Kransteuerung

Die Kransteuerung ist ein zentraler Bestandteil vieler Arbeitsabläufe auf Baustellen des Betonabbruchs, der Entkernung, im Tunnelbau und in der Natursteingewinnung. Präzise, feinfühlige und sichere Bewegungen des Krans sind erforderlich, um Bauteile zu führen, Lasten zu sichern und Werkzeuge wie Betonzangen, Stein- und Betonspaltgeräte oder Hydraulikaggregate ergonomisch und zielgerichtet einzusetzen. Gerade im Spezialrückbau entscheidet die Qualität der Kranbedienung über Arbeitssicherheit, Taktzeiten und die Qualität des Trenn- oder Spaltergebnisses.

Definition: Was versteht man unter Kransteuerung

Unter Kransteuerung versteht man die Gesamtheit aus Bedienelementen, Regelalgorithmen und Schutzfunktionen, mit denen Hub-, Dreh- und Fahrbewegungen eines Krans ausgelöst, dosiert und überwacht werden. Dazu zählen manuelle Eingaben (z. B. Joysticks), elektrische und hydraulische Regelkreise, sowie Assistenzsysteme zur Begrenzung von Lastmomenten und Arbeitsbereichen. Ziel ist die sichere Lastführung mit reproduzierbarer Präzision – von der Grobpositionierung über das Anheben bis zur Mikrobewegung am Zielpunkt. In Abbruch- und Gewinnungsarbeiten wird die Kransteuerung häufig mit der Steuerung hydraulischer Werkzeuge koordiniert, etwa wenn Bauteile beim Schneiden, Zerkleinern oder Spalten vorgespannt, gehalten oder abgelassen werden.

Grundlagen der Kransteuerung auf Abbruch- und Gewinnungsbaustellen

Auf Baustellen des Betonabbruchs, der Entkernung, des Felsabbruchs und der Natursteingewinnung muss die Kransteuerung Lastbewegungen kontrollieren und gleichzeitig den Arbeitsprozess der eingesetzten Werkzeuge unterstützen. Beim Einsatz von Betonzangen werden Bauteile häufig unter leichter Vorspannung gehalten, um den Trennschnitt zu entlasten. Stein- und Betonspaltgeräte erzeugen Kräfte im Material, die sich auf die Lastlage auswirken können; die Kransteuerung gleicht diese Einflüsse durch ruhige, fein dosierte Bewegungen aus. Entscheidend sind pendelarme Beschleunigungsrampen, geringe Endgeschwindigkeiten, präzise Winkelkorrekturen und klare Arbeitsbereichsgrenzen – insbesondere in engen Gebäudestrukturen, an Kanten, Schächten oder im Tunnel.

Steuerungsarten und Bedienelemente

Manuelle Bedienung am Steuerstand

Die manuelle Kranbedienung erfolgt über Joysticks oder Hebel für Hubwerk, Katzfahrt und Drehwerk. Proportionale Ventile und feinfühlige Kennlinien ermöglichen sanfte Anfahr- und Bremsvorgänge. Für Abbruch- und Schneidarbeiten ist eine mikrometergenaue Dosierung wichtig, um Bauteile spannungsarm zu unterstützen, ohne sie zu verformen. Eine klare Trennung der Achsbewegungen (erst heben, dann drehen) hilft, Lastpendel zu minimieren.

Funkfernsteuerung und Assistenzfunktionen

Funkfernsteuerungen verbessern die Übersicht und erlauben das Arbeiten mit direkter Sicht auf Werkzeug und Trennstelle. Assistenzfunktionen wie Arbeitsbereichsbegrenzungen, Lastmomentüberwachung, Windwarnungen oder pendelarme Bewegungsprofile erhöhen die Prozesssicherheit. Für Tandemhübe oder parallele Lastführung (z. B. beim Absenken großer Platten nach dem Einsatz von Betonzangen) sind Synchronisationsfunktionen hilfreich. Not-Halt, Endabschaltungen und sanfte Geschwindigkeitsprofile unterstützen die sichere Bedienung.

Schnittstellen zu hydraulischen Werkzeugen und Aggregaten

Hydraulische Werkzeuge werden häufig über Hydraulikaggregate für Abbruch und Schneiden versorgt, die separat positioniert und fernbedient werden. Die Kransteuerung muss die Lage von Schläuchen, Aggregaten und Werkzeugen stets berücksichtigen. Schlauchführungen sind so zu planen, dass Knicke, Quetschungen und Zugkräfte vermieden werden. Bei Wechseln zwischen Zug- und Drucksituationen (z. B. nach einem Spaltvorgang) sollten Bewegungen weich abgefangen werden, um Hydraulikspitzen und Laststöße zu vermeiden.

Betonzangen unter dem Haken

Betonzangen werden in der Praxis oft mit tragenden Geräten kombiniert; die Kransteuerung übernimmt dann die Lastführung des zu trennenden Bauteils. Typisch sind: leichtes Vorspannen vor dem Anbeißen, kontrolliertes Nachführen während des Trennens und gezieltes Absetzen des Segments. Wichtig ist das Verhindern von Verklemmungen: die Kranbewegung öffnet den Trennspalt minimal, damit die Zange gleichmäßig schneiden oder zerkleinern kann. Drehbewegungen sind sehr langsam auszuführen, um das Pendeln der Last bei wechselnden Widerständen zu begrenzen.

Stein- und Betonspaltgeräte im Verbund mit Kranen

Beim Einsatz von Stein- und Betonspaltgeräten auf Höhen oder über Hindernissen positioniert der Kran die Spaltzylinder exakt in Bohrungen oder Fugen. Während des Spaltens verändert sich die Lastgeometrie: der Kran hält die Zielposition, gleicht das leichte Nachgeben des Materials aus und verhindert unkontrollierte Bewegungen. In der Natursteingewinnung werden Blöcke nach dem Spalten mit möglichst geringer Dynamik aus dem Lager gelöst, um Risse zu vermeiden. Im Felsabbruch und Tunnelbau dient die Kransteuerung der sicheren Distanz zum Werkzeugeinsatz und schützt Personal durch ruhige, berechenbare Bewegungen.

Arbeitsabläufe: Von der Planung bis zur Ausführung

  • Arbeitsvorbereitung: Lastdaten, Schwerpunkt, Anschlagpunkte und Resttragfähigkeit der Struktur ermitteln. Arbeitsbereich, Ein- und Auswege definieren.
  • Werkzeuglogistik: Position des Hydraulikaggregats planen, Schlauchlängen festlegen, Start/Stopp und Not-Halt erreichbar halten.
  • Kommunikation: Einweiser festlegen, Handzeichen und Funkdisziplin vereinbaren. Zuständigkeiten für Kran- und Werkzeugbedienung klar trennen.
  • Probebewegungen: Langsame Anfahr- und Bremsprofile testen, Pendel dämpfen, Totwege ermitteln.
  • Bearbeitung: Beim Schneiden, Zerkleinern oder Spalten Last leicht vorspannen, Bewegung nur bei Bedarf korrigieren, Werkzeugdruck überwachen.
  • Entnahme und Absetzen: Last stabilisieren, Kanten schützen, Ablageflächen freihalten. Schlauchführung und Werkzeuglage kontrollieren.

Lastführung, Pendeldämpfung und Mikrobewegungen

Lastpendel entsteht durch abrupte Beschleunigungen, Wind oder asymmetrische Lastverteilung. Die Kransteuerung begegnet dem mit weichen Rampen, kurzen Wegimpulsen und möglichst getrennter Achsbewegung. Fangleinen können Drehneigungen reduzieren. Bei Betonzangen ist eine geringe Vorspannung am Bauteil hilfreich, um das Öffnen des Trennspalts zu unterstützen. Beim Spalten werden Mikrobewegungen nur dann ausgeführt, wenn sich die Spannungsverhältnisse im Material ändern – ansonsten bleibt die Last ruhig, damit das Werkzeug arbeiten kann.

Feinlasten bei Entkernung und Schneiden

Bei der Entkernung bewegen Krane oft kleine, empfindliche Lasten, zum Beispiel Trennwände, Haustechnik oder Leitungsbündel, die zuvor mit Multi Cutters, Stahlscheren oder Tankschneider abgetrennt wurden. Entscheidend ist das Arbeiten mit Minimalgeschwindigkeiten und kurzen Stillsetzpunkten, um Schwingungen zu vermeiden und Schnittstellen nicht zu beschädigen.

Sicherheit und Schutzfunktionen

Die Kransteuerung umfasst Schutzfunktionen wie Lastmoment- und Arbeitsbereichsbegrenzungen, Endabschaltungen, Not-Halt sowie Hinweise bei ungünstigen Umgebungsbedingungen. Für den Betonabbruch und Spezialrückbau bewähren sich konservative Geschwindigkeiten, klare Kommunikationsregeln und definierte Rückzugsräume. Rechtsverbindliche Vorgaben ergeben sich aus den jeweils geltenden Normen, Betriebsanleitungen und betrieblichen Bestimmungen; diese sind projektspezifisch zu beachten.

  1. Tägliche Funktionsprüfung von Not-Halt, Signalen und Endabschaltungen.
  2. Kontrolle von Anschlagmitteln, Haken und Sicherungen vor jedem Hub.
  3. Freihalten des Arbeitsbereichs, Absprache mit allen beteiligten Gewerken.
  4. Wind, Sicht, Untergrund und Tragfähigkeit prüfen; Geschwindigkeiten anpassen.
  5. Spannungsfreies Absetzen und kontrolliertes Lösen der Anschlagmittel.

Einsatzspezifische Besonderheiten

Betonabbruch und Spezialrückbau

Beim Rückbau von Stahlbeton wirken wechselnde Kräfte. Die Kransteuerung hält Bauteile definiert in Position, während Betonzangen oder Kombischeren Bewehrung und Beton trennen. Das Verhindern von Verkantungen und das rechtzeitige Entlasten vor dem letzten Schnitt sind entscheidend, um unkontrollierte Lastbewegungen auszuschließen.

Felsabbruch und Tunnelbau

In untertägigen Bereichen sind Sicht, Platz und Lüftung begrenzt. Die Kransteuerung muss Werkzeuge präzise und langsam zuführen. Beim Einsatz von Steinspaltzylindern ist mit plötzlichem Nachgeben zu rechnen; daher werden Bewegungen antizipiert und mit sehr kleinen Geschwindigkeiten gefahren.

Natursteingewinnung

Nach dem Spalten von Blöcken führen pendelarme Hebevorgänge zu weniger Materialverlust und besseren Oberflächen. Leichte Korrekturen in Neigung und Drehung verhindern Kantenschäden. Das Absetzen auf weichen Zwischenlagen reduziert Stoßbelastungen.

Entkernung und Schneiden

Bei beengten Verhältnissen erleichtert Funkfernsteuerung die Sicht auf Trennstellen. Nach dem Einsatz von Multi Cutters, Stahlscheren oder Tankschneider sichert die Kransteuerung das dosierte Ablassen von Leitungen, Behältern oder Profilen ohne ungewollte Rotation.

Sondereinsatz

In sensiblen Bereichen (z. B. an historischen Strukturen) stehen Schwingungsarmut und millimetergenaue Positionierung im Vordergrund. Bewegungsprofile werden weiter reduziert; Mikrobewegungen erfolgen in kurzen Pulsen mit längeren Ruhephasen.

Checklisten für die Praxis

  • Vor dem Hub: Lastdaten, Anschlagpunkte, Arbeitsbereich und Fluchtwege prüfen; Werkzeug, Hydraulikaggregate und Schlauchführung kontrollieren.
  • Während des Hubes: Pendeldämpfung aktiv anwenden, Achsbewegungen trennen, Geschwindigkeiten gering halten, Sichtkontakt wahren.
  • Beim Trennen/Spalten: Leichte Vorspannung, keine Rucke; Werkzeugdruck und Bauteilverhalten beobachten; nur gezielte Mikrobewegungen.
  • Nach dem Hub: Spannungsfrei absetzen, Anschlagmittel lösen, Werkzeug sichern, Leitungen entlasten und prüfen.

Typische Fehlerquellen und Gegenmaßnahmen

  • Übersteuern und Pendelaufbau: Gegenmaßnahme – weich anfahren, Achsen trennen, kurze Korrekturimpulse.
  • Fehlende Kommunikation: Gegenmaßnahme – Einweiser festlegen, klare Handzeichen, Funkdisziplin.
  • Verklemmen beim Schneiden: Gegenmaßnahme – Kransteuerung erzeugt geringe Vorspannung, Trennspalt offen halten.
  • Ungeplante Lastverlagerung beim Spalten: Gegenmaßnahme – Mikrobewegungen nur bei Bedarf, Last stets unter Kontrolle halten.
  • Schlauchschäden: Gegenmaßnahme – definierte Schlauchwege, Knickschutz, keine Torsion.

Begriffsabgrenzung und Systemgrenzen

Kransteuerung bezeichnet die technische und bedienerische Umsetzung von Bewegungen und Schutzfunktionen. Sie ist von der operativen Kranführung (Arbeitsplanung, Kommunikation, Anschlagen) zu unterscheiden. In der Praxis greifen beide Bereiche ineinander. Die Grenzen der Kransteuerung liegen dort, wo bauliche Gegebenheiten, Wind, Sicht und Tragfähigkeit Anpassungen erfordern. Werkzeuge und Geräte der Darda GmbH wie Betonzangen oder Stein- und Betonspaltgeräte werden durch eine vorausschauende Kransteuerung ergänzt: ruhige Bewegungen, definierte Vorspannung und klare Arbeitsbereichsgrenzen schaffen die Grundlage für sichere, saubere und effiziente Arbeitsabläufe.