Anbauschere

Die Anbauschere ist ein hydraulisch betriebenes Baggeranbaugerät zum Trennen, Zerkleinern und Demontieren von Stahl, Bewehrung und Bauteilen aus Stahlbeton. Sie kommt im Betonabbruch, beim industriellen Rückbau, in der Entkernung sowie beim Schneiden von Profilen, Tanks und Rohren zum Einsatz. In der Praxis wird sie häufig mit Betonzangen für Primär- und Sekundärabbruch, Kombischeren mit wechselbaren Backen oder Stein- und Betonspaltgeräte für Erschütterungsarmut kombiniert, um je nach Bauphase und Material das technisch und arbeitsschutzseitig passende Verfahren zu wählen.

Definition: Was versteht man unter Anbauschere

Unter einer Anbauschere versteht man ein hydraulisches Schneidwerkzeug, das an Trägergeräte wie Bagger oder Trägerfahrzeuge angebaut wird und durch eine oder mehrere Hydraulikzylinder seine Messer gegeneinander führt. Je nach Ausführung trennt die Anbauschere Stahlträger, Bewehrung, Bleche, Leitungen oder zerkleinert Bauteile aus Stahlbeton. Bau- und rückbautechnisch spricht man von Abbruchscheren, Schrottscheren, Stahlscheren, Kombischeren und Multi Cuttern. Abzugrenzen ist sie von der Betonzange, die Beton eher bricht und pulverisiert, sowie von Stein- und Betonspaltgeräten, die Gestein und Beton kontrolliert spalten.

Aufbau und Funktionsweise einer Anbauschere

Eine Anbauschere besteht aus Grundkörper, drehbarem Kopf (mit oder ohne 360°-Endlosrotation), beweglichen Schenkeln mit Schneidmessern, einem oder mehreren Hydraulikzylindern sowie Lager- und Verschleißteilen. Die Hydraulik des Trägergeräts liefert Durchfluss und Druck, der Zylinder schließt die Schere und erzeugt die Schnittkraft. Messergeometrie, Maulöffnung und Kraftübersetzung bestimmen, wie effizient Profile, Bewehrung oder Bleche getrennt werden. Rotationsköpfe erleichtern das anschnittgerechte Ansetzen, Wechselmesser und verschleißfeste Einlagen erhöhen die Standzeit. Bei Kombischeren sorgen austauschbare Backen (Schneid-, Pulverisier- oder Kombibacke) für hohe Flexibilität.

Bauarten und Varianten

Die passende Bauart richtet sich nach Material, Arbeitsmethode und Trägergerät. Wichtige Varianten sind:

Stahlschere, Kombischere und Multi Cutter

Stahlscheren sind auf das Schneiden von Stahl ausgelegt: Träger, Profile, Bewehrung, Kabeltrommeln, Tankschalen. Multi Cutters verbinden starke Schneidkanten mit robuster Führung für Mischabbruch. Kombischeren lassen sich mit unterschiedlichen Backen für Trennen, Quetschen und Sekundärabbruch umrüsten und eignen sich damit für wechselnde Aufgaben in der Entkernung und im Spezialrückbau.

Abgrenzung zur Betonzange

Betonzangen arbeiten mit Press-, Brech- und Pulverisierwirkung. Sie lösen Beton von der Bewehrung und reduzieren Bauteile zu handhabbaren Fraktionen – ideal für Primär- und Sekundärabbruch. Anbauscheren trennen dagegen gezielt das metallische Gefüge. In vielen Projekten werden beide Werkzeuge kombiniert: Betonzange für das Brechen, Anbauschere für das anschließende freilegende Schneiden von Bewehrung. Für erschütterungsarme Verfahren kommen zudem Stein- und Betonspaltgeräte oder Steinspaltzylinder in Betracht.

Rotation und Anbindung

Es gibt rotierende Scheren (360°) für präzises Positionieren sowie starre Ausführungen für robuste Anwendungen. Die Anbindung erfolgt über Adapterplatten oder Schnellwechsler; die Hydraulik wird über Vor- und Rücklauf sowie ggf. Leckölleitung angeschlossen.

Einsatzbereiche und typische Anwendungen

Die Anbauschere deckt ein breites Spektrum ab und wird in den folgenden Einsatzbereichen genutzt:

  • Betonabbruch und Spezialrückbau: Trennen von Bewehrung, Schneiden von Einbauteilen, Demontage von Stahlprofilen und Trägern. Häufige Kombination mit Betonzangen zur bauteilgerechten Trennung von Beton und Stahl.
  • Entkernung und Schneiden: Selektives Trennen von Leitungen, Kabeltrassen, Trapezblechen, Fassaden- und Hallenprofilen. Kombischeren und Multi Cutters ermöglichen flexible Arbeitsabläufe.
  • Felsabbruch und Tunnelbau: Schneiden von Gitterbögen, Ausbauprofilen, Bewehrungsmatten und Stahlträgern. Für den Fels selbst sind Stein- und Betonspaltgeräte oder Steinspaltzylinder in der Regel geeigneter.
  • Natursteingewinnung: Hier schneidet die Anbauschere Hilfsstahl und Steinkörbe; das eigentliche Lösen erfolgt eher mit Stein- und Betonspaltgeräten.
  • Sondereinsatz: Tankschneider und spezialisierte Scheren für das kontrollierte Trennen von Tanks, Druckbehältern und Rohrleitungen, unter Beachtung der jeweiligen Sicherheitsanforderungen.

Auswahlkriterien und Dimensionierung

Für Leistung, Wirtschaftlichkeit und Sicherheit ist die stimmige Auslegung entscheidend. Wichtige Kriterien:

  • Trägergerät: Einsatzgewicht und Hydraulikleistung (Durchfluss, Druck), ggf. Schnellwechsler und Tiltrotator.
  • Schnittkraft und Maulöffnung: passend zu Materialstärken, Profilformen und Bauteilhöhen.
  • Messergeometrie: V-förmig, gerade, gezahnt; Wechselmesser für zügigen Service.
  • Rotation: 360°-Rotator für präzises Ansetzen, starre Ausführung für schwere Schnitte.
  • Hydraulikbedarf: Vor-/Rücklauf, Lecköl; Druckbegrenzung und Rücklauffilter beachten.
  • Gewicht und Balance: Transport, Reichweite und Standfestigkeit des Baggers.
  • Umgebungsanforderungen: Lärm, Staub, Erschütterungen; bei strengen Auflagen sind Stein- und Betonspaltgeräte oft vorteilhaft.
  • Arbeitsmethode: Kombinierter Einsatz mit Betonzangen oder Multi Cutters zur Optimierung von Zykluszeiten und Materialtrennung.

Schnitt- und Zerkleinerungsprinzipien

Die Effizienz ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Messerführung, Kraftübertragung und Materialverhalten.

Scherschneiden in Stahl

Beim Scherschneiden wird Material durch Schubspannung getrennt. Ein enger Schneidspalt, scharfe Messer und ein stabiler Grundkörper minimieren Aufweitung und erleichtern das saubere Abtrennen von Profilen und Bewehrung.

Arbeiten an Stahlbeton

Bei Stahlbeton empfiehlt sich oft die Kombination: Zuerst Beton mit Betonzange brechen und Bewehrung freilegen, anschließend mit der Anbauschere schneiden. So sinkt die Werkzeugbelastung und die Recyclingtrennung wird verbessert.

Tanks, Rohre und Bleche

Für Tanks und Rohrleitungen kommen Tankschneider oder geeignete Multi Cutter in Betracht. Vor Arbeiten an Behältern sind stets die allgemein anerkannten Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten (z. B. Freimessen, Entleerung, Reinigung, Erdung), um Zünd- und Gesundheitsgefahren zu minimieren.

Betrieb, Sicherheit und Umweltschutz

Der sichere Betrieb beruht auf qualifiziertem Personal, intakter Technik und angepasster Arbeitsweise. Hinweise sind grundsätzlich allgemeiner Natur und ersetzen keine projektspezifischen Anweisungen.

  • Arbeitsvorbereitung: Gefährdungen erkennen, Absperrbereiche definieren, Lasten stabilisieren.
  • Geräteprüfung: Vor Einsatz auf Leckagen, Risse, Bolzen und Messerzustand achten.
  • Schneidstrategie: Zugänglichkeit schaffen, Bauteile entlasten, Schnittreihenfolge planen.
  • Emissionen: Staub binden; Erschütterungen berücksichtigen. Bei sensiblen Bereichen ggf. Stein- und Betonspaltgeräte einsetzen.
  • Materialtrennung: Stahl, Beton, Verbundstoffe sortenrein separieren für das Recycling.

Wartung, Verschleiß und Standzeit

Regelmäßige Pflege erhöht Produktivität und senkt Stillstände. Messer und Lager sind typische Verschleißstellen.

  1. Tägliche Sichtprüfung und Schmierung gemäß Betriebsanleitung.
  2. Messerkontrolle: Kanten umsetzen oder wechseln, Bolzen auf Spiel prüfen.
  3. Hydraulik: Kupplungen reinigen, Druck/Volumenstrom einhalten, Filterzustand beachten.
  4. Rotator und Lager: Drehlager spielfrei halten, Dichtungen überwachen.
  5. Dokumentation: Wartungsintervalle und Reparaturen nachvollziehbar festhalten.

Montage und Hydraulik-Schnittstellen

Die Einbindung in das Trägergerät erfolgt mechanisch über Adapter oder Schnellwechsler und hydraulisch über passende Leitungen.

  • Anbau: Adapterplatte auf Baggerkinematik abgestimmt; Schnellwechsler beachten.
  • Hydraulik: Vor- und Rücklauf mit ausreichendem Querschnitt; ggf. Leckölleitung (Case Drain).
  • Einstellungen: Druckbegrenzung, Durchfluss und Prioritätenventile gemäß Vorgaben einrichten.
  • Energieversorgung: Bei handgeführten Ergänzungsgeräten im Projektumfeld können Hydraulikaggregate erforderlich sein.

Praxisorientierte Kombinationen im Rückbau

Ein effizienter Ablauf kombiniert Werkzeuge nach Material und Bauphase:

  • Innerstädtischer Rückbau: Betonzange für Primärabbruch, Anbauschere für Bewehrung und Profile; bei strengen Auflagen ergänzend Stein- und Betonspaltgeräte.
  • Industrieabbruch: Stahlscheren und Multi Cutters für Profile, Bleche und Leitungen; Tankschneider für Behälter.
  • Tunnel- und Felsarbeiten: Spalttechnik (Steinspaltzylinder) für Gestein, Anbauschere für Ausbau- und Sicherungsstahl.

Abgrenzung und Ergänzung zu weiteren Werkzeugen der Darda GmbH

Die Anbauschere ist das Werkzeug der Wahl für das präzise Trennen von Metall. Wo Beton zu brechen und zu pulverisieren ist, bieten sich Betonzangen an. Soll vibrations- und erschütterungsarm gearbeitet werden – etwa in sensiblen Bereichen, denkmalgeschützten Gebäuden oder bei angrenzender Nutzung – punkten Stein- und Betonspaltgeräte und Steinspaltzylinder. Je nach Projekt können Kombischeren, Multi Cutters, Stahlscheren und Tankschneider sinnvoll ergänzt werden, während Hydraulikaggregate die Energieversorgung von ergänzenden hydraulischen Werkzeugen sicherstellen.