Probekörper

Probekörper sind die Grundlage für belastbare Aussagen über Materialeigenschaften in Bauwesen, Rückbau, Fels- und Tunnelbau sowie der Natursteingewinnung. Sie bilden das Bindeglied zwischen Laborwerten und der praktischen Arbeitsweise auf der Baustelle. Aus den Kennwerten von Beton- oder Gesteinsproben lassen sich sichere und effiziente Vorgehensweisen für Betonabbruch und Spezialrückbau, Entkernung und Schneiden, Felsabbruch und Tunnelbau, Natursteingewinnung und Sondereinsatz ableiten. So beeinflussen sie unmittelbar die Auswahl hydraulischer Verfahren, etwa den Einsatz von Betonzangen oder Stein- und Betonspaltgeräten, und die Parametrierung der zugehörigen Hydraulikaggregate.

Definition: Was versteht man unter Probekörper

Ein Probekörper ist ein gezielt hergestelltes oder aus einem Bauwerk beziehungsweise einem geologischen Verband entnommenes Materialstück, an dem unter definierten Bedingungen Prüfungen durchgeführt werden. Für Beton handelt es sich häufig um Würfel, Zylinder oder Prismen aus Frischbeton oder um Bohrkerne aus Bestandsbauteilen. In der Fels- und Natursteinprüfung dominieren Bohrkerne und quaderförmige Blöcke. Ziel ist es, charakteristische Kennwerte (z. B. Druckfestigkeit, Zugfestigkeit, Elastizitätsmodul) zu ermitteln und daraus die Materialreaktion unter Last, Stoß oder hydraulischer Spreizung abzuleiten.

Arten von Probekörpern und typische Anwendungen

Je nach Werkstoff, Normvorgaben und Fragestellung werden unterschiedliche Probekörperformen und -größen eingesetzt. Ihre sachgerechte Auswahl ist entscheidend, damit Laborwerte zuverlässig auf reale Bauteile oder Gesteinskörper übertragbar sind – etwa wenn entschieden wird, ob eine Struktur mit Betonzangen zerkleinert oder mit Stein- und Betonspaltgeräten hydraulisch aufgerissen werden soll.

  • Betonwürfel (typisch 150 mm): Standardisierte Ermittlung der Druckfestigkeit von Normal- und Hochleistungsbeton.
  • Betonzylinder (z. B. 150/300 mm): Druckfestigkeit, E-Modul, Kriechen, Biegezug; international weit verbreitet.
  • Betonprismen: Biegezugfestigkeit, Rissenergie, Schwind- und Kriechversuche.
  • Bohrkerne aus Bestandsbeton (variierende Durchmesser/Längen): Zustandsermittlung im Bestand (z. B. im Vorfeld von Rückbau, Entkernung oder Kerntrennung).
  • Gesteinsbohrkerne (UCS-, Brazilian-, Punktlast-Prüfung): Charakterisierung von Festigkeit und Anisotropie für Felsabbruch und Tunnelbau.
  • Natursteinblöcke/Prismen: Druck- und Biegezugfestigkeit, Frost-Tausalz-Beständigkeit, Wasseraufnahme – relevant für die Natursteingewinnung.
  • Mörtel- und Estrichprismen: Haftzug, Biegezug, Druckfestigkeit für Beurteilungen im Innenrückbau.

Prüfverfahren und Kennwerte aus Probekörpern

Aus Probekörpern werden Kennwerte gewonnen, die das Bruchverhalten und die Zerkleinerbarkeit beschreiben. In Kombination mit der Bauwerksgeometrie (Wanddicken, Stützweiten), dem Bewehrungsgrad und dem Felsgefüge ergeben sie ein realistisches Bild für die Planung von Rückbau- oder Gewinnungsarbeiten.

Beton: Mechanik, Dauerhaftigkeit, Gefüge

  • Druckfestigkeit (z. B. nach DIN EN 12390): zentraler Kennwert für Widerstand gegen Quetschen und Zerkleinern; wichtig für die Auslegung von Backenkräften bei Betonzangen.
  • Spaltzug- und Biegezugfestigkeit: maßgeblich für Rissinitiierung unter hydraulischer Spreizung; relevant für die Wirksamkeit von Stein- und Betonspaltgeräten.
  • Elastizitätsmodul und Poissonzahl: Verformungsverhalten; beeinflussen die Spaltweiten und das Rissausbreitungsmuster.
  • Dichte, Wasseraufnahme, Porosität: Indikatoren für Gefüge und Alterung (z. B. Karbonatisierung), die das Bruchbild beeinflussen.
  • Ultraschalllaufzeit, Rückprallhammer: zerstörungsarme Screening-Verfahren zur Einordnung vor der Probenentnahme.

Gestein und Naturstein: Struktur, Anisotropie, Abrasivität

  • Eindimensionale Druckfestigkeit (UCS): maßgeblich für die Wahl zwischen mechanischem Zerkleinern und hydraulischem Spalten im Fels.
  • Brazilian-Test (indirekte Zugfestigkeit): Prognose der Rissbildung unter Spreizlasten.
  • Punktlastindex: schneller Vergleichswert bei wechselnden Gesteinslagen.
  • Schichtungen, Kluftabstände, Anisotropie: bestimmen bevorzugte Spaltrichtungen – wichtig für den Ansatz von Steinspaltzylindern.
  • Abrasivität (z. B. Cerchar): Einfluss auf Werkzeugverschleiß und Wartungsintervalle.

Von Laborwerten zur Methode: Ableitung für Rückbau, Gewinnung und Tunnelbau

Die Entscheidung zwischen Zerkleinern, Spalten, Schneiden oder Scheren folgt den Materialkennwerten und der Baustruktur. Gut dokumentierte Probekörperergebnisse reduzieren Risiken, Optimierungsrunden und Stillstände.

  • Hohe Druckfestigkeit, aber niedrige Zugfestigkeit (typisch Beton): begünstigt hydraulisches Spalten; bei dichter Bewehrung sind Betonzangen mit hoher Quetschleistung sinnvoll, um zunächst den Beton zu brechen und Bewehrungen freizulegen.
  • Alter Betone mit Karbonatisierung: höhere Oberflächenhärte, jedoch oft spröd; Kombination aus Betonzangen und nachgeschaltetem Spalten beschleunigt den Abtrag.
  • Fels mit ausgeprägten Klüften: Spaltgeräte nutzen natürliche Schwächen; in massivem, anisotropem Gestein wird die Spaltrichtung am Bohrkern orientiert.
  • Natursteingewinnung: gezielte Spaltlinien entlang des Gefüges ermöglichen großformatige, rissarme Blöcke; Bohrkernanalytik dient der Ausrichtung der Spaltzylinder.
  • Entkernung und Schneiden im Bestand: Probekörper aus Bauteilen mit Verbundsystemen (z. B. Verbundestriche) erleichtern die Trennung; Zerkleinern mit Betonzangen und Abtrennen von Metallen mit Stahlscheren oder Tankschneidern kann sinnvoll aufeinander abgestimmt werden.

Herstellung, Entnahme und Lagerung von Probekörpern

Nur korrekt gewonnene Proben liefern verlässliche Ergebnisse. Herstellung und Entnahme richten sich nach Normvorgaben und guter Praxis.

  1. Herstellung aus Frischbeton: sorgfältiges Verdichten, planparallele Oberflächen, definierte Lagerung und Nachbehandlung (Feuchte/Temperatur) bis zur Prüfung.
  2. Entnahme aus Bestandsbauteilen: fachgerechtes Kernbohren, Kühlung und Kennzeichnung; Vermeidung von Mikrorissen durch schonende Schnittführung. Bohrkernachsen werden dokumentiert, um Gefüge- oder Bewehrungseinflüsse zu interpretieren.
  3. Gesteinsproben: Ausrichtung zur Schichtung/Klüftung festhalten; Kantenbearbeitung für Proben mit Biegeprüfungen.
  4. Lagerung und Transport: Schutz vor Austrocknung, Frost und Erschütterung; lückenlose Probenkette vom Ausbau bis ins Labor.

Einflussfaktoren und typische Fehlerquellen

Streuungen lassen sich minimieren, wenn Störgrößen erkannt und kontrolliert werden. Das erhöht die Aussagekraft der Ergebnisse und damit die Planungssicherheit beim Einsatz von Stein- und Betonspaltgeräten und Betonzangen.

  • Probengeometrie und Größeneffekt: kleine Proben zeigen tendenziell höhere Festigkeiten; die Übertragung auf massive Bauteile muss kalibriert werden.
  • Feuchtegehalt und Temperatur: beeinflussen Festigkeit und Steifigkeit erheblich.
  • Belastungsrichtung: Anisotropie in Gesteinen und gerichtete Gefüge in Beton (z. B. durch Schwindrisse) ändern das Bruchbild.
  • Bewehrungseinfluss im Bohrkern: lokale Verstärkungen verfälschen Ergebnisse; Kerne ohne Bewehrung bevorzugen oder gesondert bewerten.
  • Randzonen- und Karbonatisierungseffekte: Oberflächen können untypisch hart sein; tiefere Kernsegmente separat betrachten.
  • Nachbearbeitung des Kerns (Planschliff): unebene Endflächen führen zu Querzugspannungen und Fehlbrüchen.

Qualitätssicherung auf der Baustelle: Schnelltests und Entscheidungen

Neben Laborprüfungen unterstützen Feldmethoden die zeitnahe Feinplanung von Arbeitsschritten, etwa die Wahl der Bohrlochabstände für Spaltzylinder oder die Aufbissfolgen mit Betonzangen.

  • Rückprallhammer und Ultraschall: schnelle Einordnung von Zonen unterschiedlicher Qualität.
  • Abzieh- und Haftzugtests: Bewertung von Verbundsystemen vor Entkernung.
  • Punktlast am Gesteinskern: zügiger Vergleich zwischen Lagen im Tunnelvortrieb.
  • Probefeld/Versuchsabbruch: Validierung der angesetzten Kräfte und Abstände an repräsentativen Bereichen, bevor großflächig gearbeitet wird.

Dokumentation, Sicherheit und Nachhaltigkeit

Eine saubere Proben- und Prüfdatendokumentation erhöht die Transparenz und erleichtert die Anpassung der Methodik im Projektverlauf. Arbeitsschutz beim Bohren, Sägen und Zerkleinern umfasst Staub- und Lärmminderung, sichere Handhabung schwerer Probekörper sowie den Schutz vor unkontrollierter Rissausbreitung. Aus den Kennwerten lassen sich zudem Strategien zur selektiven Trennung entwickeln, die Recyclingquoten verbessern, indem Bauteile mit Betonzangen kontrolliert zerkleinert und Bewehrungen sauber separiert werden.

Praxisorientierte Parametrierung für Spalten und Zerkleinern

Die Übertragung der Probekörperkennwerte in konkrete Einstellungen erfolgt iterativ und projektspezifisch. Folgende Leitlinien haben sich bewährt:

  • Beton mit hoher Dichte und niedrigem w/z-Wert: geringere Bohrlochabstände und höhere Spreizdrücke einplanen; bei dichter Bewehrung zuerst mit Betonzangen quetschen, anschließend spalten.
  • Fels mit ausgeprägter Schieferung: Spaltkeile entlang der Schwächezonen ansetzen; reduzierte Kräfte reichen häufig aus, um saubere Trennflächen zu erzielen.
  • Heterogene Bestandsbauteile: Probekörper aus allen Zonen (Kern/Rand/Bereiche mit Nachverdichtung) entnehmen und die Abfolge der Arbeitsgänge (Zerkleinern, Spalten, Schneiden) daran ausrichten.
  • Hydraulikaggregate: Förderstrom und Druck so wählen, dass die Kraft-Zeit-Kurve zum bruchmechanischen Verhalten passt; stoßarme Laststeigerungen begünstigen kontrollierte Rissausbreitung.

Beispiele aus der Anwendung

Innenrückbau eines Stahlbetontragwerks

Bohrkerne zeigen C30/37 mit geringer Spaltzugfestigkeit und moderate Bewehrungsdichte. Vorgehen: selektives Quetschen mit Betonzangen zur Freilegung der Stäbe, anschließendes hydraulisches Spalten der Wandfelder. Ergebnis: kontrollierte Rissführung, reduziertes Erschütterungsniveau.

Vortrieb in massivem Gneis

Gesteinskernen zufolge hohe UCS, aber deutliche Anisotropie. Vorgehen: Ausrichtung der Steinspaltzylinder entlang der Schieferung, geringere Spreizdrücke ausreichend; Zerkleinerung von Versätzen mit Multi Cutters im Sekundärbruch.

Natursteingewinnung in Sandstein

Prüfwerte belegen homogene Zugfestigkeit; definierte Bohrlochreihen und Spaltansatz liefern großformatige Blöcke mit geringem Ausschuss. Probekörperdaten dienen der Justierung der Lochabstände.