Kalksandstein ist ein weit verbreiteter Mauerwerksbaustoff für tragende und nicht tragende Wände im Hochbau. Er steht für hohe Formstabilität, gutes Schallschutzverhalten und Nichtbrennbarkeit. Im Bestand trifft man ihn vom Einfamilienhaus bis zur Schule, vom Krankenhaus bis zum Verwaltungsbau. Für Planung, Bearbeitung und Rückbau ist entscheidend, wie das spröde, druckfeste Material auf Trennen, Spalten und Quetschen reagiert. Hier kommen je nach Zielsetzung leise, erschütterungsarme Verfahren ins Spiel, etwa das statische Spalten durch Stein- und Betonspaltgeräte für KS-Mauerwerk oder das kontrollierte Abtragen mit Betonzangen. Die folgenden Abschnitte bündeln Grundlagenwissen und praxiserprobte Vorgehensweisen – sachlich, sicherheitsbewusst und mit Blick auf Anwendungen der Darda GmbH in Abbruch, Entkernung und Spezialrückbau.
Definition: Was versteht man unter Kalksandstein
Kalksandstein (auch Silikatstein, sand-lime brick, kurz KS) ist ein künstlich hergestellter Mauerstein aus Quarzsand, Kalk und Wasser. Die Mischung wird unter Druck geformt und im Autoklaven dampfgehärtet. Dabei entsteht eine feste, maßhaltige Struktur mit hoher Druckfestigkeit. Kalksandstein ist nicht brennbar, weist eine relativ hohe Rohdichte auf und bietet dadurch guten Schallschutz. Verarbeitet wird er als Normalformat, Blockstein, Planelement oder großformatige Tafel. Typisch sind Dünnbettfugen bei planelementiertem Mauerwerk sowie tragende und aussteifende Wandscheiben. Das Material ist spröde und bricht bevorzugt entlang gezielter Spannungslinien – ein Umstand, der bei der Wahl von Trenn- und Rückbauverfahren genutzt werden kann.
Eigenschaften, Formate und Herstellung von Kalksandstein
Kalksandstein entsteht aus natürlichem Sand und Kalkhydrat, die mit Wasser vermengt, gepresst und unter gesättigtem Wasserdampf gehärtet werden. In der Mikroskopie zeigen sich dichte Gefüge mit kalziumsilikatischen Bindungen. Diese Struktur erklärt die hohe Druckfestigkeit, aber geringe Zug- und Biegezugfestigkeit. Rohdichteklassen und Festigkeitsklassen decken ein breites Spektrum ab – von leichten Steinen für Trennwände bis zu tragfähigen Elementen für Mehrgeschossbauten. Die Wärmeleitfähigkeit ist höher als bei vielen Leichtbaustoffen, der Brandschutz ist exzellent, der Schallschutz aufgrund der Masse sehr gut. Wasser kann kapillar aufgenommen werden; bauphysikalisch sind Sockel- und Feuchteschutz daher sorgfältig zu planen.
Formate und Gefüge
- Normalformate und Blockformate für klassisches Mauerwerk
- Planelemente für schnelle Verarbeitung mit Dünnbettmörtel
- Voll- und Lochsteine, je nach gewünschter Rohdichte und Verarbeitung
- Werkseitig hergestellte, maßgenaue Elemente erleichtern das passgenaue Trennen
Verhalten bei Bearbeitung, Trennen und Rückbau von Kalksandsteinmauerwerk
KS-Mauerwerk reagiert spröde. Es bricht entlang gezielter Spannungsspitzen und vorhandener Schwächungen (Fugen, Öffnungen, Installationsschlitze). Für kontrollierte Eingriffe haben sich erschütterungsarme Verfahren etabliert: das statische Spalten mittels Stein- und Betonspaltgeräten, das abschnittsweise Abbeißen von Wandkanten mit Betonzangen sowie Vorbohren und Sägen, wenn präzise Schnittkanten gefordert sind. Ziel ist es, Lastpfade zu respektieren, ungewollte Rissausbreitungen zu vermeiden und angrenzende Bauteile zu schonen.
Werkzeugwahl nach Ziel und Randbedingungen
- Stein- und Betonspaltgeräte: Einbringen definierter Zugspannungen über Keile/Spaltzylinder; ideal für leises, vibrationsarmes Öffnen und Teilrückbau von KS-Wänden.
- Betonzangen: Nibbeln von Mauerwerk, Kanten und Überständen; geeignet für das kontrollierte Abtragen, insbesondere bei Mischkonstruktionen mit Ringankern, Stürzen oder Betonbauteilen.
- Hydraulikaggregate: Energieversorgung für handgehaltene oder tragbare Werkzeuge bei beengten Zugängen, Innenräumen und sensiblen Bereichen.
- Kombischeren und Multi Cutters: Für gemischte Materialien, z. B. beim Rückbau von Einbauteilen, Leitungen, leichten Stahlprofilen im Anschluss an KS.
- Stahlscheren: Trennen von Bewehrung in angrenzenden Betonbauteilen oder von Stahlkonstruktionsteilen, die KS-Wände aussteifen.
- Tankschneider: Speziell für Blech- und Hohlkörper; im Kontext KS vor allem bei angrenzenden Sondereinsätzen relevant, nicht für das Mauerwerk selbst.
Selektiver Abbruch im Bestand
Bei Türöffnungen, Wanddurchbrüchen oder Teilabtragungen ist eine klare Trennfuge entscheidend. Vorgehen in der Praxis: Vorritzen oder Vorbohren entlang der geplanten Schnittlinie, Setzen von Spaltzylindern für eine gerichtete Rissbildung, anschließendes Abtragen von Reststegen mit der Betonzange. So bleiben Erschütterungen gering, und angrenzende Oberflächen werden geschont. Bei KS mit ringförmigen Betonbauteilen (Ringanker, Stahlbetonstürze) lassen sich die Betonanteile mit der Betonzange gesondert lösen.
Erschütterungen und Gebäudeschutz
Kalksandstein überträgt Vibrationen in Form feiner Rissbildungen. Statisches Spalten senkt das Risiko im Vergleich zu Schlag- oder Hammereinsatz deutlich. In sensiblen Zonen (Bauten mit hochwertigen Oberflächen, Laborbereiche, Kliniken) sind erschütterungsarme Methoden Standard.
Planung: Tragwerk, Lastpfade und Bauzustände beachten
Vor Eingriffen sind Lastabtragung, Zwischenzustände und die Funktion von Wandscheiben zu klären. Tragende KS-Wände können aussteifend wirken; Öffnungen verändern die Steifigkeit. Temporäre Abstützungen und die Reihenfolge der Arbeitsschritte sind entsprechend festzulegen. Bei feuchtebelasteten Bereichen sind Materialzustand und Mauerwerksverbände zu prüfen, da durchfeuchtete Steine anders brechen.
Staub- und Lärmminderung
- Nassschneiden oder -bohren, wo technisch möglich
- Abschnittsweises Spalten statt durchgehender Schlagarbeit
- Absaugung an Bohrpunkten; Öffnungen zügig ausräumen
- Abdeckungen und Abschottungen in Innenräumen
Sicherheit und Arbeitsschutz
Hydraulische Werkzeuge sind bestimmungsgemäß zu betreiben. Für Rückbauarbeiten gelten Schutzmaßnahmen gegen Quetschen, Hydraulikleckagen, umherfliegende Splitter und Staub. Hinweise von Herstellern und allgemeine Regeln der Technik sollten beachtet werden.
Schneiden, Bohren und Öffnen: praxiserprobte Vorgehensweisen
Präzise Öffnungen in KS entstehen häufig im Zusammenspiel aus Vorbohren, statischem Spalten und lokalem Abtragen. Sägeschnitte liefern saubere Kanten; wo Sägen nicht möglich ist, übernehmen Spaltzylinder die Risssteuerung. Reststege und auskragende Bereiche lassen sich mit der Betonzange gezielt entfernen. Hydraulikaggregate versorgen die Geräte auch in Bereichen ohne Starkstromanschluss.
Typische Arbeitsschritte
- Markieren und statisch beurteilen; erforderliche Abstützungen setzen.
- Vorbohren entlang der Schnittlinie (Abstand und Durchmesser passend zum Spaltwerkzeug).
- Stein- und Betonspaltgeräte ansetzen, um eine kontrollierte Rissfuge zu erzeugen.
- Mit Betonzangen Stege und Kanten abschnittsweise abtragen.
- Bauteile sichern, entnehmen und materialrein separieren.
- Kanten nacharbeiten; ggf. Mauerwerk ausgleichen und vorbereiten.
Recycling und Entsorgung von Kalksandstein
Sortenreines KS-Material kann zu Recyclingkörnungen aufbereitet werden, etwa für ungebundene Tragschichten oder als Zuschlag in Recyclingbaustoffgemischen. Mörtelanhaftungen und Beimengungen (Gips, Holz, Kunststoffe, Metalle) sind zu minimieren. Eine getrennte Erfassung von KS, Beton und Ziegel erhöht die stoffliche Verwertungsquote. Rechtliche Vorgaben zur Abfallklassifizierung und zum Einbau von Recyclingmaterial sind generell zu beachten.
Wiederverwendung
Unbeschädigte Steine können nach Reinigung in untergeordneten Anwendungen wiederverwendet werden, wenn Trag- und Gebrauchstauglichkeit gewährleistet sind. Die Sichtqualität hängt vom Ausbauverfahren ab; sanfte, vibrationsarme Methoden begünstigen den Erhalt.
Kalksandstein im Vergleich zu Beton und Naturstein bei Abbrucharbeiten
Gegenüber Beton besitzt Kalksandstein zwar hohe Druckfestigkeit, aber geringe Zugfestigkeit. Das macht ihn empfänglich für Trennrisse durch statisches Spalten. Betonzangen kommen besonders dort zum Einsatz, wo KS-Bauteile mit Beton- oder Stahlteilen gekoppelt sind (Stürze, Ringanker, Auflagerbereiche). Naturstein zeigt je nach Gesteinsart anisotrope Bruchflächen; KS bricht dagegen überwiegend entlang Fugen und Bohrlinien, was die Rissführung planbar macht.
Typische Schadensbilder und Bedeutung für den Rückbau
Haarrisse, Setzungsrisse, feuchtebedingte Schadsymptome oder Frostabplatzungen beeinflussen die Bruchführung. In vorgeschädigten Zonen kann das Material unregelmäßig ausbrechen. Die Platzierung von Spaltpunkten und die Reihenfolge der Arbeitsschritte sind darauf abzustimmen. Vorversuche an unkritischen Bereichen helfen, die Reaktion des Mauerwerks zu beurteilen.
Einsatzbereiche und praxistaugliche Anwendungen
Im Betonabbruch und Spezialrückbau werden KS-Wände häufig neben Stahlbetonbauteilen bearbeitet. Betonzangen lösen Ringanker und Betonstürze, während Stein- und Betonspaltgeräte die KS-Flächen erschütterungsarm öffnen. In der Entkernung und beim Schneiden sind leise, handgeführte Werkzeuge vorteilhaft, etwa in laufenden Gebäuden. Bei Sondereinsätzen mit begrenztem Zugang oder Auflagen zu Lärm und Staub sind kompakte hydraulische Systeme eine praxistaugliche Lösung. Für Felsabbruch und Tunnelbau sowie die Natursteingewinnung ist KS nicht das Zielmaterial; die dort üblichen Spalt- und Zangenprinzipien zeigen jedoch Parallelen in der kontrollierten Rissführung und lassen sich auf KS übertragen.
Auswahl geeigneter Geräte und Parameter
Die Wahl der Gerätekategorie richtet sich nach Wanddicke, Verbänden, Einbauteilen und Zugänglichkeit. Für das Spalten sind Bohrlochdurchmesser, Zylinderhub und Spaltkraft aufeinander abzustimmen. Bei Betonzangen sind Öffnungsweite, Schneidengeometrie und Kraftverlauf maßgeblich, insbesondere an Übergängen zu Beton.
Hinweise zur Dimensionierung
- Bohrlochdurchmesser auf den Spaltkeil abstellen; Lochabstand gleichmäßig wählen.
- Bei dünnen Wänden mit geringem Lochabstand arbeiten, um Kerbspannungen zu steuern.
- Übergänge KS/Beton vorab identifizieren; Abtragungsfolge festlegen.
- Hydraulikaggregate nach benötigtem Volumenstrom und Druck auswählen.
Qualitätssicherung und Dokumentation
Für sensible Projekte sind Erschütterungen, Rissbilder und Staubentwicklung zu dokumentieren. Messpunkte vor und nach den Eingriffen liefern Vergleichswerte. Ein klarer Ablaufplan mit Prüf- und Freigabepunkten erhöht die Ausführungssicherheit.
Regelwerke und Genehmigungen in der Übersicht
Für Mauerwerksarbeiten, Abbruch und Arbeitsschutz gelten einschlägige technische Regeln und behördliche Vorgaben. Diese sind projektspezifisch zu prüfen und einzuhalten. Angaben in diesem Beitrag sind allgemeiner Natur und ersetzen keine Einzelfallplanung.





















