Gelegebewehrung

Die Gelegebewehrung ist ein flächiger Bewehrungstyp, der in Neubau und Bestand zunehmend Bedeutung gewinnt – von dünnwandigen Betonbauteilen über Instandsetzungen bis hin zu verstärkten Putz- und Spritzmörtelschichten. Für Planung, Bauausführung und Rückbau ist entscheidend zu verstehen, wie solche Bewehrungen Rissbildung, Tragverhalten und die Trenn- beziehungsweise Abbruchverfahren beeinflussen. Im praktischen Rückbau zeigt sich insbesondere der Zusammenhang zwischen Gelegebewehrung und hydraulischen Werkzeugen wie Betonzangen sowie Stein- und Betonspaltgeräten, die in Kombination mit schneidenden Werkzeugen eingesetzt werden.

Definition: Was versteht man unter Gelegebewehrung

Unter Gelegebewehrung versteht man flächige, meist bidirektionale oder unidirektionale Bewehrungslagen, deren Fäden, Drähte oder Rovings parallel ausgerichtet und punktuell fixiert sind (vernäht, verklebt oder verschweißt). Sie kommen als Stahl-Bewehrungsgelege (zum Beispiel Draht- oder Schweißgelege) und als nichtmetallische Gelege aus Carbon, AR-Glas oder Basalt zum Einsatz. Gelegebewehrungen dienen der Rissbreitenbegrenzung, erhöhen die Zug- und Biegezugtragfähigkeit dünner Querschnitte und ermöglichen robuste, leichte und korrosionsarme Bauweisen. Im Unterschied zu klassischen Stäben oder Matten sind Gelege besonders anpassungsfähig, dünn und lassen sich in Lagen aufbringen – häufig in Sanierungsmörteln, Spritzmörtelverstärkungen oder Dünnschichtbetonen.

Aufbau, Materialien und Wirkmechanismen der Gelegebewehrung

Gelegebewehrungen bestehen aus in einer oder mehreren Richtungen angeordneten Verstärkungselementen. Stahlgelege werden meist punktgeschweißt; textile Gelege werden aus Rovings (Bündeln endloser Fasern) gefertigt und durch Nähfäden oder Imprägnierungen stabilisiert. Übliche Materialien sind Stahl, alkaliresistentes Glas (AR-Glas), Carbon (CF) und Basalt. Die Wirkmechanik basiert auf dem Verbund zwischen Mörtel/Beton und den Fäden bzw. Drähten: Nach dem Rissauftreten übernehmen die Gelege die Zugkräfte, verteilen Risse feiner und halten Bauteile zusammen. Dadurch erhöhen sich Duktilität und Resttragfähigkeit, Rissweiten werden begrenzt. Die geringe Dicke der Lagen ermöglicht geringe Überdeckungen und dünne Verstärkungen, stellt jedoch Anforderungen an den Verbund, die Imprägnierung und die Ausführung (Untergrundvorbereitung, Einbettung, Nachbehandlung).

Gelegebewehrung im Bestand: Erkennen, Dokumentieren und Relevanz für den Rückbau

Im Bestand tritt Gelegebewehrung häufig in Instandsetzungsschichten, spritzapplizierten Verstärkungen, tragenden Putzsystemen, Mauerwerksbewehrungen, Fassadenpaneelen, dünnen Platten und Industrieböden auf. Für den Rückbau ist zu klären, ob es sich um Stahl- oder Textilbewehrung handelt, wie die Lagen orientiert sind, welche Maschenweiten vorliegen und wie die Einbindung in den Untergrund erfolgt. Eine vorsichtige, schrittweise Freilegung an Probeflächen, begleitende Dokumentation und die Anpassung der Arbeitsmittel sind dabei zweckmäßig.

Typische Bauteile mit Gelegebewehrung

  • Dünnwandige Betonbauteile, Fassaden- und Balkonplatten
  • Spritzmörtel- und Instandsetzungslagen auf Bestandsbeton
  • Mauerwerksschichten mit integrierten Draht- oder Glasfasergelegen
  • Estriche und Industrieböden mit Rissbewehrung
  • Textilverstärkte Überbetone und Verbindungsschichten

Auswirkungen auf Abbruch- und Trennverfahren

Gelegebewehrungen halten Bauteilsegmente nach dem Anbrechen zusammen und beeinflussen das Riss- und Bruchverhalten. Dies wirkt sich direkt auf die Wahl und Kombination der Verfahren aus – insbesondere bei selektivem Rückbau, Entkernung und beim erschütterungsarmen Arbeiten in sensiblen Umfeldern.

Einsatz von Betonzangen

Betonzangen zerkleinern Beton kontrolliert und erschütterungsarm. Bei Gelegebewehrung bleiben die Lagen nach dem Zerkleinern oft als „Zugnetze“ erhalten und verbinden Teilstücke. In der Praxis wird daher häufig ein kombiniertes Vorgehen gewählt: zunächst mechanisches Aufbrechen oder „Anknabbern“ des Betons mit der Zange, anschließend das gezielte Trennen der Gelege mit schneidenden Werkzeugen. Die Schrittfolge verbessert Handhabbarkeit, verringert unkontrolliertes Abreißen und unterstützt eine saubere Materialtrennung.

Hydraulisches Spalten von Beton

Stein- und Betonspaltgeräte erzeugen über Bohrungen und hydraulische Keile kontrollierte Risslinien mit geringer Erschütterung und wenig Lärm. Gelegebewehrungen können Rissöffnungen überbrücken und so die vollständige Trennung verzögern. In der Ausführung bewährt sich ein abgestimmtes Bohrlochraster entlang geplanter Trennlinien sowie das anschließende Durchtrennen der Bewehrung (Stahlgelege mit Stahlscheren bzw. Kombischeren; textile Gelege situationsabhängig schneiden). Das Vorgehen ermöglicht präzise Segmentierungen bei reduzierter Staub- und Lärmbelastung.

Trennen von Stahl- und Textilgelegen

  • Stahlgelege: Das Nachschneiden erfolgt typischerweise mit Stahlscheren oder Kombischeren; bei gemischten Bewehrungen kommen auch Multi Cutters zum Einsatz.
  • Textilgelege (Carbon, AR-Glas, Basalt): Durch die hohe Zugfestigkeit können textile Lagen Bauteile lange zusammenhalten. Das Trennen sollte kontrolliert und abschnittsweise erfolgen, um Rückfederungen zu vermeiden. Staub- und Faserfreisetzung sind zu beachten.
  • Kombiniertes Vorgehen: Zuerst Beton lösen (Zange oder Spalten), anschließend Restverbünde lageweise trennen; kleine, handhabbare Segmente begünstigen selektives Arbeiten.

Besonderheiten bei Textilbewehrung (Carbon/Glas/Basalt)

Textilbewehrungen besitzen sehr hohe Zugfestigkeiten bei geringer Dehnung und sind korrosionsarm. Im Rückbau führt dies zu feiner Rissverteilung und starker Restvernetzung. Praktisch bedeutet das: Risse öffnen weniger, Bauteile bleiben „zusammenhängend“, und der Abtrag erfolgt in kleineren Schritten. Beim Zerkleinern mit Betonzangen ist daher damit zu rechnen, dass textile Lagen separat geschnitten werden müssen. Beim hydraulischen Spalten ist die Bohrlochplanung entlang Gelegerichtungen hilfreich; zusätzliche Trennschnitte an Kanten und Ecken verhindern unerwünschte Faserzüge. Faser- und Feinstaub sind möglichst zu minimieren; je nach Situation sind geeignete Absaug- oder Befeuchtungsmaßnahmen vorzusehen.

Einsatzbereiche im Kontext der Produkte und Anwendungen der Darda GmbH

In Betonabbruch und Spezialrückbau führt Gelegebewehrung zu kombiniertem Vorgehen: kontrolliertes Zerkleinern mit Betonzangen oder erschütterungsarmes Spalten mit Stein- und Betonspaltgeräten, ergänzt um das gezielte Durchtrennen von Stahlgeweben mit Stahlscheren oder Kombischeren. Bei Entkernung und Schneiden unterstützt die feine Segmentierung eine getrennte Erfassung von Beton, Schrott und Faserverbünden; Multi Cutters helfen beim Trennen gemischter Materialien. Im Felsabbruch und Tunnelbau betrifft Gelegebewehrung vor allem betonierte Auskleidungen, Instandsetzungslagen und Ankerköpfe. Für die Natursteingewinnung spielt Gelegebewehrung keine Rolle; hier steht das Spalten in reinem Gestein im Vordergrund. In Sondereinsätzen können hybride Bauteile (Beton mit textilen Lagen und integrierten Metalleinlagen) ein abgestimmtes Schnitt- und Spaltkonzept erfordern.

Planung, Arbeitsschutz und Umweltaspekte

Ein strukturiertes Vorgehen beginnt mit der Bestandsaufnahme (Material, Lagen, Maschenweite, Verbund) und einer probierenden Freilegung. Für die Ausführung sind erschütterungsarme Verfahren und staubarme Arbeitsweisen vorteilhaft, insbesondere in sensiblen Bereichen. Persönliche Schutzausrüstung und geeignete Maßnahmen zur Staubminderung sind einzuplanen. Bei der Entsorgung ist eine getrennte Erfassung von Beton, Stahlschrott und Faserverbundresten zweckmäßig; je nach Projekt sind die einschlägigen Regeln der Technik sowie die geltenden Vorgaben zu beachten.

Praktische Hinweise für Kalkulation und Ausführung

  1. Bestandsanalyse: Probefeld anlegen, Art der Gelegebewehrung (Stahl/Textil), Lagenanzahl und Orientierung feststellen.
  2. Verfahrenswahl: Bauteilstärke, Umgebung, Erschütterungs- und Lärmsensibilität berücksichtigen; Kombination aus Zerkleinern/Spalten und Nachschneiden vorsehen.
  3. Segmentierung: Trennlinien planen, Bohrlochmuster auf Gelegerichtung abstimmen, kleine handhabbare Teilstücke erzeugen.
  4. Reihenfolge: Erst Beton lösen (Zange oder Spalten), dann Bewehrung schneiden; Kanten und Öffnungen zur Spannungsentlastung zuerst bearbeiten.
  5. Arbeitsschutz: Staub- und Faseremissionen mindern; sichere Schnittführung, kontrollierte Abstützung und Lastabtragung beachten.
  6. Entsorgung: Stoffstromtrennung einplanen; Stahl, Beton und Faserverbund getrennt erfassen.

Qualitätsaspekte und Ausführungssicherheit

Die Qualität der Arbeiten hängt maßgeblich von der Erkundung, der Abstimmung der Werkzeuge und einer klaren Schnitt- und Spaltstrategie ab. Saubere Trennkanten, geringe Randabplatzungen und die planmäßige Zerkleinerung in definierte Segmente unterstützen einen zügigen, kontrollierten Ablauf. Bei Unsicherheiten zur Bewehrungsart oder zum Verbund ist ein schrittweises Vorgehen mit fortlaufender Bewertung der Riss- und Bruchbilder zweckmäßig.