzahl aktiver Zylinder oder Werkzeuge) und der angestrebten Taktfrequenz abgeleitet. Daraus folgt der Bedarf an Hydraulikaggregaten, Schlauchlängen und Anschlusspunkten. Bei Betonzangen entscheidet die Kombination aus Bauteildicke, Bewehrungsanteil und Zielzerlegung über die sinnvolle Bauteilfolge; bei Stein- und Betonspaltgeräten bestimmt das Bohrbild die Anzahl der notwendigen Spaltzyklen und damit die Tagesleistung. Die Mengenermittlung stellt sicher, dass diese Größen zueinander passen und Reserven für Unwägbarkeiten vorhanden sind.

Qualität, Toleranzen und Dokumentation

Eine belastbare Mengenermittlung benennt Annahmen und Toleranzen. Pläne werden mit Bestandsaufmaß, Sondagen und visuell zugänglichen Bauteilschnitten abgeglichen. Abweichungen – etwa variierende Bauteildicken, inhomogener Beton oder unregelmäßige Bewehrung – werden in Bandbreiten mit Sicherheitszuschlägen berücksichtigt, die nachvollziehbar dokumentiert sind. Messwerte, Fotos, Skizzen und Probenahmen unterstützen die Nachvollziehbarkeit. Diese Sorgfalt ermöglicht es, Geräte wie Betonzangen oder Stein- und Betonspaltgeräte gezielt zu disponieren und Schnitt- bzw. Spaltfolgen rechtzeitig anzupassen.

Rechtlich-organisatorische Einordnung

Die Mengenermittlung bildet die Grundlage für Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung. Sie sollte sich an den anerkannten Regeln der Technik orientieren und die projektbezogenen vertraglichen Anforderungen beachten. Je nach Projektphase dient sie als Prognose, Kalkulationsbasis oder Abrechnungsnachweis. Angaben zu Massen und Fraktionen sind außerdem für Entsorgungs- und Recyclingkonzepte relevant. Rechtliche Rahmenbedingungen können projekt- und länderspezifisch variieren und sind grundsätzlich sorgfältig zu prüfen; verbindliche Einzelfallbewertungen ersetzt die Mengenermittlung nicht.

Praxisbeispiel: Mengenermittlung einer Stahlbetonwand

Gegeben sei eine Stahlbetonwand mit 10,0 m Länge, 3,2 m Höhe und 0,25 m Dicke sowie zwei Öffnungen von je 1,0 m × 2,1 m. Das Bruttovolumen beträgt 10,0 × 3,2 × 0,25 = 8,0 m³. Die Öffnungen summieren sich zu 2 × (1,0 × 2,1 × 0,25) = 1,05 m³. Nettovolumen: 6,95 m³. Bei einer Dichte von 2,4 t/m³ ergibt sich eine Betonmasse von rund 16,7 t. Ein projektspezifisch plausibler Bewehrungsansatz – nach Unterlagen oder Sondage – führe beispielhaft zu 110 kg/m³. Daraus folgt eine Bewehrungsmasse von etwa 765 kg. Für den Rückbau werden Zielschollen von ca. 0,6 m × 0,6 m × 0,25 m geplant, um Handhabung und Abtransport zu erleichtern. Das ergibt rund 31 Schollen je m³ und somit ca. 215 Schollen insgesamt. Die Trennstrategie sieht zunächst Schnitte an Öffnungskanten vor, anschließend eine Zerlegung mit Betonzangen, um Bewehrung gezielt freizulegen. Alternativ – in erschütterungssensibler Umgebung – wird eine Spaltstrategie festgelegt: Bohrbild und Spaltzyklen werden so dimensioniert, dass die angestrebten Schollengrößen erreicht werden. Die daraus resultierenden Schnitt- oder Bohrmeter, Zykluszahlen und Taktzeiten speisen die Disposition von Hydraulikaggregaten und Arbeitskräften.

Häufige Fehlerquellen und wie man sie vermeidet

Unvollständige Geometrie, nicht berücksichtigte Öffnungen und Einbauten, unterschätzte Bewehrung, zu große Zielstücke für die Handhabung, fehlende Reserven bei der Hydraulikleistung und unklare Toleranzen sind typische Ursachen für Abweichungen. Abhilfe schaffen ein strukturiertes Aufmaß, der Abgleich mit Bestandsunterlagen, vorsichtige Annahmen mit dokumentierten Bandbreiten sowie die frühzeitige Ableitung des Gerätekonzepts. Besonders wirksam ist die Verzahnung von Mengenermittlung und Ausführungsplanung: Wenn Zielschollen, Spaltraster oder Schnittbilder bereits in der Mengenermittlung definiert werden, sinkt das Risiko von Stillständen und Umplanungen.

Digitale Hilfsmittel und kontinuierliche Fortschreibung

Modellbasierte Arbeitsweisen, 3D-Aufmaße und fortlaufend aktualisierte Mengengerüste erhöhen die Verlässlichkeit. Während der Ausführung wird der Ist-Stand mit den Planmengen abgeglichen. Erkenntnisse aus der Baustelle – etwa geänderte Bewehrungsdichten, unerwartete Einbauten oder geologische Besonderheiten – fließen unmittelbar in die Mengenfortschreibung ein. So bleiben Geräteeinsatz, etwa die Taktung von Betonzangen oder Stein- und Betonspaltgeräten, und die Kapazität der Hydraulikaggregate jederzeit stimmig.

Sicherheit, Umwelteinflüsse und Logistik im Blick

Die Mengenermittlung unterstützt eine vorsichtige Planung von Arbeitssicherheit, Lärm- und Staubminderung, Erschütterungskontrolle und Verkehrslenkung. Sie zeigt Container- und Transportbedarfe, Hebemittel und Zwischentransporte auf. Wo geringe Erschütterungen gefordert sind, lässt sich früh eine Spaltstrategie mit Stein- und Betonspaltgeräten abbilden; wo Armierung im Fokus steht, werden Schnittbilder und Zyklen für Betonzangen passend zur Bewehrungsdichte dimensioniert. So entsteht ein stimmiges Zusammenspiel von Menge, Methode und Gerät.

Kernaussage

Die Mengenermittlung verknüpft Geometrie, Material und Methode zu einem verlässlichen Planungsgerüst. Sie ermöglicht es, Betonzangen, Stein- und Betonspaltgeräte, Hydraulikaggregate und weitere Werkzeuge präzise einzusetzen, Leistungen realistisch zu kalkulieren und Bauaufgaben in Betonabbruch, Entkernung, Felsabtrag, Natursteingewinnung und Sondereinsatz sicher und effizient zu bewältigen.