Ein Anbauhammer ist ein hydraulisch betriebenes Schlagwerkzeug für Trägergeräte wie Bagger, Kompaktlader oder Trägerarme. Er dient dem Lösen, Aufbrechen und Dimensionieren von Beton und Fels. In der Praxis wird der Anbauhammer häufig mit anderen Werkzeugen kombiniert, etwa mit Betonzangen für den selektiven Rückbau oder mit Stein- und Betonspaltgeräten für erschütterungsarme Anwendungen. So entsteht ein methodisch stimmiges Zusammenspiel für Betonabbruch und Spezialrückbau, Entkernung und Schneiden, Felsabbruch und Tunnelbau, Natursteingewinnung sowie Sondereinsätze.
Definition: Was versteht man unter Anbauhammer
Unter einem Anbauhammer (auch Hydraulikhammer oder Baggeranbauhammer) versteht man ein per Hydraulik angetriebenes Schlaggerät, das über das Trägergerät mit Ölfluss und Druck versorgt wird. Ein Kolben beschleunigt zyklisch und überträgt Impulsenergie auf einen Werkzeugeinsatz (Meißel, Spitz- oder Flachwerkzeug). Dadurch werden Beton, Mauerwerk, Fels oder Asphalt gelockert, gebrochen oder abgestockt. Anbauhämmer decken ein breites Leistungsspektrum ab, von leichten Geräten für Entkernungen bis zu schweren Hämmern für Primärabbruch und Sekundärbruch im Tagebau oder Tunnelvortrieb.
Aufbau und Funktionsweise von Anbauhämmern
Ein Anbauhammer wandelt hydraulische Energie aus dem Trägergerät in Schlagenergie um. Entscheidend sind die korrekte Anpassung an den Ölstrom, der Dämpfungs- und Führungseigenschaften des Gehäuses sowie die Interaktion zwischen Kolben, Werkzeugaufnahme und Meißel. Eine gute Kopplung an das Material ist maßgeblich, da Leerschläge zu Verschleiß, Lärm und Effizienzverlust führen.
Hauptkomponenten
- Gehäuse mit Schallschutz- und Vibrationsdämpfung
- Hydraulikeinheit mit Steuer- und Rücklauf, oftmals mit Speicher (Akkumulator)
- Schlagkolben und Führung mit Schmierung
- Werkzeugaufnahme und Verschleißbuchsen
- Werkzeug/Meißel (Spitz-, Flach-, Rund- oder Stampfmeißel)
Werkzeugeinsätze und Auswahl
- Spitzmeißel für sprödes Gestein, punktuelles Ansetzen und Rissinitiierung
- Flach- bzw. Breitmeißel für Betonplatten, Abtragungen und Kantenbrechen
- Rund- oder Stumpfwerkzeuge zum Abstempeln, Abziehen von Deckschichten
- Sonderwerkzeuge für frostaufgetauten Boden, Asphalt oder Schlacke
Einsatzbereiche und Abgrenzung zu alternativen Verfahren
Der Anbauhammer entfaltet seine Stärken dort, wo strukturierte Schlagenergie schnell Brüche erzeugen soll. Gleichzeitig gibt es Szenarien, in denen alternative Methoden technologische oder immissionsschutzrechtliche Vorteile bieten. In der Projektplanung lohnt der kombinierte Blick auf hydraulische Schlagtechnik, Betonzangen, Stein- und Betonspaltgeräte sowie ergänzende Werkzeuge wie Kombischeren, Multi Cutters, Stahlscheren und Tankschneider.
- Betonabbruch und Spezialrückbau: Anbauhämmer öffnen Bauteile, lösen dicke Schichten und erzeugen Sollbruchstellen. Für selektives Trennen, Abbeißen von Stahlbeton und geringere Erschütterungen sind Betonzangen als präzise Ergänzung.
- Entkernung und Schneiden: In innenstadtnahen Bereichen mit Auflagen zu Lärm und Vibrationen sind erschütterungsarme Verfahren vorteilhaft. Stein- und Betonspaltgeräte erzeugen kontrollierte Risse ohne Schlaggeräusche. Metallische Einbauten und Leitungen werden mit Stahlscheren, Multi Cutters oder Tankschneidern getrennt.
- Felsabbruch und Tunnelbau: Im Vortrieb und bei Querschnittserweiterungen punktet der Anbauhammer mit schneller Schlagfolge. In sensiblen Zonen (Erschütterungsgrenzen) sind Spaltverfahren oder Steinspaltzylinder eine Alternative mit gut steuerbarem Rissverlauf.
- Natursteingewinnung: Für Grob-Aufschluss und Block-Lösen kommt der Hammer zum Einsatz. Soll die Blockqualität erhalten bleiben, unterstützen Stein- und Betonspaltgeräte einen rissarmen Abbau.
- Sondereinsatz: In Anlagenbereichen, bei Leitungsnähe oder denkmalgeschützten Bauwerken ermöglichen Betonzangen und Spaltlösungen kontrolliertes Arbeiten; der Hammer dient dann zur Vorlockerung oder zum Entfernen restlicher Betonreste.
Technische Kennwerte und Dimensionierung
Für Effizienz und Schonung von Gerät und Bauwerk ist die Dimensionierung entscheidend. Ziel ist eine stimmige Relation zwischen Trägergerät, Hammer und Bauteil. Wichtige Parameter sind Schlagenergie, Schlagzahl, Hydraulikdruck, Ölstrom und Werkzeugdurchmesser.
- Trägergerät: typischerweise 1–80 t Einsatzgewicht; je nach Klasse Ölstrom von ca. 20–250 l/min
- Betriebsdruck: üblicherweise 90–180 bar am Hammer (Herstellerangaben beachten)
- Schlagenergie/-leistung: auf Bauteildicke, Bewehrungsgrad und Gesteinsfestigkeit abstimmen
- Werkzeug: Durchmesser und Länge passend zur Führung; auf Verschleißbild achten
- Hydraulikaggregate: Für abgesetzte Werkzeuge wie Stein- und Betonspaltgeräte oder Steinspaltzylinder liefern externe Hydraulikaggregate den benötigten Druck- und Volumenstrom unabhängig vom Bagger
Best Practices für den Betrieb
Eine materialgerechte Arbeitsweise erhöht die Abtragsleistung, senkt Emissionen und schont das System. Entscheidend sind Meißelansatz, Kontaktzeit, Anstellwinkel und die Vermeidung von Leerschlägen.
Ansatz und Meißelführung
- Mit stabilem Anpressdruck arbeiten; Meißel stets in Kontakt halten
- Anstellwinkel knapp unter 90°; bei Kanten leicht geneigt, um Abplatzungen zu führen
- Rissausbreitung nutzen: vom Rand zur Mitte, von schwachen zu starken Zonen
- Leerschläge vermeiden; bei fehlendem Abtrag Ansatzpunkt wechseln
Thermik und Hydraulik
- Öltemperatur im Soll halten; bei Wärmestau Pausen einplanen
- Filterzustand und Lecköl beobachten; Druck- und Volumenstrom protokollieren
- Schmierintervalle für Werkzeugführung einhalten
Substratspezifische Vorgehensweisen
- Stahlbeton: zuerst Deckbeton öffnen, Bewehrung sichtbar machen, anschließend mit Betonzangen trennen
- Massiver Fels: Bohrungsschnitt und Sollbruchstellen vorsehen; alternativ Spalttechnik für definierte Risse kombinieren
- Asphalt/Platten: breitflächige Werkzeuge einsetzen, gleichmäßige Felder abarbeiten
Emissions- und Immissionsschutz
Schlagarbeit erzeugt Lärm, Erschütterungen und Staub. In sensiblen Umgebungen können Auflagen gelten. Eine vorausschauende Auswahl des Verfahrens reduziert Risiken. Stein- und Betonspaltgeräte arbeiten sehr leise und nahezu erschütterungsfrei; Betonzangen reduzieren Körperschall im Vergleich zu Schlagarbeit. Staub lässt sich durch Wassernebel mindern, Erschütterungen durch gekürzte Schlagzeiten, angepasste Energie und geeignete Ansatzpunkte. Hinweise aus Genehmigungen und Regelwerken sind grundsätzlich zu beachten.
Wartung, Verschleiß und Lebensdauer
Regelmäßige Kontrollen sichern die Leistung des Anbauhammers und verhindern Folgeschäden. Verschleißteile wie Werkzeugbuchsen, Dichtungen und Haltebolzen sollten nach Zustand getauscht werden.
Tägliche Kontrollen
- Werkzeugbefestigung, Haltebolzen und Sicherungen prüfen
- Schmierung der Führungen; Fettqualität und Intervalle einhalten
- Hydraulikverbindungen abdichten, Leckagen sofort beheben
- Meißelspitze und Querschnitt auf Ausbrüche und Aufpilzungen kontrollieren
Hydraulik und Energieversorgung
- Ölreinheit sichern (Filterwechsel); Druck/Volumenstrom dokumentieren
- Gehäuse und Dämpfer auf Risse prüfen
- Bei abgesetzten Systemen liefern Hydraulikaggregate für Spaltsysteme die Energie für Stein- und Betonspaltgeräte und Steinspaltzylinder – Schlauchwege schützen und Kupplungen sauber halten
Sicherheit und Arbeitsschutz
Beim Schlagbrechen können Gesteinssplitter und Betonteile wegspringen. Schutzabstände, Absperrungen und geeignete persönliche Schutzausrüstung sind wesentlich. Sichtverbindung zwischen Bedienung und Umfeld halten, Gefahren durch Rückschlag und Kantenabbrüche berücksichtigen. Beim Wechsel von Werkzeugeinsätzen drucklos machen und gegen unbeabsichtigtes Anlaufen sichern. Rechtliche Vorgaben und Betriebsanweisungen sind grundsätzlich zu beachten.
Planung und methodische Kombination
Projekte profitieren von einer abgestimmten Sequenz: Der Anbauhammer öffnet oder lockert; Betonzangen trennen Bewehrung und Bauteile selektiv; Stein- und Betonspaltgeräte oder Steinspaltzylinder erzeugen kontrollierte Rissbilder in sensiblen Bereichen; Stahlscheren, Kombischeren, Multi Cutters und Tankschneider übernehmen metallische Strukturen. So lassen sich Leistung, Immissionsschutz und Bauteilqualität zielgerecht ausbalancieren.





















