Die Rohbauabnahme ist ein zentraler Meilenstein im Bauablauf: Sie bestätigt, dass Tragwerk, Wände, Decken und Öffnungen maßhaltig, standsicher und entsprechend den Planungsunterlagen hergestellt sind. In dieser Phase entscheidet sich, ob Ausbaugewerke ohne Mehrkosten starten können oder ob Nacharbeiten nötig sind. Gerade bei Betonkonstruktionen kann es vorkommen, dass Übermaße, ungenaue Öffnungen oder fehlerhafte Einbauteile präzise korrigiert werden müssen. Für solche Anpassungen kommen in der Praxis häufig erschütterungsarme Verfahren zum Einsatz, etwa mit Betonzangen für kontrollierte Nacharbeiten oder Stein- und Betonspaltgeräten für präzises Spalten, die – je nach Situation – Kanten begradigen, Aussparungen definieren oder kontrolliert Material abtragen können. So lassen sich Korrekturen in Bereichen wie Betonabbruch und Spezialrückbau oder beim Entkernen und Schneiden gezielt und bauschonend umsetzen, ohne den bereits hergestellten Rohbau übermäßig zu belasten.
Definition: Was versteht man unter Rohbauabnahme
Unter Rohbauabnahme versteht man die förmliche Feststellung des Bauzustands nach Fertigstellung der tragenden und aussteifenden Konstruktion sowie der maßgeblichen Rohöffnungen. Sie dient der Qualitäts- und Maßkontrolle, der Dokumentation und der Klärung von Mängeln. Typische Prüfziele sind Standsicherheit im Sinne der Planvorgaben, Maßhaltigkeit nach den einschlägigen Toleranznormen, ordnungsgemäße Lage der Bewehrung und Betondeckung, die richtige Ausbildung von Durchbrüchen, die Positionsgenauigkeit von Einbauteilen sowie Anforderungen aus Brand-, Schall- und Feuchteschutz, soweit diese bereits im Rohbau zu erfüllen sind. Rechtliche Wirkungen und Fristen ergeben sich aus den zugrunde liegenden Verträgen und allgemein anerkannten Regeln der Technik; Angaben hierzu sind stets allgemein zu verstehen und ersetzen keine Einzelfallprüfung.
Ablauf der Rohbauabnahme: Prüf- und Dokumentationspunkte
Der Ablauf beginnt mit der Terminierung durch Bauleitung oder Auftraggeber, gefolgt von einer Begehung mit den verantwortlichen Fachbeteiligten (Ausführung, Tragwerksplanung, ggf. Bauüberwachung). Im Zentrum stehen der Abgleich von Plänen und Leistungsverzeichnis mit dem Ist-Zustand, Maßkontrollen (Längen, Höhen, Achsabstände, Ebenheiten), die Sichtprüfung der Betonoberflächen (z. B. Kiesnester, Poren, Abplatzungen), die Bewertung von Anschlüssen und Bewehrungsüberständen, die Lage und Größen der Öffnungen sowie die Position von Einbauteilen. Ergebnisse werden in einem Abnahmeprotokoll mit Fotodokumentation festgehalten, Mängel werden beschrieben, priorisiert und mit Fristen zur Nachbesserung versehen. Wo Nacharbeiten am Beton erforderlich sind, wird die Methode – etwa Abtrag, Nachspachtelung oder kontrolliertes Abtrennen – festgelegt; bei mechanischer Bearbeitung kommen je nach Aufgabe Betonzangen, Stein- und Betonspaltgeräte oder Kombischeren in Betracht, wobei stets auf erschütterungsarme, maßgenaue und bauteilschonende Ausführung zu achten ist.
Rollen, Zuständigkeiten und Schnittstellen
Für die Organisation der Rohbauabnahme ist in der Regel die Bauleitung zuständig, die ausführenden Unternehmen liefern Nachweise und As-Built-Unterlagen. Tragwerksplanung und ggf. Fachplanung (Technische Gebäudeausrüstung) prüfen, ob statisch relevante Details, Einbauteile und Rohinstallationen plan- und fachgerecht umgesetzt wurden. An den Schnittstellen zwischen Rohbau und Ausbau entscheidet die Abnahme darüber, ob Folgegewerke starten können. Werden Abweichungen festgestellt, ist eine abgestimmte Nachbesserungsstrategie zu wählen – bei Betonkanten, Öffnungen und Passungen häufig mit präzisem Materialabtrag oder Spalttechnik, damit Ausbaugewerke maßgerecht anschließen können.
Prüfpunkte und Toleranzen im Überblick
Die Beurteilung erfolgt sachlich, messbar und nachvollziehbar. Wichtige Prüffelder sind:
- Maßhaltigkeit und Geometrie: Ebenheiten, Lot- und Flucht, Achsabstände, Decken- und Sturzhöhen im Rahmen der einschlägigen Toleranzen.
- Betonqualität und Oberfläche: Sichtprüfung auf Kiesnester, Lunker, Abplatzungen; Beurteilung von Ankerstellen, Fugen und Kanten.
- Bewehrung und Betondeckung: Dokumentation der Bewehrungsführung und der erforderlichen Deckung in kritischen Bereichen.
- Öffnungen und Durchbrüche: Lage, lichtes Maß und Kantenqualität für Türen, Fenster, Schächte und Installationsführungen.
- Einbauteile: Hüllrohre, Anker, Konsolen, Schienen, Befestiger – positions- und höhengerecht, fest verbunden, frei von Hohllagen.
- Brandschutz/Schallschutz/Feuchte: Bauteildicken, Aufkantungen, Auflager, Fugenbild; Abdichtungsanschlüsse an Bodenplatten und Wänden.
- Treppen, Podeste, Balkone: Steigungsverhältnis, Auflagerpunkte, Geländerverankerungen, Randabdichtungen.
Messmethodik und Dokumentation
Eindeutige Messpunkte und Protokolle sind entscheidend. Für Ebenheiten bietet sich ein dokumentierter Messraster an; für Öffnungen empfiehlt sich eine diagonale Maßprüfung. Fotodokumente sollten Maßstäbe oder Messlatten enthalten. Nur gemessene und dokumentierte Abweichungen sind belastbar bewertbar.
Typische Mängel und fachgerechte Nachbesserung
Häufige Abweichungen sind Übermaße an Öffnungen, ungleichmäßige Kanten, lokale Fehlstellen oder unpassende Aussparungen. Je nach Ausmaß stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung:
- Flächen- und Kantenkorrektur: Lokaler Abtrag oder Nacharbeit an Überständen; bei massiveren Korrekturen kommen Betonzangen zum kontrollierten Abbrechen einzelner Betonnasen oder zur Kantenbegradigung zum Einsatz.
- Gezieltes Trennen statt Schlagen: Wo Erschütterungen zu vermeiden sind (z. B. über sensiblen Bauteilen), ermöglichen Stein- und Betonspaltgeräte einen rissgeführten, leisen Materialabtrag entlang definierter Bohrungen.
- Bewehrung und Einbauteile: Für das Trennen frei liegender Bewehrungsstähle oder nicht maßhaltiger Einbauteile werden passende Schneidwerkzeuge genutzt; im Zusammenspiel mit Hydraulikaggregaten ist ein kraftvolles, dennoch dosiertes Arbeiten möglich.
- Nachverdichten und Verguss: Kleinere Fehlstellen lassen sich mit mineralischen Mörteln schließen; bei tragrelevanten Bereichen ist stets eine statische Bewertung erforderlich.
Betonzangen in der Rohbaukorrektur
Betonzangen eignen sich, um punktgenau Betonkanten zu begradigen, Überstände abzunehmen oder Aussparungen fein nachzuarbeiten. Vorteile sind die geringe Erschütterung, die gute Kontrolle an sensiblen Bauteilen und die Möglichkeit, auch in beengten Situationen zu arbeiten – wichtig, wenn Ausbaugewerke bereits vorbereitet sind. Das Vorgehen ist insbesondere in den Einsatzbereichen Betonabbruch und Spezialrückbau sowie beim Entkernen und Schneiden etabliert.
Stein- und Betonspaltgeräte für präzise Korrekturen
Wenn Öffnungen nachträglich anzupassen oder Sollbruchlinien zu erzeugen sind, erlauben Stein- und Betonspaltgeräte ein maßhaltiges, vibrationsarmes Spalten entlang von vorbereiteten Bohrungen. Das minimiert Schwingungen und schützt angrenzende Bauteile. Das Verfahren ist auch dort hilfreich, wo Lärm- und Staubemissionen reduziert werden müssen oder wo nahe Einbauteile unbeschädigt bleiben sollen.
Durchbrüche und Öffnungen: Planung, Ausführung, Nachträgliche Anpassung
Rohöffnungen für Türen, Fenster, Schächte und Leitungsführungen müssen maßgenau und lagegerecht sein. Andernfalls drohen Mehrarbeiten bei der Montage, Probleme mit Anschlüssen oder Undichtigkeiten. Idealerweise werden Durchbrüche planmäßig hergestellt; weichen sie ab, sind nachträgliche Anpassungen nötig. Neben klassischen Verfahren wie Sägen oder Bohren bieten sich – je nach Randbedingungen – Betonzangen und Stein- und Betonspaltgeräte an, etwa wenn Erschütterungen, Funkenflug oder Wasserverbrauch zu begrenzen sind. Vor jeder Änderung an tragenden Bauteilen ist eine allgemeine statische Bewertung erforderlich; Eingriffe dürfen nur nach Freigabe erfolgen.
Arbeitsschutz, Emissionen und Umweltschutz
Nacharbeiten im Rohbau erfordern sorgfältige Schutzmaßnahmen: Staubabsaugung, Gehör- und Augenschutz, Lastabtragung und Sicherung angrenzender Bereiche. Erschütterungsarme Verfahren reduzieren das Risiko für Risse und Beeinträchtigungen im Bestand. Wo Bewehrungsstahl zu trennen ist, kommen geeignete Schneidwerkzeuge zum Einsatz; bei Bauteilen mit besonderen Randbedingungen (z. B. in industriellen Sondereinsätzen) sind funkenarme Verfahren sinnvoll. Abbruch- und Spaltgut ist getrennt zu sammeln; der Anteil an Beton, Mauerwerk und Stahl sollte sortenrein dem Recycling zugeführt werden.
Dokumentation, Mängelmanagement und Fristen
Alle Feststellungen werden im Abnahmeprotokoll mit Fotos, Messwerten und Skizzen dokumentiert. Für Mängel werden Fristen zur Beseitigung und zur Nachkontrolle vereinbart. Nach erfolgter Nacharbeit ist die Stelle erneut zu prüfen und die Maßhaltigkeit zu bestätigen. Transparente Kommunikation zwischen Bauleitung, Ausführung und Planung beschleunigt den Abschluss und verhindert Folgeprobleme in Ausbau und Fassade.
Schnittstellen zum Rückbau: Wenn der Rohbau nicht den Plänen entspricht
Ergibt die Rohbauabnahme relevante Abweichungen, ist eine schnelle, bauteilschonende Nacharbeit wirtschaftlich sinnvoll. Verfahren aus dem Betonabbruch und Spezialrückbau – etwa das gezielte Zangen oder Spalten – haben sich auch im Neubau bewährt, um präzise Anpassungen umzusetzen. Beim Entkernen und Schneiden im Bestand gilt Ähnliches: Je früher korrigiert wird, desto geringer sind Aufwand und Risiken für Folgegewerke. Hydraulikaggregate stellen die notwendige Energie bereit, während Betonzangen, Kombischeren oder Multi Cutters die eigentlichen Trenn- und Spaltarbeiten übernehmen. Für großdimensionierte Stahlbauteile an Anschlüssen können Stahlscheren erforderlich sein; Tankschneider sind typischerweise Sondereinsätzen vorbehalten.
Praxisorientierte Checkliste für die Begehung
- Unterlagen: Pläne (Statik, Schal- und Bewehrungspläne), Toleranzvorgaben, Protokollvorlagen.
- Maße: Achsabstände, Öffnungsmaße (Breite/Höhe/Diagonalen), Ebenheits- und Höhennachweise.
- Bauteile: Wände/Decken/Unterzüge, Treppen, Podeste, Balkone – Sichtprüfung und Abklopfen kritischer Stellen.
- Einbauteile: Hüllrohre, Anker, Konsolen – Lage, Befestigung, Freigängigkeit.
- Schutzanforderungen: Brandschutzquerschnitte, Fugen, Aufkantungen, Abdichtungssockel.
- Dokumentation: Fotos mit Maßstab, Skizzen, Messprotokolle; Mängelliste mit Prioritäten.
- Nacharbeit: Verfahren festlegen (z. B. Betonzangen für Kanten, Stein- und Betonspaltgeräte für Öffnungen), Arbeitsschutz und Emissionsminderung definieren.
Qualität sichern: Von der Vorbereitung bis zur Abnahme
Die Qualität der Rohbauabnahme steht und fällt mit Vorbereitung, sauberer Messmethodik und geeigneten Nacharbeitstechniken. Präzise, erschütterungsarme Verfahren – insbesondere der Einsatz von Betonzangen und Stein- und Betonspaltgeräten – helfen, Bauteile gezielt zu korrigieren und Folgegewerken eine verlässliche Basis zu liefern. So lassen sich technische Anforderungen erfüllen, Termine stabilisieren und unnötige Zusatzkosten vermeiden.





















