Schutzkleidung ist ein zentrales Element der Arbeitssicherheit im Beton- und Felsabbruch, in der Entkernung sowie beim präzisen Schneiden und Trennen. Überall dort, wo hydraulische Werkzeuge wie Betonzangen, Stein- und Betonspaltgeräte im Überblick, Kombischeren oder Multi Cutters eingesetzt werden, treffen hohe mechanische Kräfte auf spröde Materialien – mit Splitterflug, scharfen Kanten, Lärm und Staub als typische Begleiterscheinungen. Eine durchdachte Auswahl und richtige Kombination der persönlichen Schutzausrüstung unterstützt die sichere, effiziente und gesundheitsgerechte Ausführung dieser Tätigkeiten – von der Natursteingewinnung über den Tunnelbau bis zum Spezialrückbau.
Definition: Was versteht man unter Schutzkleidung
Unter Schutzkleidung versteht man alle Kleidungsstücke und ergänzenden Ausrüstungen, die Beschäftigte vor arbeitsbedingten Gefahren schützen. Dazu zählen Kopf-, Augen-, Gesichts-, Gehör-, Atem-, Hand- und Fußschutz sowie Schutzbekleidung für den Rumpf, Warnkleidung für bessere Sichtbarkeit und – je nach Tätigkeit – Zusatzausstattung wie Knieschutz. Im Umfeld von hydraulisch betriebenen Werkzeugen und Aggregaten umfasst Schutzkleidung insbesondere schnitt- und abriebfeste Kleidung, stoßdämpfende Handschuhe, durchtrittsichere Sicherheitsschuhe, Schutzhelme mit Gesichtsschutz sowie Atemschutz gegen mineralischen Feinstaub. Die Auswahl richtet sich immer nach der konkreten Gefährdung, der Einsatzdauer und dem Arbeitsumfeld.
Normen, Kennzeichnungen und Auswahlkriterien
Die Auswahl geeigneter Schutzkleidung erfolgt auf Basis einer Gefährdungsbeurteilung und orientiert sich an anerkannten Normen. Relevante Kennzeichnungen unterstützen eine passgenaue Auswahl für den Einsatz mit Betonzangen, Stein- und Betonspaltgeräten, Produktübersicht der Hydraulikaggregate, Stahlscheren oder Tankschneidern:
- Kopfschutz: Industrieschutzhelm nach EN 397; je nach Einsatz mit Kinnriemen (z. B. bei Arbeiten im Tunnelbau oder auf unebenem Gelände). Optional Anstoßdämpfung und elektrisch isolierende Eigenschaften.
- Augen- und Gesichtsschutz: Schutzbrillen/Visiere nach EN 166; bei Splitterflug durch Beton oder Naturstein sind seitlich geschlossene Modelle bzw. Vollsichtschutz empfehlenswert.
- Gehörschutz: Kapsel- oder Stöpselgehörschutz nach EN 352; Pegelabhängige Modelle können die Kommunikation verbessern, wenn Hydraulikaggregate kontinuierlich laufen.
- Atemschutz: Partikelfiltrierende Halbmasken nach EN 149 (FFP2/FFP3) gegen Beton- und Quarzstaub; alternativ Halbmasken nach EN 140 mit Partikelfiltern nach EN 143 für längere Einsätze.
- Handschutz: Mechanische Risiken nach EN 388; bei vibrationenintensiven Tätigkeiten antiermüdende/antivibrationsgeprüfte Handschuhe (EN ISO 10819) berücksichtigen.
- Fußschutz: Sicherheitsschuhe nach EN ISO 20345, häufig Schutzklasse S3 (durchtrittsicher, Zehenschutzkappe, profilierte Sohle) oder S5 bei Nässe/Schlamm.
- Warnkleidung: Hochsichtbare Schutzkleidung nach EN ISO 20471, je nach Sicht- und Verkehrsbedingungen Klasse 2 oder 3.
- Wetterschutz: Regendichte und atmungsaktive Kleidung nach EN 343; in kalter Umgebung zusätzlich Kälteschutzlagen.
- Körperschutz: Abrieb- und reißfeste Oberbekleidung; bei Funkenflug/Hitzeentwicklung (z. B. Trennarbeiten mit thermischer Belastung) flammhemmende Eigenschaften nach EN ISO 11612 in Betracht ziehen – abhängig vom Verfahren.
- Knie- und Hautschutz: Knieschutz nach EN 14404 für bodennahe Arbeiten; geeignete Hautschutzpläne bei Kontakt mit Ölen/Schmierstoffen aus Hydrauliksystemen.
Wesentliche Auswahlkriterien sind Schutzwirkung, Passform, Ergonomie, Klima- und Tragekomfort, Kompatibilität der Komponenten (z. B. Helm mit Gehörschutz und Visier) sowie die Eignung für die jeweiligen Einsatzbereiche. Vorgaben können regional variieren; maßgeblich sind stets die jeweils geltenden Regeln und die dokumentierte Gefährdungsbeurteilung.
Gefährdungen im Beton- und Felsabbruch: Ableitung für die Schutzkleidung
Hydraulische Press- und Schneidkräfte, sprödes Bruchverhalten von Beton und Naturstein sowie wechselnde Baustellenbedingungen bestimmen die Schutzanforderungen. Beim Arbeiten mit Betonzangen entstehen Splitter und scharfkantige Bräuche; bei Stein- und Betonspaltgeräten kommen zusätzlich Keilkräfte und kontrollierte Rissführung hinzu. Entkernungs- und Schneidaufgaben mit Kombischeren, Stahlscheren oder Multi Cutters bringen weitere Risiken durch metallische Kanten, Quetschstellen und Lärm mit sich.
Typische Gefährdungen und ihre Schutzentsprechung
- Splitterflug von Beton, Mauerwerk oder Naturstein: Vollsichtbrille/Visier, Helm, robuste Oberbekleidung.
- Lärm durch Aggregate und Schneidvorgänge: passender Gehörschutz mit ausreichender Dämmung.
- Feinstaub (z. B. Quarz): partikelfiltrierender Atemschutz, staubarmes Arbeiten und regelmäßige Pausen.
- Schnitt-, Quetsch- und Stoßgefahren: schnittfeste Handschuhe, Sicherheitsschuhe mit Zehenschutz, enganliegende, aber bewegliche Kleidung.
- Nässe, Kälte, Hitze: Wetterschutzlagen, Schweißmanagement, saisonale Layering-Konzepte.
- Hydraulikmedien: flüssigkeitsresistente Handschuhe/Bekleidung, Hautschutzmaßnahmen.
- Vibration und Ermüdung: gut dämpfende Handschuhe, ergonomische Passform, ausreichende Pausen.
Schutzkleidung nach Einsatzbereichen
Betonabbruch und Spezialrückbau
Im selektiven Rückbau mit Betonzangen oder beim kontrollierten Spalten mit Stein- und Betonspaltgeräten stehen Splitterflug, Staub und scharfkantige Bruchflächen im Vordergrund. Bewährt haben sich Helme mit Visier, Vollsichtbrillen, Gehörschutz, FFP3-Atemschutz, schnitt- und abriebfeste Jacken/Hosen, mechanisch beständige Handschuhe und S3-Sicherheitsschuhe mit rutschhemmender Sohle. Für Arbeiten über Kopf sinnvoll: Helm mit Kinnriemen und eng anliegende Ärmelbündchen, um Einzugsrisiken zu minimieren.
Entkernung und Schneiden
Beim Trennen von Bewehrungen, Stahlträgern und Leitungen mit Kombischeren, Stahlscheren oder Multi Cutters entstehen Metallspäne, Funken (je nach Verfahren) und Grate. Erforderlich sind guter Augengesichts-Schutz, schnittfeste Handschuhe mit hoher Griffsicherheit, langlebige Schutzkleidung mit Verstärkungen an exponierten Stellen sowie angepasster Gehörschutz. Bei Tankschneidarbeiten variieren die Anforderungen je nach Verfahren und Medium: antistatische und ggf. flammhemmende Kleidung kann in Betracht kommen; Atemschutz richtet sich nach möglichen Dämpfen oder Partikeln. Weitere Hinweise liefert der Einsatzbereich Entkernung und Schneiden.
Felsabbruch und Tunnelbau
Im Fels mit unebenen Standflächen, herabfallenden Fragmenten und eingeschränkter Beleuchtung empfiehlt sich ein Helm mit zuverlässiger Befestigung, robust-abriebfeste Bekleidung, FFP3-Atemschutz bei quarzhaltigem Staub, Kapselgehörschutz sowie S3-Schuhe mit ausgeprägtem Profil und Knöchelstabilisierung. Warnkleidung wird entsprechend der Sichtverhältnisse gewählt; bei Arbeiten in Tunneln sind Reflexelemente in Kombination mit geeigneter Beleuchtung zielführend.
Natursteingewinnung
Beim Ausbringen von Blöcken mit Steinspaltzylindern oder Stein- und Betonspaltgeräten sind Splitterflug und wechselnde Witterung prägend. Staubschutz, robuste Oberbekleidung, schnittfeste Handschuhe und wetterfeste, atmungsaktive Lagen erhöhen Sicherheit und Ausdauer. Der Schuhschutz sollte durchtrittsicher und rutschhemmend sein, um auf feuchten, glatten Oberflächen Halt zu geben.
Sondereinsatz
Bei besonderen Anforderungen – beengte Bereiche, erhöhte Verschmutzung, wechselnde Medien – wird Schutzkleidung auf die Aufgabe abgestimmt. Dies umfasst u. a. flüssigkeitsabweisende Materialien, zusätzliche Hautschutzmaßnahmen und eine sorgfältige Kompatibilitätsprüfung aller Komponenten (z. B. Atemschutz in Verbindung mit Schutzbrille und Gehörschutz), insbesondere bei Arbeiten mit Hydraulikaggregaten in abgeschirmten Bereichen.
Tragekomfort, Passform und Ergonomie
Schutz entfaltet seine Wirkung nur, wenn die Kleidung getragen wird und Bewegungen nicht behindert. Ergonomische Schnitte, Stretch-Zonen an beanspruchten Stellen, atmungsaktive Materialien und ein durchdachtes Layering unterstützen konzentriertes Arbeiten mit schweren, hydraulischen Handwerkzeugen. Handschuhe sollten Griffigkeit und Tastsensibilität mit Abriebfestigkeit kombinieren; zu voluminöse Modelle reduzieren die Kontrolle an Betonzangen oder Kombischeren.
Pflege, Wartung und Austausch
Staub und Schlämme greifen Materialien an und reduzieren Sichtbarkeitselemente. Regelmäßige Reinigung gemäß Herstellerangaben, Trocknung bei moderaten Temperaturen und sachgerechte Lagerung verlängern die Nutzungsdauer. Helme mit sichtbaren Beschädigungen, gerissene Visiere, gequetschte Zehenschutzkappen, stark verschlissene Handschuhe oder nachlassende Reflexstreifen sind Anzeichen für einen Austausch. Atemschutz ist nach Gebrauchseinflüssen zu wechseln; partikelfiltrierende Masken werden rechtzeitig ersetzt, Halbmasken und Filter nach Einsatztagen und Widerstand geprüft.
Praxisorientierte Kombinationen für typische Tätigkeiten
- Betonzangen – Wandabbruch: Helm mit Visier, Vollsichtbrille, FFP3, Kapselgehörschutz, abriebfeste Jacke/Hose, EN 388-Handschuhe mit gutem Grip, S3-Schuhe.
- Stein- und Betonspaltgeräte – kontrolliertes Spalten: Helm, Schutzbrille, FFP2/FFP3 je nach Staub, Handschuhe mit Dämpfung, wetterfeste Außenlage, S3-Schuhe mit grobem Profil.
- Entkernung – Metalltrennen: Schutzbrille/Visier, Gehörschutz, schnittfeste Handschuhe, robuste Oberbekleidung mit Verstärkungen, Atemschutz je nach Materialabrieb.
- Tunnelbau – eingeschränkte Sicht: Helm mit Kinnriemen, integrierter Augen-/Gehörschutz, FFP3, hochsichtbare Kleidung mit Reflexstreifen, rutschhemmende Sohle.
Dokumentation, Unterweisung und kontinuierliche Verbesserung
Wirksamkeit entsteht im Zusammenspiel von Gefährdungsbeurteilung, dokumentierter Auswahl, Einweisung in das richtige An- und Ablegen sowie regelmäßigen Unterweisungen. Rückmeldungen aus der Praxis – etwa zu Passform, Klimaeigenschaften oder Griffgefühl an hydraulischen Werkzeugen – fließen in die fortlaufende Optimierung ein. So bleibt Schutzkleidung funktional, akzeptiert und an wechselnde Aufgaben im Beton- und Felsabbruch, in der Entkernung und in der Natursteingewinnung angepasst.
Nachhaltigkeit und Entsorgung
Langlebige, reparaturfähige Schutzkleidung reduziert Verbrauch und Abfall. Wiederverwendung ist nur zulässig, wenn Schutzwirkung, Hygiene und Funktionsfähigkeit gewährleistet sind. Verunreinigte oder beschädigte Teile werden fachgerecht entsorgt; dies gilt besonders für Komponenten, die mit Ölen oder anderen Medien aus Hydrauliksystemen in Kontakt kamen. Eine vorausschauende Beschaffung entlang der tatsächlich nötigen Schutzstufen verhindert Über- wie Unterausstattung.





















