Bauarbeiten im Bestand

Bauarbeiten im Bestand umfassen alle baulichen Eingriffe an vorhandenen Gebäuden und Anlagen – von der Entkernung über den selektiven Rückbau bis zur Herstellung neuer Öffnungen. Im Unterschied zum Neubau treffen Planung und Ausführung hier auf reale Randbedingungen: eingeschränkte Zugänglichkeit, bauzeitliche Nutzungen, unbekannte Bauteilqualitäten, Schallschutzanforderungen sowie strikte Auflagen zum Schutz von Nachbargebäuden und Nutzern. Werkzeuge und Verfahren müssen deshalb präzise gewählt werden. In der Praxis spielen erschütterungsarme Methoden wie das hydraulische Spalten von Beton und Mauerwerk sowie der gezielte Zangenbruch mit Betonzangen eine zentrale Rolle, um Substanz kontrolliert zu trennen und die Tragfähigkeit des verbleibenden Bestands zu sichern.

Definition: Was versteht man unter Bauarbeiten im Bestand

Unter Bauarbeiten im Bestand versteht man die technisch und organisatorisch anspruchsvolle Planung und Ausführung von Bauleistungen an bestehenden Gebäuden, Infrastrukturen und industriellen Anlagen. Dazu zählen insbesondere konstruktive Anpassungen (z. B. Wand- und Deckendurchbrüche), Sanierungen, Teilabbrüche, Entkernungen, der Spezialrückbau sowie die Vorbereitung für Umnutzungen. Charakteristisch ist die selektive Vorgehensweise: Bauteile werden gezielt voneinander getrennt, Materialien sortenrein ausgebaut und Emissionen (Lärm, Staub, Erschütterungen) minimiert. Hydraulische Werkzeuge wie Betonzangen, Stein- und Betonspaltgeräte für Bestandsbau sowie kompakte Hydraulikaggregate für Innenbereiche werden häufig eingesetzt, weil sie kontrollierbar, kompakt und emissionsarm arbeiten.

Besonderheiten und Herausforderungen im Bestand

Bauen im Bestand ist durch Unsicherheit und Enge geprägt: Bestandsunterlagen sind oft unvollständig, Bauteildicken variieren, Bewehrungen liegen anders als erwartet. Konventionelle Abbruchmethoden mit hohem Schlagimpuls bergen Risiken für angrenzende Bauteile und Nutzungen. Zudem gelten erhöhte Anforderungen an Sauberkeit, Erschütterungsbegrenzung und Betriebssicherheit im laufenden Gebäudebetrieb.

Zentrale Einflussgrößen

  • Statik und Lastabtrag: Tragende und aussteifende Bauteile sind zu identifizieren; temporäre Sicherungen sind einzuplanen.
  • Zugänglichkeit: Transportwege, Geschosshöhen, Türbreiten und Tragfähigkeiten bestimmen das Gerätekonzept.
  • Emissionen: Grenzwerte für Lärm, Staub und Erschütterungen verlangen angepasste Methoden (z. B. Spalten statt Meißeln).
  • Materialmix: Stahlbeton, Mauerwerk, Naturstein, Stahl und Verbundkonstruktionen erfordern differenzierte Verfahren.
  • Betrieb und Umfeld: Schutz von Personen, Technik, Installationen und empfindlichen Bereichen hat Priorität.

Planung, Erkundung und Statik

Vor dem Eingriff steht die belastbare Erkundung. Bauteile werden vermessen, Hohlräume lokalisiert, Betongüten ermittelt und Bewehrungen geortet. Das Ergebnis ist ein umsetzungsreifes Arbeitskonzept mit abgestimmten Sicherungsmaßnahmen.

Empfohlene Vorgehensweise

  1. Bestandsaufnahme: Sichtprüfung, Endoskopie, Sondagen, Bewehrungsortung, ggf. Materialproben.
  2. Temporäre Sicherung: Abstützungen, Lastumlagerung, Staub- und Spritzwasserschutz, Schutzabdeckungen.
  3. Verfahrenswahl: Spalten, Zangenbruch, Sägen, Bohren, Schneiden – passend zu Bauteildicke, Armierung und Umfeld.
  4. Arbeits- und Sperrbereiche: Festlegen, kennzeichnen, Zugänge sichern; Notfall- und Kommunikationswege definieren.
  5. Monitoring: Erschütterungs- und Rissmonitoring, Lärmmessung, Staubbegrenzung – angemessen und dokumentiert.

Techniken und Verfahren des selektiven Rückbaus

Für präzise Eingriffe im Bestand haben sich kombinierte Verfahren bewährt. Häufig werden Schnitt- oder Kernbohrungen mit hydraulischem Spalten und Zangenbruch kombiniert, um kontrollierte Trennfugen zu erzeugen und Bauteile erschütterungsarm zu lösen.

  • Hydraulisches Spalten mit Stein- und Betonspaltgeräten oder Steinspaltzylindern: Rissbildung entlang definierter Bohrlochachsen, geringe Erschütterungen, hohe Genauigkeit.
  • Zangenbruch mit Betonzangen oder Kombischeren: gezieltes Aufbrechen und Quetschen von Beton, Freilegen von Bewehrung.
  • Schneidtechniken wie Wandsägen und Kernbohren: maßgenaue Trennschnitte; in Kombination mit Zangen/Spaltzylindern reduzierter Aufwand beim Ausbau.
  • Metalltrennung mit Stahlscheren, Multi Cutters oder Tankschneidern: Zuschnitt von Profilstahl, Rohrleitungen, Behältern und Tanks im Zuge der Entkernung.

Werkzeuge und Geräte im Bestand: Auswahlkriterien

Die Auswahl richtet sich nach Bauteilgeometrie, Material, Zugänglichkeit und Nebenbedingungen. Hydraulikaggregate liefern die Antriebsenergie; kompakte, modulare Einheiten sind für obere Geschosse und enge Räume vorteilhaft.

  • Leistungsparameter: Spaltkraft, Zangenöffnung, Schneidkraft, Hub, Hydraulikdruck, Ölstrom.
  • Baulogistik: Gerätegewicht, Transport in Etagen, Montage- und Wechselzeiten, Stromversorgung.
  • Emissionen: Lärm- und Staubentwicklung, Spritzwasser; Bedarf an Absaugung und Bindemitteln.
  • Sicherheit: Rückstoßarmut, Redundanzen, gut erreichbare Not-Halt-Funktionen, rutschfeste Griffflächen.

Betonzangen und Stein- und Betonspaltgeräte im Praxiseinsatz

Betonzangen ermöglichen das gezielte Abbrechen von Betonbauteilen und das kontrollierte Freilegen von Armierungen. Stein- und Betonspaltgeräte erzeugen über Bohrlöcher hohe Spaltkräfte, die Bauteile entlang der Schwächungslinien öffnen. Beide Verfahren sind im Bestand etabliert, weil sie erschütterungsarm und präzise arbeiten.

Typische Abläufe

  1. Festlegen der Trennfugen und Lastabtragung, Anbringen temporärer Sicherungen.
  2. Herstellen von Kernbohrungen oder Sägeschnitten, um Spannungen zu reduzieren und Sollbruchlinien zu definieren.
  3. Einsetzen von Spaltzylindern in Bohrlöcher, stufenweises Spalten bis zur kontrollierten Rissbildung.
  4. Nacharbeiten mit Betonzangen, um Kanten zu begradigen, Bewehrungen freizulegen und Bauteile in handhabbare Segmente zu brechen.
  5. Trennen von Armierungen mit Stahlscheren oder Multi Cutters; Sortierung der Materialien.

Vorteile im Bestand

  • Geringe Erschütterungen und reduziertes Rissrisiko in angrenzenden Bauteilen.
  • Hohe Maßhaltigkeit bei Öffnungen, Aussparungen und Nischen.
  • Reduzierte Lärmemissionen im Vergleich zu schlagenden Verfahren.
  • Gute Steuerbarkeit in engen Räumen, über Kopf und in sensiblen Bereichen.

Einsatzbereiche und Schnittstellen

Betonabbruch und Spezialrückbau

Beim selektiven Betonabbruch werden Bauteile abschnittsweise gelöst und entsorgt, oft unter laufendem Gebäudebetrieb. Kombinationen aus Spalten, Zangenbruch und Trennschnitten minimieren Rückwirkungen auf den Bestand.

Entkernung und Schneiden

Entfernung nicht tragender Bauteile, Ausbau von Installationen und Zuschneiden von Stahlträgern erfolgen mit Betonzangen, Multi Cutters und Stahlscheren. Tankschneider kommen bei Behältern und großformatigen Hohlkörpern zum Einsatz, sofern die Rahmenbedingungen dies sicher zulassen.

Felsabbruch und Tunnelbau

In untertägigen oder urbanen Situationen sind geringe Erschütterungen und wenig Sprengerschütterungen entscheidend. Steinspaltzylinder ermöglichen kontrollierte Brüche in Fels und starkem Beton, etwa bei Unterfangungen oder Durchpressungen.

Natursteingewinnung

Beim Lösen von Naturstein im Bestand – beispielsweise bei historischen Mauerwerksverbänden oder Natursteinsockeln – erlaubt das Spalten saubere Trennflächen mit minimalen Beschädigungen angrenzender Strukturen.

Sondereinsatz

In Sonderlagen wie Laboren, Krankenhäusern oder laufenden Produktionsanlagen stehen Emissionskontrolle und Prozesssicherheit im Fokus. Hydraulische Spalt- und Zangenverfahren sind hier oft das Mittel der Wahl.

Arbeitssicherheit, Emissionen und Genehmigungen

Sicherheit hat Vorrang. Maßnahmen sind projektspezifisch zu planen und fortlaufend anzupassen. Aussagen hierzu sind grundsätzlich allgemeiner Natur zu verstehen.

  • Staub: Nassschnitt, punktuelle Absaugung, Abschottungen; regelmäßige Reinigung.
  • Lärm: Zeitfenster, Schallschutz, leise Verfahren (Spalten, Zangenbruch) bevorzugen.
  • Erschütterungen: Monitoring, Abstand zu sensiblen Bereichen, stufenweise Lastreduktion.
  • Gefahrstoffe: Stoffkunde, Freimessungen, geschultes Personal; fachgerechte Entsorgung.
  • Genehmigungen: Absprachen mit Behörden und Eigentümern; Auflagen zur Baustellenorganisation beachten.

Baustelleneinrichtung und Logistik im Bestandsgebäude

Die Logistik entscheidet über Takt und Qualität. Kompakte Hydraulikaggregate und modulare Werkzeuge erleichtern die Arbeit in Etagen, Schächten und beengten Bereichen.

  • Transportwege: Tragfähigkeit von Decken, Treppen und Aufzügen prüfen; Etappenlager einrichten.
  • Materialfluss: Sortenreine Trennung an der Quelle; kurzer Weg von der Trennstelle zur Sammelzone.
  • Absturz- und Kantenmanagement: Öffnungen sichern; Lastaufnahmen dokumentieren.
  • Versorgung: Strom, Wasser, Beleuchtung, Absaugung; Notfallausrüstung griffbereit.

Qualitätssicherung und Dokumentation

Nachweise sichern Vertrauen und minimieren Folgerisiken. Messpunkte, Fotos und Prüfberichte belegen den kontrollierten Rückbau und die Einhaltung der Vorgaben.

  • Freilegen und fotografisches Dokumentieren von Bewehrungslagen vor dem Trennen.
  • Maßkontrolle von Öffnungen; Ebenheit und Kantenqualität prüfen.
  • Erfassungslisten für Materialmengen; Wiegescheine für Entsorgungswege.
  • Protokolle zu Erschütterungs-, Lärm- und Staubwerten.

Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft

Selektiver Rückbau ist ein Schlüssel zur Ressourcenschonung. Spalten und Zangenbruch erzeugen im Vergleich zu schlagenden Verfahren oft weniger Feinanteile und erleichtern die sortenreine Trennung. Rezyklate können hochwertiger eingesetzt werden, wenn Armierungen sauber getrennt und Betonbruch möglichst frei von Anhaftungen ist.

Typische Fehler vermeiden

  • Unzureichende Erkundung: Unerwartete Bewehrungslagen und Einbauteile führen zu Verzögerungen – Sondagen und Ortungen frühzeitig vorsehen.
  • Fehlende temporäre Sicherungen: Kippen oder Absacken vermeiden durch Abstützung und abschnittsweises Arbeiten.
  • Unklare Trennfugen: Ohne definierte Sollbruchstellen steigen Kraftbedarf und Risiken – Schnitte und Bohrungen gezielt setzen.
  • Unangepasste Werkzeugwahl: Zu wenig Zangenöffnung, zu geringe Spaltkraft oder falsche Backengeometrie erhöhen Aufwand und Emissionen.
  • Mangelhafte Entsorgungslogistik: Fehlende Sortierung erhöht Kosten und mindert Recyclingquoten.

Beispiel: Öffnung in einer Stahlbetondecke herstellen

  1. Bestand prüfen, Bewehrungen orten, Abstützungen einrichten.
  2. Kontur kernbohren oder sägen; Staub- und Wasserschutz installieren.
  3. Spaltzylinder entlang der Kontur einsetzen, Bauteil lösen.
  4. Betonzangen zum Abbrechen der Reststege verwenden; Armierungen mit Stahlscheren trennen.
  5. Segmente bergen, Material sortieren, Kanten nacharbeiten, Maßhaltigkeit dokumentieren.

Gerätekategorien der Darda GmbH im Überblick (inhaltlicher Bezug)

Im Bestand kommen – abhängig von Aufgabe und Umfeld – regelmäßig folgende Gerätegruppen zum Einsatz: Stein- und Betonspaltgeräte und Steinspaltzylinder für kontrolliertes Spalten; Betonzangen und Kombischeren für Zangenbruch und Freilegen von Armierung; Stahlscheren und Multi Cutters für den Zuschnitt metallischer Einbauten; Tankschneider für Behälter und Hohlkörper bei geeigneten Randbedingungen. Hydraulikaggregate liefern die erforderliche Energieversorgung und erlauben das flexible Kombinieren der Werkzeuge.