Primärabbruch bezeichnet das kontrollierte Lösen, Trennen und Abtragen von Trag- und Ausbauteilen in der ersten Phase eines Rückbauprojekts. Im Fokus stehen tragende Bauteile aus Beton, Stahlbeton, Mauerwerk oder Naturstein sowie massive Stahlkomponenten. In dieser Phase werden Bauwerke strukturell geöffnet, Bauteilverbindungen getrennt und Lastpfade gezielt verändert, um einen sicheren, planbaren und emissionsarmen Rückbau zu ermöglichen. Dabei kommen mechanische und hydraulische Verfahren zum Einsatz, etwa das Zerkleinern mit Betonzangen, das sprengfreie Spalten mit Stein- und Betonspaltgeräten oder das Schneiden mit Scheren und Spezialwerkzeugen. Der Primärabbruch bildet die Grundlage für Sekundärabbruch, Sortierung und Recycling.
Definition: Was versteht man unter Primärabbruch
Unter Primärabbruch versteht man die initiale Eingriffs- und Trennphase eines Rückbaus, in der Bauteile zuerst aus dem Verbund gelöst, in handhabbare Segmente überführt und statisch kontrolliert abgetragen werden. Ziel ist die sichere Freilegung von Strukturen, das Unterbrechen von Kraftflüssen und das Herstellen von Transport- und Weiterverarbeitbarkeit. Im Unterschied zum Sekundärabbruch, der auf das weitere Zerkleinern, Sortieren und Aufbereiten abzielt, umfasst der Primärabbruch das initiale Trennen von Beton, Bewehrungsstahl, Stahlprofilen, Blechen oder Naturstein. Typische Verfahren sind das Crushing von Beton mit Betonzangen, das hydraulische Spalten von Fels oder Beton mittels Stein- und Betonspaltgeräten sowie das Schneiden von Stahlbauteilen mit Scheren. Hydraulikaggregate liefern dabei den notwendigen systemischen Druck und Durchfluss für kraftvolle, dabei kontrollierte Arbeitsbewegungen.
Ablauf und Methoden im Primärabbruch
Der Primärabbruch folgt einem strukturierten Ablauf aus Analyse, Trennen, Abtragen und Sichern. Vorbereitend werden Bauteile sondiert, Bewehrungen lokalisiert und Trennschnitte festgelegt. Anschließend werden tragende und aussteifende Verbindungen gezielt durchtrennt oder aufgebrochen, etwa durch Betonzangen an Wänden, Stützen und Decken oder durch Stein- und Betonspaltgeräte in massiven Fundamenten und Fels. In Abhängigkeit von Bauwerksgeometrie, Material und Randbedingungen (Zugang, Lärm, Erschütterungen) wird zwischen Zangen-, Spalt- und Schneidverfahren gewählt oder kombiniert. Das Abtragen erfolgt abschnittsweise, um Lastumlagerungen kontrolliert zu steuern; provisorische Abstützungen, Abfangungen und definierte Fallräume sichern den Prozess.
Verfahren und Werkzeuge im Überblick
Betonzangen
Betonzangen zerkleinern Beton durch hohe Presskräfte, öffnen Risse entlang der Zuschläge und trennen Bewehrungsstähle über integrierte Schneiden. Sie eignen sich für Deckenabbrüche, Wandöffnungen, den Rückbau von Stützen und den selektiven Abtrag im Bestand. In lärmsensiblen Bereichen sind sie eine leise und erschütterungsarme Alternative zu Schlagwerkzeugen.
Stein- und Betonspaltgeräte
Stein- und Betonspaltgeräte arbeiten sprengfrei. Nach dem Vorbohren von Löchern setzen Steinspaltzylinder kontrollierte Spaltkräfte radial ins Bauteil bzw. den Fels. Das Verfahren ist ideal für massive Fundamente, Felsabtrag im Tunnel- und Tiefbau sowie präzise Abbrüche in Bereichen mit strengen Erschütterungsgrenzen.
Kombischeren und Multi Cutters
Kombischeren vereinen Schneiden und Zerkleinern, um Mischstrukturen aus Beton und Stahl effizient zu trennen. Multi Cutters bieten variable Schneidaufgaben für Profile, Bleche und Hilfskonstruktionen. Beide Werkzeuggruppen unterstützen den Primärabbruch, wenn unterschiedliche Werkstoffe unmittelbar nebeneinander auftreten.
Stahlscheren
Stahlscheren schneiden Träger, Bewehrungspakete, Rohre und Profile. Sie kommen zum Einsatz, wenn Stahlkerne freigelegt sind oder Stahlkonstruktionen zuerst entfernt werden müssen, etwa bei Hallen, Brücken oder Tanks.
Tankschneider
Tankschneider sind auf das sichere Auftrennen von Behältern, Kesseln und Leitungen ausgelegt. In Kombination mit Gasfreiheitsprüfungen und Brandschutzmaßnahmen ermöglichen sie kontrollierte Schnitte in industriellen Anlagen.
Hydraulikaggregate
Hydraulikaggregate versorgen die Werkzeuge mit Druck und Volumenstrom. Entscheidend sind stabile Druckniveaus, ausreichend Kühlleistung und der bedarfsgerechte Durchfluss für dynamische Lastwechsel im Abbruchbetrieb.
Einsatzbereiche im Primärabbruch
- Betonabbruch und Spezialrückbau: Selektiver Rückbau von Decken, Wänden, Stützen, Fundamenten und Brückenteilen mit Betonzangen; Spalten massiver Bauteile zur Reduktion von Erschütterungen.
- Entkernung und Schneiden: Trennen von nichttragenden Bauteilen, Zuschneiden von Öffnungen, Entfernen von Anbauten; Stahl- und Rohrschnitt mit Stahlscheren, Multi Cutters und Tankschneidern.
- Felsabbruch und Tunnelbau: Sprengfreie Spalttechnik zur Profilkorrektur, Nischenherstellung, Sohlanpassung und Portalaufweitung mit Steinspaltzylindern.
- Natursteingewinnung: Gewinnungsnahes, risskontrolliertes Spalten von Blöcken zur Schonung der Struktur und zur Minimierung von Abfall.
- Sondereinsatz: Arbeiten in schwingungssensiblen Zonen (Krankenhäuser, Labore), unter Denkmalschutzauflagen oder in explosionsgefährdeten Bereichen mit angepasster Schneid- und Spalttechnik.
Planung, Statik und Arbeitssicherheit
Ein belastbares Abbruchkonzept berücksichtigt Tragfähigkeit, Lastumlagerungen, Bauzustände und Randbedingungen wie angrenzende Bebauung, Leitungen und Verkehrsflächen. Maßnahmen zur Staubbindung, Brandschutz, Absturzsicherung und zum Lasteintrag in temporäre Abstützungen sind integraler Bestandteil. Rechtliche Anforderungen und behördliche Auflagen sind projektbezogen zu beurteilen; die folgenden Hinweise sind allgemeiner Natur und ersetzen keine Einzelfallprüfung: Bauteile nur abschnittsweise lösen, gesicherte Fall- und Schutzbereiche definieren, Medienführung identifizieren und freischalten, Emissionen (Lärm, Staub, Erschütterung) vorausschauend minimieren.
Auswahlkriterien für Werkzeuge und Verfahren
- Werkstoff und Festigkeit: Betonfestigkeit, Zuschlagdichte, Bewehrungsanteil, Spannstähle, Materialstärken bei Stahl.
- Bauteilgeometrie: Bauteildicke, Öffnungsweite, Zugänglichkeit, Einbaulagen über Kopf oder in Schächten.
- Randbedingungen: Zulässige Erschütterungen, Lärmgrenzen, Staubmanagement, verfügbare Energieversorgung.
- Leistungskennwerte: Zangenkraft, Spaltkraft, Schneiddurchmesser, Backenöffnung, Zyklenzeit, Hydraulikdruck und Volumenstrom.
- Prozess- und Entsorgungslogistik: Segmentgrößen, Kran- und Hebezeugkapazitäten, Sortiermöglichkeiten für Recycling.
Arbeiten unter Restriktionen: Lärm, Erschütterungen, Staub
In sensiblen Umfeldern sind erschütterungsarme und geräuscharme Verfahren gefragt. Betonzangen reduzieren Schlagspitzen; Stein- und Betonspaltgeräte ermöglichen sprengfreies Arbeiten. Staub wird durch gezielte Bewässerung, Hauben und Absaugung gebunden. Schnittgeschwindigkeiten und Zyklen werden so gewählt, dass Strukturvibrationen minimiert werden.
Prozessschritte im Detail
- Erkundung und Konzept: Bauteilaufbau, Bewehrungslage, Leitungen, Restspannungen, Zugang und Rettungswege klären.
- Vorbereitung: Baustelleneinrichtung, Schutzgerüste, Abdeckungen, Abstützungen, Freischalten von Medien.
- Initiales Trennen: Öffnen von Fugen und Knotenpunkten mit Betonzangen oder Schneiden der Stahlanteile; Setzen von Bohrungen für Spaltzylinder.
- Kontrolliertes Abtragen: Segmentieren großer Bauteile, Abheben oder gesichertes Absenken; Spalten massiver Bereiche zur Reduktion von Kräften.
- Zwischenlogistik: Sortenreine Ablage, Zwischenlager, Wegführung der Teile, Freihalten von Verkehrsflächen.
- Sicherung und Stabilisierung: Nachführen von Abstützungen, Schließen temporärer Öffnungen, Kontrolle der Bauzustände.
- Übergang in den Sekundärabbruch: Weiteres Zerkleinern, Sortieren und Aufbereiten der Materialien.
Materialtrennung und Recycling
Ein effizienter Primärabbruch bereitet sortenreine Ströme vor. Das abbruchschnittegerechte Trennen von Beton und Stahl reduziert Nacharbeiten und erhöht die Qualität der Recyclingfraktionen. Durch gezieltes Zerkleinern mit Betonzangen entstehen gut sortierbare Stückgrößen, während Spalttechnik Rissverläufe kontrolliert lenkt und Zuschläge schont.
- Frühe Trennung von Beton, Bewehrung, Metallen und Ausbaumaterial.
- Optimierte Segmentgrößen für Transport und Aggregate im Sekundärabbruch.
- Dokumentation der Materialströme für Nachweis und Verwertung.
Besonderheiten in Tunnel- und Felsumgebungen
Im Tunnelbau und bei Felsabbrüchen sind geringe Erschütterungen, kontrollierte Rissausbreitung und präzise Profilführung entscheidend. Steinspaltzylinder ermöglichen das sprengfreie Öffnen von Felsstrukturen und das Nacharbeiten von Profilen. In Kombination mit Betonzangen für Betonausbauteile lassen sich hybride Bauweisen sicher und planbar zurückbauen.
Qualitätssicherung und Dokumentation
Qualität im Primärabbruch bedeutet reproduzierbare Schnitte, kontrollierte Bauteilbewegungen und saubere Trennfugen. Prüfungen umfassen Sichtkontrollen, Maßhaltigkeit, Emissionsmessungen und die Nachführung der statischen Annahmen. Die Dokumentation enthält Trennstellen, Reihenfolgen, eingesetzte Werkzeuge, Hydraulikparameter und Materialmengen. Sie dient als Grundlage für die Optimierung nachfolgender Arbeitsschritte und für die Nachweisführung gegenüber Auftraggebern und Behörden.
Praxisnahe Hinweise für eine sichere Umsetzung
- Lastpfade im Blick: Reihenfolgen so wählen, dass keine ungewollten Umlagerungen oder Kippen auftreten.
- Werkzeugwechsel reduziert planen: Kombinierte Arbeitsschritte mit Betonzangen und Scheren minimieren Rüstzeiten.
- Bohrbild für Spalttechnik optimieren: Lochabstände und -tiefen an Bauteildicke und Gesteinsgefüge anpassen.
- Hydraulik stabil halten: Druck und Volumenstrom überwachen, um konstante Zangen- und Spaltkräfte sicherzustellen.
- Emissionen vorausschauend managen: Staubbindesysteme, Abschirmungen und Erschütterungsmonitoring früh integrieren.
Bezug zu Produkten und Einsatzbereichen der Darda GmbH
Im Primärabbruch werden je nach Aufgabenstellung unterschiedliche Produktgruppen der Darda GmbH eingesetzt: Betonzangen für das Zerkleinern von Stahlbeton, Stein- und Betonspaltgeräte mit Steinspaltzylindern für sprengfreie Trennungen, Kombischeren und Multi Cutters für Mischkonstruktionen, Stahlscheren für Profile und Bewehrung sowie Tankschneider für Behälter und Rohrleitungen. In den Einsatzbereichen Betonabbruch und Spezialrückbau, Entkernung und Schneiden, Felsabbruch und Tunnelbau, Natursteingewinnung sowie Sondereinsatz ermöglicht die abgestimmte Kombination von Hydraulikaggregaten und Werkzeugen einen kontrollierten, planbaren und emissionsarmen Erstangriff.





















