Betriebssicherheit

Betriebssicherheit ist im Betonabbruch und Spezialrückbau, im Felsabbruch und in der Natursteingewinnung die Grundlage für störungsarme Abläufe und die Vermeidung von Unfällen. Wo hydraulisch betriebene Werkzeuge wie Betonzangen, Stein- und Betonspaltgeräte, Multi Cutters, Kombischeren, Stahlscheren, Tankschneider, Steinspaltzylinder und leistungsfähige Hydraulikaggregate eingesetzt werden, wirken hohe Kräfte auf Bauteile, Fels und Bedienpersonal. Dieser Beitrag aus dem Bereich Wissen der Darda GmbH bündelt praxisrelevantes Know-how und ordnet es fachlich ein: von der Definition über typische Gefährdungen bis hin zu konkreten Maßnahmen für einen sicheren, planbaren und effizienten Einsatz.

Definition: Was versteht man unter Betriebssicherheit

Unter Betriebssicherheit versteht man den Zustand, in dem Arbeitsmittel, Arbeitsplätze und Abläufe so gestaltet sind, dass Risiken für Menschen, Sachwerte und Umwelt auf ein vertretbar niedriges Niveau reduziert sind. Sie umfasst den gesamten Lebenszyklus: Auswahl geeigneter Arbeitsmittel, Gefährdungsbeurteilung, Unterweisung, sichere Bedienung, regelmäßige Prüfung, Instandhaltung und die geordnete Außerbetriebnahme. Im praktischen Rückbau heißt das: Werkzeuge und Hydrauliksysteme bleiben beherrschbar, Restgefahren sind bekannt und organisatorisch, technisch oder personenbezogen abgesichert. Das Ziel ist eine kontrollierte Kraftentfaltung – etwa beim Trennen mit Betonzangen oder beim kontrollierten Spalten von Beton und Naturstein – ohne ungewollte Nebeneffekte wie Bauteilabstürze, Schlauchplatzer, Funkenflug oder unkontrollierte Bruchausbreitung.

Kernprinzipien der Betriebssicherheit

Betriebssicherheit beruht auf drei ineinandergreifenden Ebenen. Technische Vorkehrungen nehmen Gefährdungen an der Quelle, organisatorische Maßnahmen ordnen den Arbeitsablauf, personenbezogene Maßnahmen stärken die Handlungssicherheit der Beschäftigten.

Technische Schutzmaßnahmen

  • Werkzeug- und Aggregateauswahl passend zur Aufgabe (z. B. Bauteildicke, Bewehrungsanteil, Gesteinshärte, Platzverhältnisse).
  • Druckbegrenzung und sichere Energiebeherrschung in Hydrauliksystemen (z. B. korrekt eingestellter Systemdruck, funktionierende Not-Aus-Einrichtungen).
  • Sichere Kupplungen, ausreichender Berstdruck und korrekter Biegeradius der Schläuche; Schutz vor Abrieb und Quetschungen.
  • Standfeste Aufstellung, sichere Lastpfade und Abstützungen, damit entstehende Kräfte (Scher-, Press- und Spaltkräfte) kontrolliert in das Bauteil eingeleitet werden.
  • Gute Sicht auf den Arbeitsbereich und ausreichend Beleuchtung, insbesondere in Schächten, Tunneln und beim Sondereinsatz.

Organisatorische Maßnahmen

  • Gefährdungsbeurteilung mit Arbeits- und Rettungskonzept; klare Rollen (Bediener, Einweiser, Absperrposten).
  • Absperrung und Markierung des Gefahrenbereichs; Freihalten von Fall- und Schwenkbereichen.
  • Arbeitsfreigabe und Kommunikationsregeln (Handzeichen, Funk), eindeutige Stoppsignale.
  • Geplanter Arbeitsablauf: Reihenfolge der Trenn- und Spaltvorgänge, Zwischenabstützungen, Entsorgungskette.

Personenbezogene Maßnahmen

  • Zielgerichtete Unterweisung an den verwendeten Werkzeugen (z. B. Betonzangen, Stein- und Betonspaltgeräte, Kombischeren) und den zugehörigen Hydraulikaggregaten.
  • Geeignete persönliche Schutzausrüstung: Kopf-, Augen- und Gesichtsschutz, schnittfeste Handschuhe, Sicherheitsschuhe, Gehörschutz, je nach Staubbelastung geeigneter Atemschutz.
  • Arbeitsmedizinische Vorsorge und Pausenmanagement bei staub-, lärm- und vibrationsintensiven Tätigkeiten.

Typische Gefährdungen und Risiken im Abbruch und in der Natursteingewinnung

Rückbau- und Spaltarbeiten sind von hohen Energien, scharfkantigen Werkstücken, bewegten Teilen und wechselnden Umgebungsbedingungen geprägt. Zu den typischen Gefährdungen zählen:

  • Hydraulischer Hochdruck: Leckage, Schlauchplatzer, unbeabsichtigtes Lösen unter Druck.
  • Unkontrollierte Bruchbildung und Bauteilabstürze bei Betonstrukturen; Gesteinsausbruch, Keilrisse und Nachfall im Fels.
  • Quetsch- und Schneidgefahren an Zangen, Scheren und Multi Cutters; Einklemmen im Dreh-/Schwenkbereich.
  • Staub (insbesondere quarzhaltiger Feinstaub beim Bohren), Lärm und Vibrationen.
  • Rückstoß- und Reaktionskräfte beim Spalten; Setzbewegungen bei Untergründen mit geringer Tragfähigkeit.
  • Brand- und Explosionsgefahren beim Öffnen von Behältern; Funken- und Wärmeeintrag beim Tankschneiden.
  • Elektrische, medientechnische und statische Restgefahren (verborgene Leitungen, Versorgungsstränge, Spannungen im Bauwerk).

Sichere Anwendung von Betonzangen

Betonzangen ermöglichen das kontrollierte Trennen von Stahlbeton und Mauerwerk – erschütterungsarm und präzise. Betriebssicherheit entsteht hier vor allem durch vorbereitete Lastpfade, eine angepasste Anpresskraft und die Absicherung der Umgebung.

Praxisleitfaden in Schritten

  1. Arbeitsbereich sichern: Absperren, Fallbereich definieren, Deckung gegen Splitter herstellen.
  2. Bauteil beurteilen: Material, Bewehrunglage, Lastabtrag, mögliche Zwangskräfte; Abstützungen einplanen.
  3. Werkzeug passend wählen: Maulweite, Scherkraft, Gewicht und Zugänglichkeit; Kompatibilität zum Hydraulikaggregat prüfen.
  4. Hydraulik sicher verbinden: Druck entlasten, Kupplungen reinigen, korrekt verriegeln; Probelauf bei niedriger Last.
  5. Trennfolge festlegen: vom Rand zur Mitte, von nichttragenden zu tragenden Bereichen; Bewehrung kontrolliert nacharbeiten (z. B. mit Stahlscheren).
  6. Zangengriffe dosiert ansetzen: kurze, kontrollierte Schnitte; Bauteilbewegung beobachten; Zwischenabstützungen nachführen.
  7. Druck entlasten und Werkzeug ablegen: erst nach Stillstand und Sicherung des Bauteils lösen; Transportwege freihalten.

Besondere Hinweise für Entkernung und Schneiden

In Bestandsgebäuden sind Leitungen, Schächte und Einbauten zu berücksichtigen. Leitungsführungen sondieren, Medien trennen und Bereiche entleeren. Engräume erfordern zusätzliche Lüftung, Staubbindung und klare Kommunikationswege. Bei Decken- und Wandöffnungen Absturzsicherungen vorsehen und Resttragfähigkeiten nicht überschätzen.

Sichere Anwendung von Stein- und Betonspaltgeräten

Stein- und Betonspaltgeräte arbeiten keilbasiert in vorgebohrten Löchern. Die Vorteile liegen in geringer Erschütterung, hoher Präzision und gezielt verlaufenden Rissen. Betriebssicherheit hängt hier von einem stimmigen Bohrlochraster, der richtigen Keilpositionierung und einer kontinuierlichen Beobachtung der Rissausbreitung ab.

Arbeitsvorbereitung

  • Bohrbild planen: Lochdurchmesser, -tiefe, -abstand an Material und Sollbruchlinie anpassen.
  • Bohrgut entfernen, Löcher reinigen und gegebenenfalls benetzen; Staub durch Nassbohren oder Absaugung minimieren.
  • Rissrichtung antizipieren: vorhandene Fugen, Bewehrung, natürliche Klüfte und Schwächezonen berücksichtigen.

Durchführung

  1. Spaltzylinder oder Keile mittig und flächig ansetzen; Keilflächen schmieren, wenn vom Hersteller vorgesehen.
  2. Druck langsam aufbauen; Rissbildung beobachten; bei seitlichen Bewegungen Arbeitsstopp und Neuansatz.
  3. Risse kontrolliert fortführen: benachbarte Löcher sequenziell aktivieren, Zwischenstützen setzen, Bauteilbewegung sichern.
  4. Nach dem Spaltvorgang Druck entlasten, Keile spannungsfrei ziehen, Bruchstücke geordnet abtragen.

Sondereinsatz unter Tage und im Tunnelbau

Untertage sind Belüftung, Beleuchtung, Fluchtwege und Kommunikation besonders zu planen. Gesteinsansprache und Firstsicherung sind Pflicht. In potenziell gefährlichen Atmosphären sind heiße Arbeiten nur nach sorgfältiger Freigabe und mit geeigneten Schutzmaßnahmen zulässig.

Hydrauliksicherheit bei Aggregaten, Schläuchen und Kupplungen

Hydraulik ist die Energiebasis für Betonzangen, Kombischeren, Multi Cutters, Stahlscheren, Steinspaltzylinder und Tankschneider. Betriebssicherheit bedeutet hier: Druck beherrschen, Dichtheit sicherstellen, Leckagen schnell erkennen.

  • Vor dem Kuppeln immer drucklos: Aggregat abschalten, Druck entlasten, Restenergie abbauen.
  • Schläuche auf Scheuerstellen, Quetschungen, Blasenbildung prüfen; Biegeradien einhalten, Knicke vermeiden.
  • Kupplungen sauber halten; Schutzkappen nutzen, um Partikel in der Hydraulik zu vermeiden.
  • Lecksuche niemals mit der Hand; bei Verdacht Arbeit stoppen, System sichern, qualifiziert prüfen lassen.
  • Not-Aus-Funktion regelmäßig testen; Bedienelemente klar beschriften, unbeabsichtigtes Betätigen verhindern.

Auswahl, Wartung und Prüfung von Arbeitsmitteln

Die Auswahl geeigneter Werkzeuge und Aggregate erfolgt anhand der Aufgabe, der Materialeigenschaften und der Umgebungsbedingungen. Wartung und wiederkehrende Prüfungen sichern die dauerhafte Funktion und tragen wesentlich zur Betriebssicherheit bei.

Tägliche Sicht- und Funktionsprüfung

  • Werkzeugzustand: Zangenarme, Messer, Keile, Spaltflächen auf Risse, Ausbrüche und übermäßigen Verschleiß prüfen.
  • Hydraulik: Dichtheit, Kupplungen, Schläuche, Schutzvorrichtungen, Druckanzeigen; saubere Ölstände.
  • Bedienung: Not-Aus, Totmannschaltungen, Bedienhebel leichtgängig, eindeutige Neutralstellung.
  • Umfeld: Standflächen, Abstützungen, Beleuchtung, Absperrungen und Rettungswege frei.

Instandhaltung und Dokumentation

Instandhaltungsintervalle orientieren sich an Einsatzintensität und Herstellerangaben. Verschleißteile rechtzeitig ersetzen, Ölqualität überwachen und Filter wechseln. Prüf- und Wartungsnachweise dokumentieren. Nur freigegebene Ersatzteile verwenden und Arbeiten qualifiziert ausführen lassen.

Lebenszyklus und Außerbetriebnahme

Bei wiederkehrenden Auffälligkeiten, Rissindizien oder überschrittenen Einsatzgrenzen ist eine tiefergehende Prüfung angebracht. Nicht mehr betriebssichere Arbeitsmittel sind gekennzeichnet außer Betrieb zu nehmen und fachgerecht zu entsorgen oder instand zu setzen.

Arbeitsplatzorganisation, Kommunikation und Absperrung

Eine klare Arbeitsorganisation reduziert Fehlhandlungen und macht Gefahren beherrschbar. Besonders im Teamverbund – etwa beim gleichzeitigen Einsatz von Betonzangen und Stahlscheren – ist eine eindeutige Kommunikation entscheidend.

  • Gefahrenraum festlegen und absperren; Mindestabstände definieren und durchsetzen.
  • Einweiser benennen; Sicht- oder Funksignale abstimmen; eindeutige Stoppsignale vereinbaren.
  • Materialfluss planen: Bruchstücke sicher abtragen, Zwischenlager definieren, Wege frei halten.
  • Wetter und Umgebung beachten: Nässe, Kälte oder Hitze beeinflussen Halt, Sicht und Hydraulik.

Staub, Lärm und Erschütterungen minimieren

Gesundheitsschutz ist Teil der Betriebssicherheit. Beim Bohren für Spaltarbeiten Staub mit Wasser oder Absaugung binden. Trennfolgen so wählen, dass Erschütterungen auf sensible Bereiche minimal einwirken. Lärmquellen örtlich begrenzen, Arbeitszeiten abstimmen und geeigneten Gehörschutz tragen. Bei anhaltendem Staubanfall geeigneten Atemschutz bereitstellen.

Persönliche Schutzausrüstung (PSA) zielgerecht einsetzen

PSA ergänzt technische und organisatorische Maßnahmen. Bewährt haben sich Schutzhelm, Schutzbrille oder Gesichtsschutz, schnitt- und stichfeste Handschuhe passend zum Werkzeug, Sicherheitsschuhe mit Zehenschutz, Gehörschutz und – je nach Tätigkeit – Atemschutz mit ausreichender Filterklasse. In Randlagen und auf Decken sind kollektive Absturzsicherungen vorrangig, ansonsten geeignete persönliche Sicherungen vorsehen.

Rechtliche und normative Orientierung (allgemein, nicht verbindlich)

Maßgeblich sind die jeweils geltenden Arbeitsschutzvorschriften, anerkannte Regeln der Technik und die Herstellerinformationen. Dazu zählen Gefährdungsbeurteilung, Betriebsanweisungen, Unterweisungen, Prüfpflichten sowie der sichere Umgang mit Energiequellen. Bei besonderen Tätigkeiten wie dem Öffnen von Behältern oder Arbeiten in engen Räumen sind Freigabeprozesse und ergänzende Schutzmaßnahmen vorgesehen. Die konkrete Umsetzung erfolgt stets standort- und aufgabenbezogen.

Praxisbezüge aus den Einsatzbereichen

Betonabbruch und Spezialrückbau

Bei Rückbauabschnitten in tragenden Zonen ermöglichen Betonzangen kontrollierte Trennvorgänge, wenn Lasten vorher aus dem System genommen sind. Kombischeren und Stahlscheren ergänzen beim Nacharbeiten der Bewehrung. Reaktionskräfte sind durch Abstützungen aufzufangen, Fallwege sind frei zu halten und Bruchstücke zügig zu sichern.

Felsabbruch und Tunnelbau

Stein- und Betonspaltgeräte sowie Steinspaltzylinder erlauben erschütterungsarme Lösungen in sensiblen Bereichen, insbesondere im Felsabbruch und Tunnelbau. Entscheidend sind ein stimmiges Bohrbild, die Sicherung der Firste und Böschungen sowie die Steuerung der Rissausbreitung. Kommunikation und Sicht sind in Tunnelröhren besonders zu organisieren.

Natursteingewinnung

Beim Abspalten von Blöcken werden Keile so gesetzt, dass der Riss dem natürlichen Kluftsystem folgt. Eine saubere Abdeckung vor Splittern, sichere Standflächen und definierte Fluchtwege sind obligatorisch. Kraneinsätze werden auf den Zeitpunkt abgestimmt, an dem der Block frei und stabil führbar ist.

Entkernung und Schneiden

In der Entkernung sind Kombischeren und Multi Cutters vielseitig. Medienleitungen sind vorab zu identifizieren und zu trennen. Beim Öffnen von Tanks und Behältern – etwa mit Tankschneidern – gelten erhöhte Vorsicht, Freimessungen und abgestimmte Schutzmaßnahmen gegen Zündquellen. Heiße Arbeiten nur nach Freigabe und mit geeigneter Überwachung.

Checkliste: sichere Arbeitsfreigabe

  • Gefährdungsbeurteilung erstellt, Maßnahmen festgelegt.
  • Werkzeug- und Aggregatwahl überprüft, Kompatibilität sichergestellt.
  • Hydraulikverbindungen sauber, drucklos gekuppelt, Funktion getestet.
  • Absperrungen gesetzt, Zuständigkeiten und Signale geklärt.
  • PSA vollständig, Rettungsmittel verfügbar, Erste Hilfe organisiert.
  • Staub- und Lärmschutz geplant, Entsorgung und Logistik vorbereitet.
  • Arbeitsplatz aufgeräumt, Flucht- und Transportwege frei.