Fließbeton ist ein hoch verarbeitbarer Beton, der sich unter dem Eigengewicht ohne Rütteln entlüftet und die Schalung vollständig ausfüllt. Er wird besonders dort eingesetzt, wo die Bewehrung dicht liegt, komplexe Geometrien vorliegen oder eine gleichmäßige, porenarme Oberfläche gefordert ist. In der Praxis trifft man Fließbeton sowohl im Hoch- und Ingenieurbau als auch bei Fertigteilen und in Tunnelbauwerken an. Für den späteren Rückbau hat die Materialstruktur von Fließbeton spürbare Konsequenzen: dichte Gefüge, hohe Früh- und Endfestigkeiten sowie mögliche Faserbewehrungen beeinflussen die Wahl schonender Verfahren wie Betonzangen, Stein- und Betonspaltgeräte und Kombischeren sowie die Antriebsleistung der Hydraulikaggregate der Darda GmbH.
Definition: Was versteht man unter Fließbeton
Unter Fließbeton versteht man einen Beton mit sehr hoher Fließfähigkeit und ausgeprägter Selbstverdichtungsneigung. Er verteilt sich unter Eigengewicht, umschließt die Bewehrung und entlüftet ohne mechanische Verdichtung. Häufig wird er als selbstverdichtender Beton (SVB) bezeichnet; im internationalen Sprachgebrauch ist die Abkürzung SCC (Self-Compacting Concrete) verbreitet. Typisch sind große Ausbreitmaße, kurze Fließzeiten und eine Zusammensetzung mit erhöhtem Feinanteil sowie leistungsfähigen Fließmitteln und stabilisierenden Zusatzmitteln. Ziel ist eine homogene, entmischungsarme Matrix mit geringer Porosität und hoher Oberflächenqualität.
Eigenschaften, Zusammensetzung und Normen
Fließbeton basiert auf einer feinkörnigen Sieblinie, niedriger Viskosität und kontrollierter Stabilität. Entscheidend sind das Verhältnis Wasser zu Bindemittel, die Art der Fließmittel (z. B. moderne PCE-Systeme) und gegebenenfalls Viskositätsmodifizierer, die das Entmischungsrisiko begrenzen. Die Festigkeitsklassen reichen abhängig vom Entwurf von üblichen Klassen bis hin zu hochfesten Qualitäten. In der Praxis werden die Konsistenz (Ausbreitmaß, Fließzeit) und die Stabilität (Siebstabilität, Blockierneigung) überwacht. Üblich ist die Orientierung an den einschlägigen technischen Regeln (z. B. DIN EN 206/DIN 1045-2 in der jeweils gültigen Fassung).
Rheologie und Stabilität
Fließbeton zeigt ein ausgeprägtes Fließverhalten mit geringer Fließgrenze bei ausreichend hoher plastischer Viskosität. Dadurch füllt er enge Zwischenräume der Bewehrung, ohne zu segregieren. Eine zu geringe Viskosität begünstigt Entmischung und Ausbluten; eine zu hohe Viskosität reduziert die Selbstverdichtung. Das Gleichgewicht aus Fließfähigkeit und Stabilität ist das Kernkriterium.
Gefüge und mechanische Eigenschaften
Die Kombination aus niedriger Luftporigkeit und dichtem Gefüge führt zu glatten, porenarmen Oberflächen, guter Druckfestigkeit und oft erhöhter Oberflächenhärte. In Rückbausituationen kann dies zu spröderen Bruchbildern mit geringer Rissverzweigung führen, was die Wirkung von Betonzangen und Stein- und Betonspaltgeräten beeinflusst. Bei Fasern (Stahl- oder Kunststofffasern) ändert sich das Rissverhalten: Die Energieabsorption steigt, und das Nachrissverhalten wird duktiler, was beim Trennen und Spalten berücksichtigt werden muss.
Dauerhaftigkeit und Betondeckung
Durch die gute Entlüftung und gleichmäßige Betondeckung werden Chlorid- und Karbonatisierungswiderstand positiv beeinflusst. Für den Rückbau bedeutet das häufig fest anhaftende Deckschichten und dichte Randzonen, die höhere Anfangslasten bei Betonzangen verlangen können.
Herstellung, Transport und Einbau
Die Herstellung von Fließbeton erfordert eine präzise Dosierung und eine Mischtechnik, die eine homogene Verteilung des Bindemittels und der feinen Zuschläge sicherstellt. Transport und Einbau erfolgen meist über die Pumpe. Weder Innenrüttler noch Flächenrüttler sind vorgesehen; stattdessen werden kontrollierte Einbringgeschwindigkeiten, passende Einfüllhöhen und eine sorgfältige Nachbehandlung gewählt.
Mischungsentwurf
- Erhöhter Feinmehlanteil (Zement, Zusatzstoffe wie Flugasche, Hüttensandmehl oder Füller) zur Stabilisierung des Mörtelgerüsts
- Leistungsfähige Fließmittel für hohe Ausbreitmaße bei moderatem w/z-Wert
- Gegebenenfalls Viskositätsmodifizierer zur Reduktion der Entmischungsneigung
- Sieblinie mit ausreichendem Mörtelvolumen und abgestimmter Kornabstufung
Einbau und Schalungsdruck
Durch das hohe Fließvermögen können erhöhte frischebetonbedingte Schalungsdrücke auftreten. Schalungen werden entsprechend bemessen und dicht ausgeführt. Der Einbau erfolgt in kontinuierlichen Schichten; Einfüllpunkte und -geschwindigkeiten werden so gewählt, dass Lufteinschlüsse vermieden werden.
Qualitätssicherung und Prüfverfahren
Die frischebetonbezogenen Prüfungen zielen auf Fließfähigkeit, Blockierneigung und Stabilität. Sie dienen sowohl der Rezepturentwicklung als auch der Baustellenüberwachung.
- Ausbreitmaß und T500-Zeit: Maß für Fließfähigkeit und Anfangsviskosität
- V-Trichter (V-Funnel): Beurteilung der Fließzeit und Viskosität
- L-Box/J-Ring: Bewertung der Bewehrungsdurchgängigkeit und Blockierneigung
- Siebstabilitätsprüfung: Abschätzung der Entmischungsneigung
Härtbetonkennwerte
Druckfestigkeit, Zugfestigkeit (Spaltzug), E-Modul und Oberflächenhärte werden wie bei konventionellem Beton ermittelt. Dichte, Wasseraufnahme und Porosität dienen als Indikatoren für Dauerhaftigkeit und das zu erwartende Bruchverhalten im Rückbau.
Typische Anwendungsfelder von Fließbeton
Fließbeton wird überall dort bevorzugt, wo Geometrie, Bewehrungsdichte oder Oberflächenanforderungen einen konventionellen Einbau erschweren.
Hochbau und Ingenieurbau
- Stützen, Wände und Kerne mit dichter Bewehrung
- Flachdecken mit hoher Unterzugsdichte
- Architektonischer Sichtbeton mit homogener Oberfläche
Tunnelbau und Infrastruktur
- Innenschalen und Auskleidungen mit komplexer Bewehrung
- Ufer- und Stützwände mit hoher Dauerhaftigkeitsanforderung
- Fertigteiltübbinge und Passstücke bei eingeschränktem Verdichtungszugang
Fertigteile und Sonderbauteile
- Schlanke Fertigteile mit geringer Bauteildicke
- Elemente mit hohen Oberflächenanforderungen
- Bauteile mit Insert-Dichte (z. B. Einbauteile, Anker)
Auswirkungen von Fließbeton auf Rückbau und Abbruch
Die Eigenschaften von Fließbeton prägen die Wahl der Abbruchtechnik. Das dichte, porenarme Gefüge, mögliche Faserbewehrungen und die in vielen Anwendungen erhöhte Bewehrungsdichte führen dazu, dass niedrig erschütternde, kontrollierte Verfahren bevorzugt werden. Im Betonabbruch und Spezialrückbau sowie bei Entkernung und Schneiden kommen hydraulische Werkzeuge zum Einsatz, die präzise Kräfte einleiten und Material selektiv trennen.
Betonzangen: kontrolliertes Zerkleinern
Betonzangen greifen das Bauteil und zerkleinern es entlang schwacher Zonen. Bei Fließbeton liegt die Schwächung häufig in Fugen, Arbeitsunterbrechungen oder gezielt eingebrachten Trennschnitten. Ist Stahlfaserbewehrung vorhanden, beeinflusst sie das Nachrissverhalten; dann werden Betonzangen oft mit Stahlscheren oder Multi Cutters kombiniert, um freigelegte Bewehrung oder Fasern sauber zu trennen.
Stein- und Betonspaltgeräte: geräusch- und vibrationsarm spalten
Stein- und Betonspaltgeräte, einschließlich Steinspaltzylinder, erzeugen kontrollierte Zugspannungen im Bauteil. In dichten Fließbeton-Matrizen können vorgebohrte Lochbilder und die Orientierung der Spaltlinien gezielt so geplant werden, dass der Rissverlauf von Bewehrungszonen weggeführt wird. Das Verfahren eignet sich besonders in sensiblen Umgebungen mit strengen Emissionsanforderungen.
Kombischeren, Multi Cutters und Stahlscheren: Stahlanteile sicher trennen
Die oftmals hohe Bewehrungsdichte in mit Fließbeton hergestellten Bauteilen erfordert zuverlässige Schneid- und Scherkräfte. Kombischeren verbinden Brech- und Schneidfunktionen; bei massiven Stäben oder Profilen sind dedizierte Stahlscheren sinnvoll. Multi Cutters unterstützen das Trennen heterogener Einbauten, Kabel und dünnwandiger Stahlteile.
Hydraulikaggregate: Energieversorgung und Taktung
Hydraulikaggregate liefern die erforderliche Leistungsreserve für kontinuierliche Arbeitszyklen. Bei dichtem Fließbeton beginnt man häufig mit einem Pre-Cracking mittels Spalttechnik und setzt anschließend Betonzangen ein, um Bruchstücke kontrolliert zu lösen. Eine passende Taktung reduziert Werkzeugverschleiß und Emissionen.
Sondereinsatz und Industrieanlagen
In industriellen Rückbauprojekten können Fließbetonummantelungen Stahlbehälter, Podeste oder Einhausungen einschließen. Nach der Betonfreilegung lassen sich metallische Hüllen je nach Materialstärke mit Stahlscheren oder Tankschneider trennen. Die Abfolge aus Spalten, Zangenabbruch und Stahlschnitt stellt die Selektivität sicher.
Planung im Bestand: Erkundung, Dokumentation und Trennschnitte
Vor dem Rückbau empfiehlt sich eine bauwerksdiagnostische Erkundung. Ziel ist es, Rezeptur, Festigkeit, Bewehrungsgrad, eventuell vorhandene Fasern und die Lage kritischer Einbauten zu erfassen. Kernbohrungen, Rückprallhärtetests und Bewehrungsortung liefern Hinweise auf die Materialantwort unter Abbruchlasten. Auf dieser Basis werden Trennschnitte und Spaltlochbilder geplant.
- Material- und Bewehrungserkundung, inklusive möglicher Faseranteile
- Festlegung von Trennfugen, Spaltlinien und Greifpunkten
- Auswahl der Werkzeuge (Betonzangen, Stein- und Betonspaltgeräte, Kombischeren) und Dimensionierung der Hydraulikaggregate
- Definition von Abbruchabschnitten und Hubsicherheit (Lastannahmen, Fixpunkte)
- Emissionskonzept für Lärm, Erschütterungen und Staub
Arbeitsorganisation, Emissionen und Umweltaspekte
Für Bauwerke aus Fließbeton ist eine emissionsarme Arbeitsweise vorteilhaft. Spalten und Zangenabbruch erzeugen geringe Erschütterungen und reduzieren Sekundärschäden. Beim Schneiden und Brechen werden Staub und Feinpartikel durch Wassernebel oder Absaugung begrenzt. Rezyklierbare Fraktionen (Beton, Bewehrungsstahl, Einbauteile) werden getrennt gesammelt. Angaben zu örtlichen Vorgaben und Genehmigungen sind stets generell zu beachten; konkrete Anforderungen können je nach Projekt und Region variieren.
Werkzeugschonung und Sicherheit
- Kontrollierte Vortrennungen reduzieren Kerbspannungen und erhöhen die Lebensdauer von Betonzangen
- Spaltlochdurchmesser, -tiefe und -raster an Bauteildicke und Bewehrungsbild anpassen
- Schneidarbeiten an freigelegter Bewehrung mit Stahlscheren oder Multi Cutters durchführen
- Regelmäßige Kontrolle der Hydraulikaggregate und Schlauchverbindungen
Praxisleitfaden für Betonabbruch mit Fließbeton
Die folgenden Punkte haben sich in der Praxis bewährt, um Bauteile aus Fließbeton präzise und ressourcenschonend zu bearbeiten:
- Sequenz: Erkundung → Vortrennung/Spalten → Zerkleinerung mit Betonzangen → Separates Schneiden der Bewehrung
- Risssteuerung: Spaltlinien so planen, dass Risse entlang schwächerer Zonen und weg von stark armierten Bereichen laufen
- Kraftdosierung: Hydraulikdrücke stufenweise erhöhen, um spröde Brüche kontrolliert auszubilden
- Faserbeton: Bei Stahlfasern Schnitttechnik vorsehen; bei Kunststofffasern die Verhaltensänderung im Nachriss berücksichtigen
- Tunnel- und Innenstadteinsätze: Niedrige Erschütterungen durch Spaltgeräte und Betonzangen nutzen; Schneidarbeiten gezielt und abschnittsweise ausführen
Entsorgung und Verwertung
Ausgebauter Fließbeton kann analog zu konventionellem Beton aufbereitet werden. Die dichte Matrix liefert in der Regel hochwertigen Betonschutt, der zu rezyklierten Gesteinskörnungen aufbereitet werden kann. Metalle werden mit Stahlscheren oder Multi Cutters aus dem Verbund getrennt und sortenrein abgeführt. Vorgaben zu Abfallrecht und Recyclingquoten sind allgemein zu berücksichtigen; verbindliche Anforderungen richten sich nach den gültigen regionalen Regelungen.





















