Die Löschwasserreserve ist ein zentrales Element des vorbeugenden und organisatorischen Brandschutzes – insbesondere bei Arbeiten im Betonabbruch, Spezialrückbau, in der Entkernung und beim Schneiden, im Felsabbruch und Tunnelbau sowie bei Sondereinsätzen. Wo hydraulische Abbruchtechnik wie Betonzangen oder Stein- und Betonspaltgeräte eingesetzt wird, treffen hohe mechanische Energien, potenzielle Zündquellen und komplexe Baustellenlogistik aufeinander. Eine verlässlich geplante und betriebssichere Löschwasserbevorratung gewährleistet, dass im Ereignisfall ausreichend Wasser in der richtigen Menge, am richtigen Ort und zum richtigen Zeitpunkt verfügbar ist – unabhängig davon, ob die Erstmaßnahme durch die Einsatzkräfte vor Ort oder durch die Feuerwehr erfolgt.
Definition: Was versteht man unter Löschwasserreserve
Unter Löschwasserreserve versteht man die gezielt vorgehaltene Menge an Löschwasser, die für den Erstangriff und zur Überbrückung bis zur gesicherten Löschwasserversorgung bereitsteht. Sie kann stationär (z. B. Zisterne, unterirdischer Behälter, Löschteich) oder mobil (z. B. Wasserbehälter auf Fahrzeugen, Bauwassertanks) vorgehalten werden. Im Unterschied zur allgemeinen Löschwasserversorgung (z. B. öffentliches Hydrantennetz) adressiert die Löschwasserreserve objekt- oder baustellenspezifische Risiken, definiert Mindestvolumen, erforderlichen Volumenstrom und die Vorhaltezeit. Sie ist Teil des Brandschutzkonzepts und bindet Entnahmestellen, Pumpentechnik, Zufahrten und Löschwasserrückhaltung organisatorisch und technisch ein.
Planung und Dimensionierung der Löschwasserreserve
Die Größe und Ausführung einer Löschwasserreserve leiten sich aus einer risikoorientierten Betrachtung ab. Maßgeblich sind Nutzung, Brandlasten, räumliche Ausdehnung, die Erreichbarkeit durch Einsatzkräfte sowie die Zeit bis zum Eintreffen externer Unterstützung. Bei Abbruch-, Rückbau- und Schneidarbeiten gilt: Materialmix, Trennverfahren und Baustellenumfeld beeinflussen Bedarf und Bereitstellungsform der Reserve wesentlich.
- Risikoprofil: Werkstoffe (Beton, Stahl, Verbundbauteile), Restinhalte (z. B. Tanks), Brandabschnitte, Nachbarbebauung.
- Erreichbarkeit: Zufahrten, Aufstellflächen, Schlauchwege, Höhenunterschiede, Tunnelportale.
- Leistungsdaten: erforderlicher Volumenstrom (l/min), Mindestdruck, Vorhaltezeit für Erstangriff.
- Redundanz: zweite Entnahmestelle, alternative Einspeisung, Notstromversorgung für Pumpen.
- Umwelt: Löschwasserrückhaltung, Schutz von Boden und Gewässern, Trennung von Schmutz- und Regenwasser.
In urbanen Lagen kann die Reserve häufig über leistungsfähige Hydranten ergänzt werden. Außerhalb geschlossener Ortschaften, in Tunnel- oder Felsbaustellen und bei Sondereinsätzen sind objektbezogene Vorräte (z. B. Zisternen, Behälter) die Regel. Typischerweise werden Vorhaltezeiten für den Erstangriff so gewählt, dass die kritische Phase bis zur stabilen Löschwasserversorgung überbrückt werden kann. Anstatt pauschaler Zahlen empfiehlt sich die projektspezifische Berechnung auf Basis des Brandschutzkonzepts und der örtlichen Vorgaben.
Arten der Löschwasserreserve und Entnahmestellen
Die geeignete Art der Löschwasserreserve hängt von Projektgröße, Bauablauf und Standort ab. Entscheidend sind Zugänglichkeit, Entnahmemöglichkeiten und der sichere Betrieb über alle Bauphasen.
- Stationäre Bevorratung: unter- oder oberirdische Löschwasserbehälter, Zisternen, gespeiste Löschteiche mit Saugstellen.
- Mobile Lösungen: Wasserbehälter auf Baulogistikfahrzeugen, transportable Tanks, modulare Container mit Kupplungen für schnelle Entnahme.
- Öffentliche und private Hydranten: Einspeisung in die Löschwasserleitung, Prüfnachweis der Leistung und funktionsfähige Armaturen.
- Alternative Quellen: nutzbare Oberflächengewässer oder Brunnen – sofern rechtlich zulässig und mit geeigneter Entnahmetechnik.
Entnahme, Druckhaltung und Übergabepunkte
Entnahmestellen sind so zu planen, dass Schlauchwege kurz, Stolper- und Anfahrrisiken gering und die Kennzeichnung eindeutig sind. Druckhaltung kann über Pumpen oder höhenbedingte Druckgefälle erfolgen. Übergabepunkte an die Feuerwehr (Kupplungen, Saugstellen) werden gut sichtbar markiert und freigehalten.
Schnittstelle zu Abbruch- und Schneidverfahren
Mechanische Verfahren wie Betonzangen im Betonabbruch und Stein- und Betonspaltgeräte im Felsabbruch oder Tunnelbau gelten als funkenarme Methoden, reduzieren aber das Brandrisiko nicht vollständig. Hydrauliköle, unter Spannung stehende Leitungen, Abkippstellen sowie Restinhalte in Bauteilen können Zündquellen bieten. Bei Metalltrennarbeiten mit Scheren (z. B. Stahlscheren, Kombischeren, Multi Cutters) oder beim Öffnen von Behältern (z. B. Tankschneider) ist eine erhöhte Löschwasserbevorratung für den Erstangriff sinnvoll, da Glutnester, Funkenflug und Wärmeeintrag auftreten können.
- Betonabbruch und Spezialrückbau: Reserve an der Abbruchkante und am Materialumschlag, Berücksichtigung von Armierungsfreilegung und Funkenbildung durch Stahltrennung.
- Entkernung und Schneiden: erhöhte Brandlasten durch Reststoffe, temporäre Lagerbereiche; kurze Wege zu Entnahmestellen.
- Felsabbruch und Tunnelbau: eingeschränkte Zufahrten, längere Schlauchstrecken; Zisternen oder Einspeisepunkte an Tunnelportalen.
- Sondereinsatz: Arbeiten an Tanks, beschichteten Bauteilen oder schwer zugänglichen Strukturen erfordern Anpassungen von Volumenstrom und Vorhaltezeit.
Staubbindung versus Löschwasserreserve
Wasser zur Staubbindung ersetzt keine Löschwasserreserve. Beide Bedarfe sind getrennt zu planen, damit bei einer Brandentstehung der Erstangriff nicht durch parallel laufende Staubminderung beeinträchtigt wird.
Löschwasserrückhaltung und Gewässerschutz
Löschwasser kann im Ereignisfall mit Schadstoffen, Feinstäuben und Auswaschungen aus Baustoffen belastet sein. Daher ist eine vorausschauende Löschwasserrückhaltung ein wesentlicher Bestandteil der Planung. Ziel ist es, Kontaminationen von Boden und Gewässern zu vermeiden und einen geordneten Abfluss zu steuern.
- Flächenmanagement: Abdichtung exponierter Zonen, Abflusslenkung, Vermeidung unkontrollierter Einleitungen in Kanalisation oder Gewässer.
- Rückhaltevolumen: dimensionierte Becken oder mobile Barrieren, die kurzfristig aktiviert werden können.
- Trennung: klare Trennung von Regen-, Schmutz- und potenziell kontaminiertem Löschwasser.
- Entsorgung: organisatorische Vorkehrungen für Abpumpen, Zwischenlagerung und fachgerechte Entsorgung nach dem Einsatz.
Besonderheiten im Rückbau
Im Rückbau können Altstoffe, Beschichtungen oder Einbauten das Löschwasser belasten. Dies wird in der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt; Maßnahmen zur Rückhaltung und Entsorgung werden vorab definiert und mit den Einsatzkräften abgestimmt.
Betrieb, Wartung und Dokumentation
Eine zuverlässig verfügbare Löschwasserreserve setzt klare Zuständigkeiten, regelmäßige Prüfungen und eine belastbare Dokumentation voraus. Dies gilt für stationäre wie mobile Systeme.
- Kontrollen: Füllstand, Dichtheit, Zugänglichkeit, Funktion der Armaturen und Kupplungen, Beschilderung.
- Funktionsproben: Entnahme- und Fördertests unter realistischen Bedingungen, Protokollierung der Ergebnisse.
- Winterbetrieb: Frostschutz, Heizung oder Umwälzung, Schutz vor Vereisung an Entnahmestellen.
- Hygiene und Trennung: keine Verbindung mit Trinkwasserinstallationen; Rückflussverhinderung und klare Markierung von Nichttrinkwasser.
- Dokumente: Lagepläne, Hydranten- und Entnahmestellenplan, Kontaktketten, Einsatz- und Alarmabläufe.
Praktische Planung: Schritt für Schritt
- Risikobewertung: Nutzung, Brandlasten, Bauphasen, Erreichbarkeit und Reaktionszeiten erfassen.
- Bedarfsableitung: Volumen, Volumenstrom, Vorhaltezeit und Redundanzen festlegen.
- Systemwahl: stationäre oder mobile Bevorratung, Entnahmestellen, Pumpentechnik definieren.
- Rückhaltung: Löschwasserrückhalt und Abflusslenkung dimensionieren und organisatorisch verankern.
- Integration: Einbindung in Baustellen- und Betriebsabläufe, Beschilderung und Freihalten sicherstellen.
- Erprobung: Funktionsproben mit Einsatzkräften, Anpassung der Pläne nach Test.
- Wartung: regelmäßige Prüfungen, saisonale Schutzmaßnahmen und Aktualisierung der Dokumentation.
Technische Kennzahlen und Nachweisführung
Für Planung, Vergabe und Betrieb sind klare Kennzahlen erforderlich: Reservevolumen (Liter/Kubikmeter), erforderlicher Volumenstrom (Liter pro Minute), Mindestdruck an der Entnahmestelle, Vorhaltezeit (Minuten) sowie Entnahmepunkte mit Schlauchlängen und Höhenprofil. Der Nachweis umfasst Lage- und Schemazeichnungen, Prüf- und Funktionsprotokolle, Angaben zur Rückhaltung und abgestimmte Einsatzabläufe. Änderungen im Bauablauf werden fortgeschrieben, damit Entnahmestellen und Zufahrten auch in späteren Phasen nutzbar bleiben.
Bezug zu Produkten und Einsatzbereichen der Darda GmbH
Bei Projekten mit Betonzangen im Betonabbruch und Spezialrückbau ist eine nahe, gut gekennzeichnete und jederzeit freie Entnahmestelle zweckmäßig, da sich Brandherde häufig an der Trennstelle oder am Materialumschlag bilden. Beim Einsatz von Stein- und Betonspaltgeräten im Felsabbruch oder Tunnelbau ist die Distanz zur Löschwasserreserve oft größer; entsprechend sind Zwischenentnahmestellen oder mobile Tanks sinnvoll. Schneidarbeiten an Stahlträgern oder Tanks (z. B. mit Stahlscheren, Kombischeren, Multi Cutters oder Tankschneidern) erfordern aufgrund potenzieller Funkenbildung und Wärmeeintrag eine erhöhte Aufmerksamkeit für die Erstangriffsreserve sowie für die Löschwasserrückhaltung, da metallische Stäube und Reststoffe ins Löschwasser gelangen können. In der Entkernung und beim Schneiden innerhalb bestehender Gebäude beeinflussen Bauphysik, Schächte und Fluchtwege zusätzlich die Anordnung von Entnahmestellen und die Vorhaltezeit.
Beispielszenarien aus der Praxis
- Betonabbruch an einem mehrgeschossigen Bestandsbau: Reserve am Kranstandort, zweite Entnahmestelle nahe der Abbruchkante, kurze Schlauchwege über Zwischengeschosse.
- Tunnelvortrieb mit Stein- und Betonspaltgeräten: Zisterne am Portal, mobile Bevorratung in Tunnelmitte, Druckerhalt über Zwischenpumpe; gesonderte Rückhaltung am Tiefpunkt.
- Öffnen eines Stahlbehälters: erhöhte Vorhaltezeit, zwei unabhängige Entnahmestellen, Absperrung von Oberflächenabflüssen und vorbereitete Rückhaltemittel.
Rollen, Verantwortlichkeiten und Abstimmung
Die Festlegung der Löschwasserreserve gelingt in enger Abstimmung zwischen Bauherrschaft, Planenden, Ausführenden, Brandschutzbeauftragten und den örtlichen Einsatzkräften. Zuständigkeiten für Wartung, Kontrollen, Freihalten von Flächen und die Wiederbefüllung werden eindeutig geregelt. Übungslagen erhöhen die Handlungssicherheit und zeigen Optimierungspotenziale im Aufbau und in der Entnahme auf.





















