Faserbeton verbindet die Druckfestigkeit der zementgebundenen Matrix mit der zug- und biegezugtragenden Wirkung kurzer, im Beton verteilter Fasern. Das Material begegnet Expertinnen und Experten im Hoch- und Ingenieurbau, im Tunnelbau mit faserbewehrtem Spritzbeton und zunehmend im Rückbau. In der Praxis beeinflusst die Faserbewehrung nicht nur die Bemessung und die Ausführung, sondern ebenso die Wahl der Abbruch- und Trennverfahren – etwa beim Einsatz von Betonzangen oder Stein- und Betonspaltgeräten in den Bereichen Betonabbruch, Spezialrückbau sowie Entkernung und Schneiden.
Definition: Was versteht man unter Faserbeton
Unter Faserbeton versteht man einen Beton, der zusätzlich zur mineralischen Matrix diskrete, kurze Fasern enthält. Diese Fasern können aus Stahl, Glas, Basalt, synthetischen Polymeren oder Carbon bestehen. Sie sind in der Regel zufällig orientiert und in bestimmter Menge homogen im Frischbeton verteilt. Die Fasern überbrücken entstehende Mikrorisse, begrenzen Rissweiten und erhöhen die Nachrisstragfähigkeit sowie die Energieaufnahme. Je nach Faserart, Geometrie und Dosierung werden Ziele wie Duktilität, Abriebfestigkeit, Schlagzähigkeit, Ermüdungswiderstand oder verbesserte Rissverteilung erreicht. Stahlfaserbeton (SFRC) ist die am weitesten verbreitete Form; Kunststoff- und Glasfasern werden häufig zur Schwindrissbegrenzung, Carbonfasern in Hochleistungsanwendungen eingesetzt.
Aufbau, Faserarten und Dosierung
Faserbeton besteht aus Zementleim, Gesteinskörnungen, Wasser, ggf. Zusatzmitteln und -stoffen sowie der Faserbewehrung. Die Faserparameter – Material, Länge, Durchmesser, Schlankheit, Oberfläche und Form (glatt, profiliert, gecrimpt, Hakenenden) – bestimmen die Verbundwirkung. Übliche Dosierungen bewegen sich bei Stahlfasern zwischen etwa 20 und 80 kg/m³, bei Polymerfasern zwischen wenigen hundert Gramm bis einigen Kilogramm pro Kubikmeter. Höhere Dosierungen erhöhen grundsätzlich die Rissüberbrückung, können aber Verarbeitbarkeit, Pumpfähigkeit und Oberflächenbearbeitung erschweren. Für die Planung gilt: Faserbeton ersetzt die konventionelle Stabstahlbewehrung nicht automatisch, kann sie jedoch für bestimmte Nachweise teilweise substituieren oder ergänzen. Die Bemessung erfolgt auf Basis der maßgebenden Regelwerke und projektbezogener Prüfwerte der Nachrissbiegezugfestigkeit.
Materialeigenschaften und Wirkmechanismen
Die zentrale Wirkung beruht auf dem Mikroriss- und Rissbrückenmechanismus. Während unbewährter Beton nach Rissbildung schlagartig Tragfähigkeit verliert, liefert Faserbeton eine residuale Tragfähigkeit über den Verbund zwischen Faser und Matrix. Das verbessert die Duktilität, Rissverteilung und Bruchenergie.
Relevante Eigenschaften
- Risskontrolle: Begrenzung der Rissbreiten und gleichmäßigere Rissverteilung im Gebrauchszustand.
- Nachrisstragfähigkeit: Erhöhte Tragreserven in Biegezug nach erstem Riss, wichtig für Platten, Industrieböden und Spritzbeton.
- Robustheit: Verbesserte Stoß- und Ermüdungsbeständigkeit; geringere Kerbwirkung an Kanten.
- Dauerhaftigkeit: Indirekte Vorteile durch kontrollierte Rissweiten; bei Stahlfasern ist Korrosionsverhalten zu berücksichtigen, insbesondere an freiliegenden Enden.
- Verformungsverhalten: Höhere Energieaufnahme und Duktilität, relevant in seismisch beanspruchten Bereichen oder beim Anprall.
Herstellung, Mischtechnik und Qualitätssicherung
Die Mischreihenfolge ist entscheidend, um Faserballungen zu vermeiden und eine gleichmäßige Dispersion zu erreichen. Häufig werden Fasern dosiert in den bereits homogenisierten Frischbeton eingetragen. Fließmittel unterstützen die Verarbeitbarkeit; dennoch ist auf das Risiko reduzierter Pumpfähigkeit zu achten. Für Spritzbeton ist die Abstimmung mit Düse, Förderweg und Wasserzugabe wesentlich.
Praktische Hinweise
- Faserdosierung kontrollieren und dokumentieren; Chargenkennzeichnung der Fasern bereitstellen.
- Arbeitsproben zur Kontrolle der Frischbetonkonsistenz und Sichtprüfung auf Faserverteilung.
- Ergänzende Prüfungen zur Ermittlung der Nachrissbiegezugkennwerte auf Grundlage projektspezifischer Vorgaben.
Konstruktion und Bemessung
Die Bemessung von Faserbeton stützt sich auf charakteristische Kennwerte aus Biegezug- oder Ausziehversuchen. Im Gebrauchszustand steht die Rissbreitenbegrenzung im Vordergrund, im Grenzzustand der Tragfähigkeit die residuale Biegezugtragfähigkeit. Häufig wird Faserbeton mit konventioneller Bewehrung kombiniert, etwa zur Sicherstellung von Zugankern, Durchstanznachweisen oder Anschlussdetails. Bei Spritzbeton im Tunnelbau können Stahlfasern die Mattenbewehrung anteilig ersetzen; die Beurteilung erfolgt projektspezifisch durch die Fachplanung.
Einsatzgebiete im Betonabbruch und Spezialrückbau
Im Rückbau wirkt Faserbeton anders als unbewehrter Beton: Fasern halten Bruchstücke länger zusammen und überbrücken Trennrisse. Das beeinflusst die Strategie und die Werkzeugwahl in den Bereichen Betonabbruch und Spezialrückbau sowie Entkernung und Schneiden. Mechanische Verfahren wie Betonzangen und Stein- und Betonspaltgeräte werden häufig mit Trenn- und Schneidtechniken kombiniert, um die faserbedingte Restverbindung kontrolliert zu lösen.
Selektiver Rückbau von Faserbeton-Bauteilen
- Voruntersuchung: Identifikation von Faserart und -gehalt (z. B. visuelle Prüfung, Magnettest bei Stahlfasern).
- Vorschneiden: Trennschnitte zur Schwächung der Bauteilkanten; bei Stahlfasern Klingenverschleiß berücksichtigen.
- Zerlegen: Einsatz von Betonzangen für kontrolliertes Abbeißen und Cracking, ggf. kombiniert mit Hydraulikaggregaten für konstante Leistung.
- Aufbrechen: Stein- und Betonspaltgeräte bzw. Steinspaltzylinder erzeugen Zwangstrennrisse; Faserbrücken werden in nachgeordneten Schritten durchtrennt.
- Nacharbeit: Überstehende Stahlfasern mit Stahlscheren oder Multi Cutters abtrennen; für gemischte Materialpakete können Kombischeren sinnvoll sein.
Trenn- und Zerkleinerungstechnik
Fasern erhöhen die Restkohäsion; dadurch verlängern sich Bearbeitungszeiten pro Schnitt oder Biss. Betonzangen profitieren von einer vorausschauenden Arbeitsfolge (Anknacken – Fasertrennung – Abbruch). Bei Stein- und Betonspaltgeräten ist die Rissführung planbar; Stahlfasern wirken dem Rissfortschritt entgegen, weshalb Vorbohrungen und engere Spaltabstände vorteilhaft sein können. Im Sondereinsatz – etwa bei beengten Verhältnissen oder sensiblen Umgebungen – sind erschütterungsarme Verfahren mit geringer Lärmemission gefragt, was für hydraulisches Spalten spricht.
Arbeitssicherheit, Staub- und Faserfreisetzung
Beim Bearbeiten von Faserbeton entstehen Staub und – je nach Faserart – freie Faserenden. Allgemeine Schutzmaßnahmen umfassen eine wirksame Staubbindung, geeignete persönliche Schutzausrüstung und eine geordnete Entsorgung der Faserreste. Bei Stahlfasern ist auf scharfkantige Drahtenden und potenzielles „Peitschen“ beim Trennen zu achten. Eine klare Trennung der Arbeitsbereiche und das Sichern loser Faserbündel reduzieren Risiken. Rechtliche Anforderungen zu Arbeitsschutz und Emissionen sind projektspezifisch zu prüfen; die Umsetzung erfolgt gemäß den jeweils geltenden Vorschriften.
Umwelt und Recycling von Faserbeton
Faserbeton lässt sich grundsätzlich als Recycling-Baustoff aufbereiten. Bei Stahlfasern ist die magnetische Abscheidung etabliert; die Metallfraktion kann dem Stoffkreislauf zugeführt werden. Polymer- oder Glasfasern verbleiben meist in der Gesteinskörnung; daraus hergestellte RC-Gemische sind je nach Reinheit und Qualifizierung in tragenden oder nicht tragenden Schichten einsetzbar. Eine sortenreine Trennung durch abgestimmte Rückbauabfolgen – z. B. Vorzerkleinerung mit Betonzangen, anschließende Feinzerlegung und Separierung – verbessert die Verwertungsquote.
Typische Herausforderungen auf der Baustelle
- Werkzeugverschleiß: Fasern erhöhen den Verschleiß an Schneiden; Inspektionsintervalle und Ersatz bereithalten.
- Restverbindungen: Nach dem Spalten bleiben Faserbrücken; zusätzliche Schnitte oder Scheren einplanen.
- Oberflächenbearbeitung: Stahlfasern können beim Abziehen „aufstehen“; für Sichtflächen geeignete Verfahren wählen.
- Pump- und Spritzfähigkeit: Hohe Faserdosierungen erfordern abgestimmte Gerätekonfiguration und Mischreihenfolge.
- Erkennung im Bestand: Faserbeton ist nicht immer dokumentiert; Probeflächen und Sondagen vermeiden Überraschungen im Rückbau.
Prüfverfahren und Dokumentation
Für Planung und Qualitätssicherung sind Prüfungen zur Ermittlung der Nachrisstragfähigkeit sowie der Faserverteilung üblich. Biegezugversuche an Probekörpern liefern Kennwerte zur Bemessung. Im Rückbau unterstützen Materialpässe, Lieferscheine und visuelle Befunde die Einschätzung der erforderlichen Trenn- und Zerkleinerungstechnik. Eine sorgfältige Dokumentation der gewählten Verfahren und der Abfallströme erleichtert Nachweisführung und Recycling.
Planung der Verfahren im Rückbau
Die Wahl zwischen Schneiden, Zangenbetrieb und hydraulischem Spalten orientiert sich an Bauteildicke, Bewehrungsgrad, Faserart, Erschütterungslimits und Umgebungsbedingungen. In Gebäuden mit laufender Nutzung wird häufig eine Kombination aus vorgezogenen Trennschnitten und geräuscharmen Zangen eingesetzt. Im Felsabbruch und Tunnelbau sind faserbewehrte Spritzbetonschalen verbreitet; dort gilt es, Haltesysteme, Ankerlagen und Schichtfolgen in die Rückbaureihenfolge einzubinden.
Faserarten im Vergleich
Stahlfasern bieten hohe Verbundfestigkeit und ausgeprägte Nachrisstragfähigkeit; sie beeinflussen allerdings Magnetabscheidung, Werkzeugverschleiß und können an Schnittkanten sichtbar korrodieren. Polymerfasern (Makro- und Mikrofasern) wirken effektiv gegen Frühschwindrisse und verbessern Zähigkeit, sind korrosionsfrei, haben aber geringere Steifigkeit. Glas- und Basaltfasern steigern Zugfestigkeit und Temperaturbeständigkeit in speziellen Rezepturen; ihre Eignung hängt von der Alkalibeständigkeit ab. Carbonfasern finden sich in Hochleistungsanwendungen mit sehr hoher Zug- und Ermüdungsfestigkeit; die Kosten und Verarbeitungsanforderungen sind entsprechend höher. Die Auswahl ist stets projektspezifisch und wird durch Zielkriterien, Dauerhaftigkeitsanforderungen und Wirtschaftlichkeit bestimmt.
Faserbeton im Tunnelbau und Spritzbeton
Im Tunnel- und untertägigen Bau ist faserbewehrter Spritzbeton ein wesentlicher Bestandteil temporärer und teils dauerhafter Sicherungen. Die Stahlfasern gewährleisten eine gleichmäßige Rissverteilung und zügigen Lastabtrag in frühen Bauphasen. Beim späteren Rückbau oder bei Profilanpassungen erleichtern geplante Trennschnitte den Einsatz von Betonzangen. Für profilgenaue Abbrüche mit geringen Erschütterungen kann hydraulisches Spalten die Belastung des Umfelds verringern.
Werkzeuge und Verfahren im Umgang mit Faserbrücken
Faserbrücken erfordern gezielte Trennschritte. Betonzangen spalten den Querschnitt lokal auf; überstehende Stahlfasern werden anschließend mit Stahlscheren oder Multi Cutters abgelängt. Stein- und Betonspaltgeräte erzeugen definierte Risse in massiven Querschnitten; eng gesetzte Bohrbilder und abgestimmte Spaltfolgen verbessern die Kontrolle. Hydraulikaggregate stellen die Energieversorgung für diese Werkzeuge sicher; eine konstante Druck- und Volumenstromregelung unterstützt reproduzierbare Ergebnisse. In Kombination mit Kombischeren lassen sich Mischaufgaben bewältigen, wenn neben Faserbeton auch Einbauteile und Bewehrungsstähle zu trennen sind.





















