Gasleitungen sind elementare Bestandteile der Energieversorgung und durchziehen Städte, Industrieareale und Infrastrukturen. Im Bauwesen, beim Rückbau von Bauwerken sowie in industriellen Anlagen erfordert der Umgang mit erdverlegten oder sichtbaren Gasrohren besondere Sorgfalt. Für sichere Arbeitsabläufe sind eine präzise Erkundung, das kontrollierte Freilegen sowie funkenarme und erschütterungsarme Verfahren entscheidend. Hier kommen je nach Aufgabe Werkzeuge wie Betonzangen, Stein- und Betonspaltgeräte, hydraulische Steinspaltzylinder, Stahlscheren, Kombischeren und Multi Cutters zum Einsatz, angetrieben über passende Hydraulikaggregate. Die folgenden Inhalte bündeln Grundlagenwissen und praxisorientierte Hinweise für Planung, Abbruch, Sanierung und Arbeitsschutz rund um Gasleitungen.
Definition: Was versteht man unter Gasleitung
Unter einer Gasleitung versteht man ein Rohrleitungssystem zur Beförderung brennbarer Gase – typischerweise Erdgas, Biogas oder Flüssiggas in gasförmigem Zustand – vom Erzeuger oder Einspeisepunkt bis zum Verbraucher. Gasleitungen können als Transport-, Verteil- oder Hausanschlussleitungen ausgeführt sein und verlaufen oberirdisch, erdverlegt oder innerhalb von Gebäuden. Sie bestehen aus geeigneten Werkstoffen (z. B. Stahl oder Polyethylen), sind auf definierte Druckbereiche ausgelegt und besitzen Armaturen wie Absperrventile, Regel- und Messgeräte. Zentrale Anforderungen betreffen Dichtheit, Korrosionsschutz, mechanische Integrität, Explosionsschutz sowie die sichere Einbindung in baulichen und industriellen Umgebungen.
Aufbau, Materialien und Kennzeichnung
Gasleitungen werden abhängig von Medium, Druckstufe und Lage unterschiedlich aufgebaut. Stahlleitungen werden häufig geschweißt und mit Innen- und Außenschutz (z. B. Beschichtung, kathodischer Schutz) versehen. Erdverlegte Leitungen aus Polyethylen (häufig PE 80/100) sind flexibel, korrosionsbeständig und elektrisch nicht leitend; sie werden mittels Heizelement- oder Elektroschweißmuffen gefügt. In Bestandsnetzen finden sich vereinzelt noch Guss- oder Stahlleitungen älterer Bauart. Die Trasse ist in der Regel markiert (Warnbänder, Schachtschilder), die Farbe Gelb signalisiert Gas. Einbauten umfassen Absperreinrichtungen, Hausanschlüsse, Regelstationen und Hauseinführungen. Leitungskataster und Bestandspläne dokumentieren Verlauf, Tiefe, Dimension und Material.
Druckbereiche und Einsatzumgebungen
Gasnetze werden in Niederdruck-, Mitteldruck- und Hochdruckbereiche gegliedert. Hausinstallationen arbeiten meist im Niederdruckbereich; Verteilnetze typischerweise im Mittel- bis Hochdruckbereich. In Industrieanlagen können höhere Drücke und spezielle Medien (z. B. Prozessgase) auftreten. Die Druckstufe hat Einfluss auf Wanddicke, Verlegeart, Armaturenwahl und die Sicherheitsabstände bei Bau- und Abbrucharbeiten.
Gefahrenbild: Leckage, Zündung und mechanische Einwirkung
Das zentrale Risiko im Umgang mit Gasleitungen ist das unbeabsichtigte Freisetzen von Gas und eine mögliche Zündung. Ursachen sind vor allem mechanische Beschädigungen (Anbohren, Anbaggern, Schlag- oder Schneidarbeiten), Korrosion oder Materialermüdung. Gefährdungen entstehen durch explosionsfähige Atmosphäre, Jet-Flammen, Brandübertragung und Erschütterungen. Zudem kann austretendes Gas in unterirdischen Hohlräumen wandern und fernab der Schadstelle zünden. Deshalb sind erschütterungsarme, funkenarme Verfahren, eine klare Arbeitsfreigabe und das Freimessen von Bereichen unverzichtbar.
Erkundung und Ortung vor Beginn der Arbeiten
Vor Bau-, Schneid- oder Rückbaumaßnahmen ist eine Leitungsauskunft einzuholen und der Bestand mit geeigneten Ortungsverfahren zu verifizieren. Dazu gehören digitale Bestandsdaten, Oberflächensondierungen und – im Schutzbereich – die handschachtende Freilegung. In massiven Bauteilen kann das kontrollierte Öffnen mit Betonzangen erfolgen, um Bewehrung schonend zu trennen und Einbauten sichtbar zu machen. Stein- und Betonspaltgeräte und zugehörige Steinspaltzylinder ermöglichen das Risslenken im Beton, wodurch Leitungen und Einbauten ohne percussive Schläge freigelegt werden. Das reduziert das Risiko von Beschädigungen an unbekannten Leitungen im Bauteil.
Absperren, Freimessen und Zündquellenmanagement
Arbeiten im Einflussbereich von Gasleitungen erfolgen grundsätzlich nur nach Absprache mit dem Netz- oder Anlagenbetreiber. Absperrungen, Druckentlastungen und das Freimessen auf explosionsfähige Atmosphäre sind durch fachkundige Personen durchzuführen. Zündquellen sind zu vermeiden; im Zweifel sind ausschließlich funkenarme Trennverfahren zulässig. Hydraulisch betriebene Werkzeuge mit geeigneten Hydraulikaggregaten bieten hier Vorteile, da sie ohne heiße Flamme arbeiten und im Vergleich zu thermischen Verfahren weniger Zündpotenzial aufweisen. Welche Antriebe und Geräte in explosionsgefährdeten Bereichen zulässig sind, richtet sich nach den jeweils anzuwendenden technischen Regeln und ist objektspezifisch zu klären.
Arbeiten im Bestand: Abbruch und Umbau in der Nähe von Gasleitungen
Im Betonabbruch und Spezialrückbau ist eine ablauf- und schnittstellenorientierte Planung entscheidend. Tragende Bauteile und Einbauten werden so gelöst, dass Leitungen unversehrt bleiben oder zuvor fachgerecht außer Betrieb genommen und demontiert werden. Die Wahl des Verfahrens richtet sich nach Statik, Leitungsnähe, Material und Zugang.
Selektiver Betonabbruch mit Betonzangen
Betonzangen erlauben das gezielte Zerkleinern von Beton bei vergleichsweise geringer Erschütterung. Bewehrungen lassen sich auf Sicht trennen, während nahe Leitungen geschützt bleiben. Das Verfahren eignet sich besonders beim Entkernen und Schneiden von Bauteilen in Gebäuden, wenn Gasleitungen im Bestand verbleiben oder erst später außer Betrieb genommen werden.
Niedrigvibration mit Stein- und Betonspaltgeräten
Stein- und Betonspaltgeräte mit hydraulischen Steinspaltzylindern erzeugen kontrollierte Spaltkräfte im Bohrloch oder an vorhandenen Rissen. Dadurch können Massivteile spannungsarm gelöst werden. Das ist hilfreich, um in Leitungsnähe Erschütterungen und Sekundärschäden gering zu halten, beispielsweise beim Öffnen von Fundamenten mit unbekannten Einbauten.
Metalltrennung an stillgelegten Leitungen
Ist eine Leitung ordnungsgemäß drucklos, entleert und freigemessen, erfolgt die Demontage häufig kaltmechanisch. Stahlscheren, Kombischeren oder Multi Cutters trennen Rohre, Flansche und Träger ohne thermische Einwirkung. Für Behälter und Tanks in Gasanlagen kommen – nach Freigabe und unter strengen Schutzmaßnahmen – auch Tankschneider zum Einsatz. Thermische Schneidverfahren sind in leitungsnahen Bereichen nur nach expliziter Freigabe und unter erhöhten Schutzvorkehrungen zulässig.
Schrittfolge für sichere Tätigkeiten im Leitungsbereich
Die nachfolgende Reihenfolge hat sich als strukturierter Rahmen bewährt. Sie ersetzt keine objektspezifische Gefährdungsbeurteilung, bietet aber Orientierung für sichere Abläufe:
- Leitungsauskunft einholen, Pläne abgleichen, Schutzstreifen festlegen.
- Ortung und Sondierung; im Schutzbereich Handschachtung oder kontrolliertes Freilegen (z. B. mit Betonzangen).
- Arbeitsfreigabe, Absperrkonzept und Zündquellenmanagement festlegen; Messgeräte bereithalten.
- Selektive Demontage mit funkenarmen, erschütterungsarmen Verfahren (z. B. Stein- und Betonspaltgeräte, hydraulische Scheren).
- Laufende Überwachung: Freimessen, Sichtkontrollen, Dokumentation.
Spezielle Einsatzumfelder: Felsabbruch, Tunnelbau und Industrieanlagen
Beim Felsabbruch und Tunnelbau verlaufen Gasleitungen teils in Querungen oder Versorgungstrassen. Erschütterungsarme Methoden sind vorteilhaft, um Setzungen und Rohrschäden zu vermeiden. Stein- und Betonspaltgeräte erlauben hier das präzise Lösen von Gestein oder Beton ohne Schlagwirkung. In Industrieanlagen mit komplexen Leitungsnetzen unterstützt der selektive Einsatz von Betonzangen und Multi Cutters das sichere Freilegen und Trennen stillgelegter Rohrabschnitte. Bei Sondereinsatzlagen – etwa Notmaßnahmen nach Schadensfällen – gelten erhöhte Anforderungen an Freimessen, Zugangssicherung und die Wahl kalter Trennverfahren.
Sanierung und Erneuerung: Verfahren und Schnittstellen
Gasleitungen werden im Zuge der Instandhaltung konventionell ausgetauscht oder grabenlos saniert (z. B. Relining, Close-Fit, Segmentauswechslung). Schnittstellen zum Bauwesen entstehen beim Öffnen und Wiederherstellen von Bauwerken, Schächten und Hauseinführungen. Funktionsräume in Hülle und Wanddurchführungen sind so zu ertüchtigen, dass Dichtheit, Brandschutz und Korrosionsschutz gewährleistet bleiben. Mechanische Verfahren mit Betonzangen und Stein- und Betonspaltgeräten minimieren Erschütterungen und schonen angrenzende Leitungen sowie Einbauten.
Dokumentation und Qualitätssicherung
Maßnahmen an Gasleitungen und in ihrem Umfeld sollten lückenlos dokumentiert werden: Leitungsfreilegungen, Messwerte beim Freimessen, Dichtheits- und Druckprüfungen, verwendete Materialien sowie Fotodokumentation von Trassen und Armaturen. Eine saubere Dokumentation reduziert Folgerisiken und erleichtert spätere Wartung oder Rückbau.
Umwelt- und Arbeitsschutz
Austretendes Methan wirkt klimaschädlich; deshalb haben Dichtheit und sorgfältige Sanierung hohe Priorität. Geruchsstoffe dienen als Warnsignal, ersetzen aber keine Mess- und Lüftungsmaßnahmen. Persönliche Schutzausrüstung, Gaswarngeräte und ein klarer Alarm- und Räumungsplan sind in leitungsnahen Bereichen Standard. Werkzeuge sind so zu wählen, dass Funkenflug und Hitzeentwicklung minimiert werden; hydraulische Antriebe mit geeigneten Hydraulikaggregaten unterstützen dies. Aussagen zu zulässigen Geräten und Zonenklassifikationen sind grundsätzlich objektspezifisch zu treffen und orientieren sich an anerkannten Regeln der Technik.
Relevanz für Einsatzbereiche der Darda GmbH
- Betonabbruch und Spezialrückbau: Selektives Abtragen von Decken, Wänden und Fundamenten in Leitungsnähe mit Betonzangen; kontrolliertes Spalten massiver Bauteile, um Gasleitungen nicht zu beschädigen.
- Entkernung und Schneiden: Funkenarme Trennarbeiten an drucklosen Metallleitungen mit Stahlscheren, Kombischeren oder Multi Cutters; Entfernen von Leitungsauflagerungen und Ummantelungen.
- Felsabbruch und Tunnelbau: Erschütterungsarmer Ausbau von Gestein mittels Stein- und Betonspaltgeräten, wenn Versorgungsleitungen geschützt oder gequert werden.
- Natursteingewinnung: Organisation von Transport- und Versorgungsleitungen im Umfeld des Steinbruchs; Trassenfreihaltung und schonende Baumaßnahmen.
- Sondereinsatz: Schadensbegrenzung und Notfreilegung mit mechanischen, kalten Verfahren, wenn thermische Methoden nicht vertretbar sind.
Komponenten, Schnittstellen und bauliche Details
Zu einer Gasleitung gehören Absperrarmaturen, Regel- und Messstationen, Hauseinführungen, Verankerungen, Schutzrohre und Korrosionsschutzsysteme. Bauliche Schnittstellen sind Mauerdurchführungen, Schächte, Fundamentdurchbrüche und Trägerauflager. Beim Rückbau werden oft erst die baulichen Umschließungen geöffnet (Betonzangen), anschließend die Einbauten gelöst (Multi Cutters, Stahlscheren). Wo punktuelles Lösen tragender Bauteile nötig ist, bieten Steinspaltzylinder eine kontrollierte Alternative zu Schlagwerkzeugen.
Planung, Zuständigkeiten und Arbeitsfreigaben
Arbeiten an oder in der Nähe von Gasleitungen sind sorgfältig zu planen und mit Betreiber, Bauherr und ausführenden Firmen abzustimmen. Zuständigkeiten für Absperren, Entleeren, Freimessen und Inbetriebnahmen sind eindeutig festzulegen. Es gilt, Schutzstreifen zu definieren, Verkehrswege zu sichern und Notfallmaßnahmen vorzubereiten. Rechtliche Vorgaben und technische Regeln sind einzuhalten; konkrete Anforderungen können je nach Region und Objekt variieren und sind vor Ort zu prüfen.





















